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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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geschieht im Namen der… der Gelehrsamkeit. Des Wissens. Mein Vater hat mir beigebracht, daß Geld nicht wichtig ist.«
    »Sam«, sagte Ruth, nahm seine Hand und streichelte sie zärtlich, »Sam, ich wollte, ich müßte es dir nicht sagen – aber Geld ist wichtig.«
    »Ist das wahr?«
    »Liebling, du hättest nicht so lange Junggeselle bleiben dürfen. Du bist so etwas wie… nun, von den praktischen Seiten des Lebens entfremdet.«
    »Aber du hast mir gesagt, Ruth, daß Geld nicht…«
    »Nicht für mich, Sam. Obwohl ich nichts dagegen hätte…« Ruths Stimme sank herab und verstummte, während ihr Blick vielsagend durch das schmuddlige kleine Apartment wanderte. »Ich denke an die Kleinen, die sich einstellen könnten.«
    »Die Kleinen?« wiederholte Sam und schnitt ein Gesicht, als stellte er sich eine Invasion von Zwergen vor.
    Mit schüchternem Lächeln hielt Ruth ihr Strickzeug hoch. »Ach, jetzt versteh ich, was du meinst! Du meinst, wir könnten – na ja.« Sam errötete und erlitt einen leichten Hustenanfall. »Aber dauert das nicht länger? Ich meine, wir sind doch erst seit drei Monaten verheiratet. Daran habe ich wirklich noch nicht gedacht. An Nachkommenschaft, meine ich.«
    Ruth lachte in aufmunternder Weise. »O nein, soweit ist es auch noch nicht. Ich wollte dir nur ein Beispiel geben, warum Geld wichtig ist.«
    »Und Epigraphik ist es nicht?« Sam begann sich langsam wieder zu fassen.
    »Nein, nicht für Kinder.«
    »Ich weiß nicht, warum Epigraphik für Kinder unwichtig sein soll. Ich finde, sie könnte von großem Nutzen für die herankeimende Intelligenz sein.«
    Ruth brach in Tränen aus. »Fast hoffe ich schon, wir bekommen niemals Kinder. Was gäbst du für einen Vater ab, die Nase ständig in deiner Mikrofilmmaschine, gleichgültig gegenüber dem Hunger deiner Lieben!«
    »Bist du hungrig, Ruth?« fragte er besorgt. Als sie aus dem Zimmer lief und sich aufs Bett warf, stand Sam hilflos mit gerunzelter Stirn herum und bemühte sich, dem Gespräch irgendeinen Sinn abzugewinnen.
    Ein geringerer Mann hätte in diesem Moment vielleicht sein Hobby im Interesse der Häuslichkeit aufgegeben. Wäre Sam ein geringerer Mann gewesen, hätte diese Stunde der Entscheidung die Welt womöglich kahler gelassen. Wie es sich jedoch verhielt, war Sam, während seiner gesamten Freizeit über seinen Mikrofilmprojektor gebeugt, in eine fantastische Kette von Ereignissen verstrickt, wovon er zuletzt etwas ahnte…
     
    Sams Abende mit uralten skythischen Texten erfuhren bald Einschränkungen. Ruth versuchte es, nachdem der unverblümte Vorstoß zum vollständigen Mißerfolg geführt hatte, auf subtile Weise. Fast an jedem Abend kamen Gäste. Ehrgeizige junge Paare, die sich tapfer durch die Verkehrsstockungen des Lebens vorwärtskämpften, das Kinn in den Wind gereckt.
    Die Ehemänner waren nur für einen Moment von Sams Erwerbstätigkeit verblüfft. »Aus der Stellung läßt sich noch allerhand machen«, pflegten sie zu sagen. »Man poliert seine Umgebung ein bißchen auf, schafft den Plunder fort – man wird das zu würdigen wissen, alter Junge. Sei ein wenig tüchtig, und es wird sich auszahlen, auf der ganzen Linie. Und wenn man fragt, alter Junge, wer hat denn das geschafft, dann stellst du dich hin und sagst: Ich.«
    »Aber ich war’s doch nicht«, entgegnete Sam gewöhnlich mit verwirrter Miene. »Mir gefällt mein Job, so wie er ist. Er belastet nicht meinen Verstand. In Wirklichkeit interessiere ich mich nur für Epigraphik.«
    »Du spekulierst in Kunstdrucken?«
    »Nein, nein. Ich lese alte Texte. Schriften. Ich versuche, solche Schriften zu entziffern, die niemand übersetzen kann.«
    Ruth hatte es schließlich aufgegeben, auf die epigraphischen Fähigkeiten ihres Ehemanns stolz zu sein. Zuletzt schaltete sie einfach den Fernseher an, als offensichtlich feststand, daß Sam für Staubsauger oder Versicherungen oder irgendwelchen Handel und Wandel keinerlei Interesse zu entwickeln vermochte, womit die strebsamen jungen Ehemänner der eingeladenen Ehepaare sich beschäftigten.
    »Sam würde einen guten Gedanken nicht einmal bemerken«, spottete sie, »selbst wenn er ihm direkt auf den Kopf fiele.«
    Von Sams Entdeckung erfuhr Ruth auf die gleiche Weise, in der die meisten Ehefrauen vom Tun ihrer Männer erfahren – als sie während einer Party einem Gespräch zuhörte.
    »Neues Haaröl?« meinte er. »Haarwuchsmittel sind keine Neuigkeit. Ich habe gerade ein Rezept übersetzt, das sehr gut wirkt. Ich

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