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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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aufzuschneiden und die Blutung zu stillen.
    Amos griff blindlings zum Telefon und wählte Doktor Millers Nummer. Er hatte befürchtet, daß der Arzt noch nicht zu Haus sein würde, aber er meldete sich, und Amos murmelte mit gebrochener Stimme etwas in den Hörer. Danach hatte er das Gefühl, daß der Doktor versprochen habe, er werde kommen, konnte sich aber nicht genau erinnern.
    Die Blutung der Wunde war zum Stillstand gekommen, aber Ruth war leichenblaß, und ihre Lippen hatten sich bläulich verfärbt. Anne schob ihn aus dem Weg und zu einem Stuhl, aber er fühlte, daß ihre Einstellung zu ihm anders war als noch vor wenigen Minuten.
    »Es tut mir leid, Vater Strong, ich – ich…«
    Er stand wieder auf und trat an das Kopfende der Couch, wo er bei Ruth sein konnte, ohne Anne zu stören. Sein Blick fiel auf den halb gedeckten Tisch. Es roch verbrannt, und er ging in die Küche und nahm die rauchenden Pfannen von dem alten, holzgefeuerten Küchenherd und tat sie ins Spülbecken. Anne folgte ihm, um einen Kessel mit Wasser zu füllen und auf den Herd zu stellen, aber er nahm kaum von ihr Notiz, bis er ihr leises Weinen hörte. Diesmal hatte sie Tränen.
    »Gottes Wege sind nicht die Wege des Menschen, Anne«, sagte er, und die Worte setzten in ihm selbst eine Flut von Emotionen frei. Er sank auf einen Küchenstuhl, ließ die Hände in den Schoß fallen und schloß die faltigen Lider, bedrückt von der Schwäche und der Ungewißheit des Alters. »Wir lieben die fleischliche Gestalt, und es bricht uns das Herz, wenn sie vergeht. Nur Gott kann alles über uns wissen und die verwirrten Fäden unseres Lebens zählen. Es ist nicht gut, Gott zu hassen.«
    »Das tue ich nicht, Vater Strong«, sagte sie mit stockender Stimme. »Das habe ich nie getan.«
    Er konnte die Aufrichtigkeit ihrer Worte nicht beurteilen und schwieg, und nach einer Weile seufzte sie. »Mutter Ruth ist noch nicht tot.«
    Der türenschlagend hereinstürmende Doktor Miller ersparte ihm eine Antwort. Nach einem prüfenden Blick zu Ruth riß er seine Tasche auf, reichte Anne die Flasche mit Blutplasma und machte sich an die Arbeit.
    »Es gibt eine Chance«, meinte er endlich. »Wenn sie jünger oder kräftiger wäre, würde ich sagen, daß sie eine ausgezeichnete Überlebenschance hat. Aber wie die Dinge stehen, solltest du lieber für sie beten, nachdem du schon daran glaubst.«
    »Ich habe gebetet«, erwiderte Amos, und es war die Wahrheit. Die Gebete hatten mit dem Tieffliegerlärm in seinem Kopf begonnen und nicht wieder aufgehört.
    Sie schoben Ruth mit der Couch und allem behutsam ins Schlafzimmer, wo die Fensterläden geschlossen werden und die anderen Geräusche des Hauses sie nicht erreichen konnten. Der Doktor gab Anne eine Injektion mit einem Beruhigungsmittel und schickte sie dann in das andere Zimmer. Darauf wandte er sich mit fragendem Blick zu Amos, fügte sich jedoch, als der Pfarrer den Kopf schüttelte.
    »Ich werde auf jeden Fall hier bei ihr bleiben, Amos«, sagte er. »Bis wir mehr wissen oder ein neuer Anruf für mich kommt. Ich habe zu Haus hinterlassen, wo ich zu erreichen bin.«
    Er legte Amos den Arm um die Schultern und bugsierte den Widerstrebenden mit sanfter Bestimmtheit zur Tür hinaus, dann zog er sich ins Schlafzimmer zurück und schloß die Tür. Amos stand lange Minuten im Wohnzimmer, das Kinn auf der Brust. Die Geräusche des Fernsehers in der Ecke brachten ihn nach einer Weile in die Wirklichkeit zurück. Der Sender Topeka war ausgefallen, aber eine andere Station zeigte Bilder der Zerstörung.
    Die Angriffe der Invasoren schienen vor allem den größeren, auffallenden Gebäudekomplexen zu gelten, und so kam es, daß Krankenhäuser und Schulen am stärksten betroffen waren. Das Gas hatte zahlreiche Todesopfer gefordert, die freilich vermeidbar gewesen wären, hätten die Leute sich an die Sicherheitsvorschriften gehalten. Aber nun verursachten die Brände den größten Schaden.
    Wie der Sprecher erklärte, hatten auch die fremden Angreifer schwere Verluste erlitten. Von den vierzig Maschinen, die am Angriff teilgenommen hatten, waren neunundzwanzig abgeschossen worden.
    »Ich frage mich, ob sie für ihre Toten bei Gott Fürbitte tun?« sagte der Arzt, als Amos ihm die Meldung brachte. »Oder erstreckt sich deines Gottes Barmherzigkeit nicht auf andere als auf die menschliche Rasse?«
    Amos schüttelte langsam den Kopf. Die Frage war ihm neu, aber es konnte nur eine Antwort darauf geben. »Gott regiert über das

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