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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Küchengarten öffnete. Sie war nicht verschlossen.
    Die drei drängten in die kleine Küche, wo sie auf Amos’ Geheiß die Schuhe auszogen und sich an den zusammengeknoteten Schnürsenkeln umhängten. Als sie sich durch den Verbindungskorridor zur Sakristei der Kirche weitertasteten, nahmen sie unvertraute Geräusche und Gerüche wahr, die aus dem Kircheninneren zu dringen schienen. Amos fühlte sich von einem Prickeln überlaufen, für das er keine Erklärung hatte. Er blieb stehen und lehnte sich gegen die Wand, um zu verschnaufen. Ein beengender, stechender Schmerz schien sich wie ein Ring um sein Herz zu schließen, und seine Kehle fühlte sich auf einmal so trocken an, daß es ihn würgte. In der Küche gab es Wasser, aber er scheute das Risiko unnötigen Lärms.
    Er schloß die Augen und wartete, daß die Schwächeanwandlung vorübergehe. Er fürchtete den Tod nicht. Wenn Gott ihn zu sich rufen wollte, er war bereit; die Menschen, die ihm nahegestanden hatten, waren tot, und seine Versuche, anderen zu helfen, hatten sie nur in Todesgefahr gebracht. Er war alt, außer dem Tod hatte er nichts mehr zu erwarten. Er mochte noch zehn Jahre am Leben bleiben, doch neben seiner Arbeit gab es nichts, wofür zu leben sich lohnte. Und selbst in seiner Arbeit, so sagte er sich, war er mittelmäßig gewesen, ein Versager…
    Das aber änderte nichts daran, daß er jetzt für Doktor Miller und Smithton verantwortlich war. Im Durchgang zum Altarraum der Kirche brannte eine Lampe, aber er sah niemand. Zur Linken führte eine Tür in einen Abstellraum, rechts lag die Sakristei. Ein staubiger alter Samtvorhang schloß das Kircheninnere gegen den Durchgang ab. Er bewegte sich leise darauf zu, fühlte die anderen hinter sich.
    Er beugte sich vor und spähte durch den behutsam erweiterten Vorhangspalt. Sie waren ungefähr sieben Meter vom Altar entfernt, auf der rechten Seite. Als erstes sah er die Trümmer des alten Altars. Dann bemerkte er stirnrunzelnd einen sorgfältig geglätteten Erdhaufen von eigentümlicher Form.
    Er zog den Vorhang noch ein wenig zurück, verwundert über die unstillbare Neugier in ihm, ein Zug, der ihm sonst durchaus fremd war.
    Im Mittelgang zwischen den vordersten Bankreihen knieten zwei prächtig gewandete Priester. Aber Amos beachtete sie kaum, denn seine Aufmerksamkeit wurde wie durch Magie von dem angezogen, was vor dem neuen Altarhügel stand.
    Auf einer irdenen Plattform ruhte ein hölzerner Schrein. Er trug vier eingeschnittene Zeichen, die, obschon vom Auge als unvertraut erkannt, von Amos’ Bewußtsein in eine Buchstabenfolge umgedeutet wurden, die nicht aussprechbar, aber von zwingender Richtigkeit war. Und über dem Schrein war ein Schleier, hinter dem etwas ohne Licht hell erstrahlte.
    Eine übermächtige, pulsierende Kraft erfüllte seinen Geist und erzeugte Muster, die in ihm zu Worten wurden – Worten wie jenen, die Moses einst gehört hatte und die er, Amos, kannte…
    »Ich bin, der Ich bin, der euch aus dem Ägypterlande, aus dem Frönerhaus geführt, um unter euch zu verweilen, der vor dem Frevler Belsazar an die Wand schrieb die Worte ›Mene, mene, tekel, upharsin‹, wie es von nun an groß über das Angesicht der Erde soll geschrieben werden. Denn Ich habe zum Geschlecht des Mikhtschah gesagt, ihr seid Mein erwähltes Volk, und erhoben sollt ihr sein über alles, was lebt unter den Himmeln!«
     
5
    Und es war ihm gegeben, Krieg zu führen gegen die Heiligen, und sie zu überwältigen; und Macht wurde ihm gegeben über alle Arten, über alle Zungen und Völker.
    Wer in Gefangenschaft führt, der soll Gefangenschaft erleiden; wer mit dem Schwert tötet, der soll durch das Schwert umkommen.
    Offenbarungen, XIII, 7, 10
     
    Das Geschlecht Mikhtschahs. Das Geschlecht der Eindringlinge…
    Die Zeit schien aufzuhören und sich ganz auf diesen einen Punkt zu konzentrieren. Amos fühlte sein Herz stillstehen, doch das Blut pulste ihm mit einer Kraft durch die Adern, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gekannt hatte. Er fühlte Ruths Hand in der seinen, und sie regte sich mit zurückkehrendem Leben, doch dabei wußte er, daß sie niemals existiert hatte. Er sah Doktor Millers Haar schneeweiß werden und wußte, daß es so war, obwohl er ihn von seinem Standort überhaupt nicht sehen konnte. Er fühlte den Zorn der Gegenwart auf sich ruhen und jeden seiner Gedanken von der Geburt bis zum sicheren Tod abwägen, wenn er völlig aufhörte und zugleich für immer weiterlebte, doch zugleich

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