Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
indem er sie mißachtete. »Wir haben es innerhalb von Stunden in Produktion gebracht. Nicht von Tagen, von Stunden, sage ich Ihnen. Verpackung, Werbung, alles lief zack-zack-bumm! Es hat sich verkauft. Mann, hat es sich verkauft! Supermärkte, Drugstores, Würstchenbuden, überall. Und dann – was meinen Sie, was dann geschah?«
    »Was denn?« schrie Ruth.
    »Das Haar sproß eine Woche lang, und dann fiel es aus. Nicht bloß das neue Haar, sondern auch der Rest des alten Haars! Ich sage Ihnen, wenn nicht etwas geschieht, werden Sie den Times Square nicht von einem Billardtisch unterscheiden können. Und was glauben Sie wohl, wem man an allem die Schuld zuschiebt? Mir. Mir !«
    Chuck sprang auf, schritt hin und her und kaute dabei auf einem Zipfel seines Taschentuchs.
    Ruth lachte, bis ihr Tränen übers Gesicht rannen. »Wie wunderbar«, sagte sie, als sie wieder zu sprechen vermochte. »Wie wunderbar !«
    »Sam«, sagte Chuck und packte seinen alten Bekannten an den Aufschlägen. »Sam, Sie müssen mir helfen. Sie müssen es. Was haben Sie hinzugefügt, das nicht im Rezept steht?«
    »Nichts«, sagte Sam und befreite behutsam seine Aufschläge. »Ganz und gar nichts. Es umfaßt nur die Dinge, die ich gesagt habe. Stutenmilch, molu und Weißwein.«
    »Und warum hat dann Ihre Mischung Haarwuchs verursacht, der erhalten bleibt, und unsere nicht?«
    »Wenn sie nicht erwartungsgemäß wirkt«, antwortete Sam, »liegt es wohl daran, daß sie nicht richtig ist. Wahrscheinlich haben Sie sie falsch zubereitet.«
    »Wir haben die Anleitung genau befolgt, Sam. Haargenau.«
    »Das ist es ja eben. Sie haben die falsche Anleitung.«
    »Sie meinen, Sie haben uns absichtlich eine falsche Anleitung übergeben?«
    »Nichts dergleichen«, erwiderte Sam empört. »Wenn ich etwas anfange, mache ich’s richtig. Junge, pflegte mein Vater zu mir zu sagen, wenn eine Aufgabe die Mühe wert ist, daß man sich ihrer überhaupt annimmt, hat sie’s auch verdient, daß man sie gut macht.«
    »Sie unterwerfen mich einer Folter«, sagte Sam. »Warum schieben Sie mir nicht lieber Bambussplitter unter die Fingernägel? Wenn Sie mir wirklich keine Erklärung liefern wollen, dann sagen Sie es jetzt sofort, und ich mache Schluß und springe aus dem Fenster.«
    »Ich habe der ›Kenya International Epigraphical Review‹ ein fehlerfreies Manuskript eingesandt. Der Korrekturbogen mit der Anleitung enthielt einen Setzfehler. Das ist nicht meine Schuld. Es war auch nicht meine Schuld, daß Sie die falsche Fassung für richtig gehalten und sie für Ihre Zwecke verwendet haben.«
    »Mein Gott!« rief Chuck. »Zu Ihnen bin ich als letztem Ausweg gekommen. Ich habe nicht zu glauben gewagt, daß Ihnen der Fehler bekannt ist. Unsere Chemiker arbeiten bei Tag und Nacht daran. Wahrscheinlich werden Sie im nächsten oder übernächsten Jahr mit einer Lösung aufwarten, aber so lange können wir nicht warten. Ich kann so lange nicht warten. Man würde mich lynchen. Sam, was ist das für ein Setzfehler?«
    Sam rückte seinen Mikrofilmprojektor zurecht, starrte hinein und begann Notizen auf eine Karteikarte im Format 5 mal 8 Zentimeter zu schreiben. »Das werde ich Ihnen nicht verraten.«
    »Obwohl Sie es wissen? Ein Wort? Und Sie wollen es mir nicht verraten!«
    »Warum sollte ich’s denn?«
    »Na gut, werden wir geschäftlich«, sagte Chuck und schob den Mikrofilmprojektor beiseite. »Wieviel? Fünftausend? Zehntausend? Ach, zur Hölle. Meine Nerven sind restlos zerrüttet. Wir bieten eine Million. Also – was ist es für ein Setzfehler?«
    Sam zog den Mikrofilmprojektor zurück an seinen Platz und beugte sich wieder darüber. »Mein Vater hat stets gesagt«, bemerkte er geistesabwesend zu Chuck, »Junge, hat er gesagt, Geld ist nicht wichtig.«
    »Aber Sam!« schrie Ruth und schob nun eigenhändig den Mikrofilmprojektor auf die Seite. »Eine Million Dollar!«
    »Wieviel verlangen Sie, Sam?« erkundigte sich Chuck, so bleich wie ein frisch verpackter Champignon.
    »Mein Vater hat immer gesagt…«
    »Sparen Sie’s sich«, unterbrach Chuck. »Also gut, Sie komischer Knabe, Geld ist für Sie nicht wichtig. Wir bieten Ihnen etwas anderes. Was ist wichtig für Sie?«
    »Hmmm«, machte Sam nachdenklich. Für eine halbe Zigarettenlänge herrschte Schweigen im Zimmer. »Epigraphik ist für mich wichtig.«
    »Dann bekommen Sie soviel Epigraphik wie Sie wollen«, versicherte Chuck und atmete schwer. »Tonnenweise. Meilenlang. Wie’s gerade kommt.«
    »So verhält sich

Weitere Kostenlose Bücher