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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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bist, oder was er war, beruhte wirklich auf Scharfsinn.«
    »Keineswegs. Es war vielmehr eine Frage der höchsten Beachtung von Kleinigkeiten. Wäre es mir nicht gelungen, haargenau eine Bestellung von Abercrombie & Fitch zu fingieren, hätte es nie geklappt. Gibst du nun zu, daß eine Sache, die es wert ist, daß man sich ihrer annimmt, es auch wert ist, daß man sie gut macht?«
    »O ja, Liebling.«
    »Und daß ich zu entscheiden imstande bin, was zu tun die Mühe wert ist?«
    »Ja, ja !«
    »Und doch«, sprach Sam weiter, indem er wie Sokrates einer unerbittlichen Logik folgte, »bedauerst du das mit der Haarwuchsformel. Nun sag mir die Wahrheit, Ruth. Glaubst du noch immer, daß Geld wichtig ist?«
    »Ja«, gestand Ruth mit der einsilbigen Unausweichlichkeit der meisten Sokratesschüler.
    »Und du glaubst, ich sei unfähig zum Geldverdienen, weil ich zu nichts anderem imstande sei, als in diesen und jenen Sprachen die Bedeutung von Wörtern zu erforschen?«
    »Nein, Sam, das habe ich nicht behauptet. Ich habe gemeint, daß du nicht einmal Geld zu verdienen versuchst. Niemand kommt zu Geld, wenn er nicht einmal den Versuch unternimmt.«
    »Nun, dann warte ab«, empfahl Sam. »Wir werden schon sehen.«
    »Aber Chuck Bradford ist mit unserer Formel auf und davon. Und ich kenne diesen Typ von Mann. Innerhalb einer Woche haben sie das Zeug voll in die Produktion gegeben. Sam, wenn wir sofort zum Patentamt gehen, können wir vielleicht…«
    »Liebling«, entgegnete Sam, »ich verspüre keine Lust, es auch nur zu versuchen.«
    Im Laufe der nächsten Woche schaltete Ruth nicht das Radio an, guckte kein Fernsehen und verließ nicht einmal das Haus. Die Werbung war überall. »Full Head garantiert endgültig echten Haarwuchs! Nicht mehr Haar! Nicht weniger Kahlheit! Das gleiche Haar wie zuvor! Das Haar Ihrer stürmischen Jugend!«
    Eine Woche nach dem Zusammentreffen mit Chuck Bradford traf von der Full Head ein Scheck über tausend Dollar ein. Ruth hätte ihn zerfetzt, hätte sie nicht inzwischen die Gewißheit besessen, daß sich nunmehr wirklich Nachwuchs unterwegs befand.
    »Das ist unser Anteil am Vermögen«, sagte Ruth und wedelte mit dem Scheck vor Sams Gesicht, »das unser Haarwuchsmittel einbringt.«
    »Ziemlich anständige Summe«, meinte Sam recht erfreut.
    »Oh, Sam, du bist unmöglich. Weißt du, was sie damit verdienen?«
    »Was sie machen, ist mir gleichgültig.«
    »Wenn ich diesen Chuck Bradford jemals in die Finger bekomme«, sagte Ruth und knirschte mit den Zähnen, »werde ich…«
    Die Türglocke läutete. Es war Chuck.
    »Tu ihm nichts, Ruth«, bat Sam. »Er sieht nicht so aus, als würde er es durchstehen. Er sieht aus wie…« Er suchte nach Worten, denn Chuck bot in der Tat einen schrecklichen Anblick. Sein neues Haar hing ihm wirr ins Gesicht, das nun einen düsteren, verzweifelten und gehetzten Ausdruck trug.
    »Wie ein alter Jagdhund«, vollendete Ruth. »Sie haben vielleicht Nerven, Chuck Bradford, daß Sie sich hier blicken lassen, nachdem Sie uns dermaßen beschwindelt haben.«
    »Ich habe Nerven?« schnauzte Chuck. Dann setzte er sich und stützte den Kopf in die Hände. »Meine Nerven sind völlig kaputt, sie sind dahin. Die Belastung hat sie zersprengt. Sam, Sie haben das schlimmste Grauen angerichtet seit der Brandstiftung Roms durch Nero. Warum konnte nicht ein gewöhnlicher Pyromane oder Sittenstrolch aus Ihnen werden?«
    »Um alles in der Welt, wovon sprechen Sie?« fragte Ruth.
    »Spielen Sie nicht die Unschuldige. Sie waren auch dabei.«
    »Wobei?«
    »Jawohl, jawohl«, sagte Chuck. »Sie beide haben mich in dieses Unheil gestürzt, nun helfen Sie mir auch heraus!«
    Sam wirkte noch sanftmütiger als gewöhnlich. »Irgendein Haken am Haarwuchsmittel?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen, daß daran ein Haken ist!«
    »Ich habe befürchtet, daß so etwas geschehen könnte«, sagte Sam.
    »Was bedeutet das alles?« fragte Ruth. »Niemals erklärt mir jemand etwas. Ihr Haar, Chuck, macht einen völlig einwandfreien Eindruck.«
    »O ja«, stöhnte Chuck. »Mein Haar ist einwandfrei. Ich habe es büschelweise ausgerissen, glauben Sie mir, und es wächst alles nach. Allen Leuten, die aus Sams Flasche erhalten haben, wächst das Haar. Soviel Haar, wie jemand sich nur wünschen kann. Und es bleibt auf dem Kopf. Es gibt nur eine Schwierigkeit.«
    »Kommen Sie zur Sache !«forderte Ruth. »Was ist diese eine Schwierigkeit?«
    »Wir haben keine Zeit verloren«, fuhr Chuck zu sprechen fort,

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