Titan 6
fest, daß Tweel nicht im geringsten an Aufgeben dachte. Er hätte die Kuppel hinter uns ohne Problem überspringen können. Er blieb um meinetwillen da!
Wißt ihr, ich hätte heulen mögen, als mir das klar wurde, nur hatte ich keine Zeit dazu. Ich hatte Tweel von Anfang an gerngehabt, aber ob ich so dankbar gewesen wäre, das zu tun, was er tat? Angesichts dessen, daß er mich schließlich auch vor einer Traum-Bestie gerettet hatte, war er mir nichts mehr schuldig, oder? Ich packte ihn am Arm, sagte ›Tweel!‹ und deutete nach oben, und er verstand. Er sagte ›Nein-nein-nein, Tick!‹ und ballerte munter mit seiner Glaspistole drauflos.
Was konnte ich tun? Wenn die Sonne weg war, würde ich sowieso erledigt sein, aber das konnte ich ihm nicht klarmachen. Ich sagte, ›Danke, Tweel. Bist ein Prachtbursche!‹ und dachte mir, daß wohl nicht viele Menschen so handeln würden.
Ich ließ also meine Waffe knallen und Tweel seine ploppen, und die Fässer bewarfen uns mit Pfeilen, dieweil sie dröhnten, daß wir Freunde seien. Jeden Augenblick mußten sie uns überrennen. Ich hatte alle Hoffnung aufgegeben – aber dann kam uns plötzlich ein Engel in Gestalt von Putz zu Hilfe, der mit den Bauchdüsen seines Bootes die Fässer in Fetzen pustete!
Uff! Ich stieß ein Gebrüll aus und wetzte zum Boot; Putz öffnete die Luke und ich warf mich hinein, lachend und weinend und wirres Zeug plappernd! Erst nach einigen Augenblicken fiel mir Tweel ein; ich schaute hinaus und konnte gerade noch sehen, wie er mit einem seiner Riesensätze über den Kuppelbau sprang und verschwand.
Ich hatte einige Mühe, Putz dazu zu bringen, ihm zu folgen. Bis wir das Boot in der Luft hatten, war es dunkel geworden; ihr wißt, wie plötzlich das hier geht – wie wenn jemand das Licht abdreht. Wir flogen über die Wüste hinaus und landeten ein paarmal. Ich brüllte ›Tweel!‹ brüllte es vielleicht hundertmal. Wir konnten ihn nicht mehr finden – er war schnell wie der Wind, und das letzte, was ich von ihm noch wahrnahm – wenn ich es mir nicht eingebildet habe – war ein fernes Trillern weit im Süden. Er war weg, und – verdammt! – ich wünschte, er wäre noch da!«
Die vier Männer in der Ares schwiegen – selbst Harrison enthielt sich aller sardonischen Bemerkungen. Endlich brach Leroy das Schweigen.
»Isch ‘ätte ihn gern gesehen«, murmelte er.
»Ja«, sagte Harrison. »Und ich diesen Warzenkurierer. Zu dumm, daß Sie das Ding nicht mitnehmen konnten; vielleicht wäre das das Krebsheilmittel, nachdem wir seit anderthalb Jahrhunderten suchen.«
»Ach ja, das!« murmelte Jarvis düster. »Das hat doch erst den Aufruhr ausgelöst!« Er holte einen schimmernden Gegenstand aus der Tasche.
»Hier ist es.«
JOHN W. CAMPBELL
Abenddämmerung
Erstmals 1934 unter dem Pseudonym ›Don A. Stuart‹ veröffentlicht.
»Da wir gerade von Autostoppern gesprochen haben«, begann Jim Bendell etwas unsicher, »nun, neulich ist mir einer untergekommen, der wirklich ein komischer Vogel war.« Er lachte, aber es klang nicht echt. »Er hat mir eine höchst seltsame Geschichte erzählt. Die meisten dieser Leute erzählen einem bloß, wie sie ihren guten Job verloren haben, und daß sie jetzt hier im weiten, leeren Westen Arbeit finden wollten. Sie scheinen keine Ahnung zu haben, wieviel Leute es hier tatsächlich gibt. Sie glauben alle, daß dieses schöne Land hier ganz unbewohnt ist.«
Jim Bendell ist Realitätenhändler, und ich wußte recht gut, wie es weitergehen würde. Das ist sozusagen seine Lieblingsplatte, wissen Sie. Er macht sich ernstlich Sorgen, weil in unserem Bundesstaat tatsächlich noch unbeanspruchtes Siedlungsgebiet vorhanden ist, und er kann stundenlang über das wunderschöne Land reden, obwohl er über die Stadtgrenzen kaum hinausgekommen ist. Im Grunde genommen hatte er vor der ›Wildnis‹ sogar ein bißchen Angst. Also versuchte ich, ihn gewissermaßen auf das Thema zurückzubringen.
»Was hatte er denn für ein Märchen parat, Jim? Daß er ein Prospektor ist, der nicht genug freies Land für seine Prospektiererei findet?«
»Sehr witzig, Bart. Nein. Was er erzählte, klang zwar wie ein Märchen, und er behauptete auch nicht, daß es wahr sei, er erzählte es einfach. Wißt ihr, das hat mich am meisten getroffen; ich weiß, es kann nicht gut wahr sein, aber die Art, wie er es erzählte – also, ich weiß einfach nicht…«
Die Geschichte mußte ihn ziemlich aufgeregt haben, soviel war für mich
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