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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Uhr.
    »Ist das nicht klar? Ich habe das Persische ins äolische Griechisch transliteriert und dann ins Skythische. Und da hatte ich’s! Ich war dem Schlüssel zu den skythischen Texten auf der Spur!«
    »Wunderbar.« Der Haarölmann erhob sich und begann hin- und herzuschreiten. »Entschuldigen Sie, aber ich kann einfach nicht stillsitzen. Das geht mir an die Nieren.«
    »Genauso ging’s mir auch in der Nacht, als ich das skythische Alphabet enträtselt hatte«, sagte Sam begeistert. »Ich konnte überhaupt nicht schlafen. Es ist echt erregend, nicht wahr?«
    »Ich glaube, ich verspüre ein Kribbeln auf meiner Kopfhaut!«
    »Es ist ein nahezu unirdisches Gefühl«, stimmte Sam zu, »etwas zu lesen, das viele Jahrhunderte lang unverständlich und unzugänglich war. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie Ihnen zumute ist.«
    Ruth, die sich ins Schlafzimmer entfernt hatte, kam nun zurück, in jeder Hand einen Koffer und Tränen auf beiden Wangen. »Sam, ich verlasse dich. Ich kann nicht länger dabeistehen und zuschauen.«
    »Aber Ruth «,sagte Sam, »das kannst du doch nicht tun. Ich liebe dich, ehrlich. Wenn du es möchtest, gebe ich die Epigraphik auf. Nun, da ich das skythische Alphabet enträtselt habe, ist meine vor fünfzehn Jahren selbstgestellte Aufgabe ja gelöst. Nie wieder Epigraphik! Wie gefällt dir das, Liebling?«
    »Sam, dieser kahlköpfige Schwindler wird sich dein Haarwuchsmittel aneignen und fünf Millionen Dollar herausschlagen, während wir überhaupt nichts davon haben. Du kennst nicht einmal seinen Namen!«
    Der Haarölmann wandte sich mit einer Miene tiefster Aufrichtigkeit, durchsetzt vom Gram eines Menschen mit sechs Magengeschwüren, an sie. »Gnädige Frau«, sagte er, »mein Name lautet Chuck Bradford. Ich beabsichtigte beileibe nicht, die Formel Ihres Gatten zu stehlen. Ich möchte ihm lediglich helfen. Eine solche Sache verlangt gemeinschaftliche Planung. Gemeinsam können wir…«
    »Gemeinsam, pah! Ich weiß genau, was Sie planen!«
    Die Türglocke läutete, und Ruth riß verärgert die Tür auf. Sie wich zurück und erbleichte wie eine Mandel. Ins Zimmer trat ein hochgewachsener, recht wild aussehender Afrikaner, an diesen und jenen Körperstellen bemalt, und fuchtelte mit einem Speer. »Umm!« rief der Schwarze und wies nacheinander mit dem Speer auf die Anwesenden. »Wer sein Sam?«
    »Das bin ich«, antwortete Sam. »Sie sind doch wohl nicht von der Kenya International Epigraphical Review?«
    »Wo sein Korrekturbogen?« fragte der Schwarze kurz und bündig.
    »Du meine Güte, ich konnte doch nicht ahnen, daß die ›KIER‹ einen so kurzfristigen Redaktionsschluß hat! Sind Sie gar der Chef redakteur?«
    »Wo sein Korrekturbogen?« wiederholte der Schwarze in bedrohlichem Tonfall, schüttelte seinen Speer und blies seine bemalten Wangen auf.
    »Unterwanderung der ›KIER‹ durch den Mau-Mau«, folgerte plötzlich Sam. »Sie müssen von Spionen geschickt sein.«
    »Sam!« Chuck Bradford keuchte. »Du wolltest diese Sache publizieren !«
    »In aller Ausführlichkeit«, sagte Sam selbstzufrieden. »Der Aufsatz ist ziemlich gut geschrieben. In der Tat hat man ihn schon bei der ersten Einsendung angenommen.«
    »Gott sei Dank, daß ich das noch rechtzeitig erfahre«, meinte Chuck. Er schob sich noch eine Pille in den Mund, trat auf den Schwarzen zu und zuckte augenblicklich zurück.
    »Bwana nicht können wachsen Haar auf Schrumpfkopf.« Der Schwarze grinste und senkte den Speer. In diesem Moment bemerkten alle, was daran so klapperte. Es waren zwei, und keiner bedurfte mehr eines Haarwuchsmittels. Ruth plumpste dumpf auf den Boden.
    »Ich gebe ihm die Korrekturbogen wohl lieber«, sagte Sam. »Aber nur, falls er verspricht, sie anschließend an die ›KIER‹ weiterzuleiten.« Er wandte sich an den Schwarzen. »Versprechen Sie mir das?«
    »Medizinmänner wollen Haarwuchs trank und wieder sein größtes Männer in Land. Dann ich geben Korrekturbogen Laufbursche von Portokassenverwalter.« Ihm fiel etwas ein. »Falls Medizinmänner nicht Korrekturbogen essen für Zauber.«
    »Dann ist es nicht die Mau-Mau«, stellte Sam fest. »Es sind die Medizinmänner.«
    »Weißes Missionar schicken Sohn USA für Medizinschule. Kommen zurück, machen großes Zauber. Jetzt Medizinmann schicken Sohn USA für Zaubertrank. Machen größeres Zauber. Weißes Doktor verlieren Praxis. Medizinmann wieder größtes Mann in Land.«
    »Und all das wegen des Haarwuchsmittels«, murmelte Sam. »Ich hätte mir

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