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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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mit derselben Phrase.
    Ich spähte durch die Öffnung. Irgendwo weiter unten mußte es Licht geben, und das wollte ich mir unbedingt ansehen. Es sah mir nämlich nicht nach einer offenen Flamme oder einer Fackel aus, sondern nach einer etwas zivilisierteren Lichtquelle, wißt ihr, und ich dachte, ich könnte so auch etwas über das Leben der Faßwesen erfahren. Ich ging also hinein, und Tweel folgte mir, allerdings nicht ohne ein wahrscheinlich protestierendes Geschnatter.
    Das Licht war sonderbar – es flackerte wie eine alte Bogenlampe, doch es kam von einem einzelnen, schwarzen Stab, der in die Wand des Gangs eingelassen war. Zweifellos war es elektrischen Ursprungs. Die Wesen waren anscheinend recht zivilisiert.
    Dann entdeckte ich den Widerschein eines weiteren Lichts an irgend etwas Glitzerndem und ging mir das anschauen, aber es war nur ein Haufen schimmernder Sand. Ich wandte mich zum Eingang zurück, weil ich hinauswollte – aber er war verschwunden!
    Ich nahm an, der Gang hatte eine Kurve gemacht, oder ich war in einen Seitenkorridor abgebogen. Ich ging jedenfalls in die Richtung zurück, aus der wir, wie ich glaubte, gekommen waren, aber ich geriet nur immer weiter in die dumpf beleuchteten Gänge. Dieser Ort war ein wahres Labyrinth! Nichts als gewundene Gänge, die was weiß ich wohin führten, hin und wieder von so einer Stablampe erhellt, und manchmal ein vorbeieilendes Wesen, mal mit Schubkarren, mal ohne.
    Nun, anfangs machte ich mir keine großen Sorgen. Tweel und ich hatten uns ja nicht so weit vom Eingang entfernt. Je länger wir aber danach suchten, um so tiefer gerieten wir in das Wirrwarr der Gänge. Endlich versuchte ich, einem der Wesen zu folgen, dessen Karren leer war, weil ich dachte, es würde hinauseilen, seine Ladung Steine holen, aber es rannte nur ziellos umher, den einen Gang hinein, einen anderen wieder heraus! Als es um eine Säule herumzusausen begann wie eine von diesen japanischen Tanzmäusen, gab ich es auf, stellte meinen Wassertank auf dem Boden ab und setzte mich darauf.
    Tweel hatte genauso die Orientierung verloren wie ich. Ich zeigte nach oben, und er sagte ›Nein-nein-nein‹ mit einer Art hilflosem Trillern. Von den Eingeborenen konnten wir keine Hilfe erwarten. Sie beachteten uns überhaupt nicht, außer um uns zu versichern, daß wir Freunde wären – autsch!
    Herrgott – ich weiß nicht mehr, wie viele Stunden oder Tage wir dort unten herumwanderten! Zweimal schlief ich aus purer Erschöpfung ein; Tweel schien dagegen überhaupt keinen Schlaf zu brauchen. Wir versuchten, nur den nach oben führenden Korridoren zu folgen, aber die Gemeinheit war, daß sie zwar eine Weile aufwärts führten, aber dann wieder hinunter. Die Temperatur in diesem verdammten Ameisenbau blieb konstant – man konnte also nicht einmal Tag und Nacht unterscheiden, und ich wußte nach meinem ersten Nickerchen nicht, ob ich nun eine Stunde oder dreizehn geschlafen hatte, deshalb konnte ich nach meiner Uhr auch nicht feststellen, ob es Mittag oder Mitternacht war.
    Wir stießen auf eine Menge seltsamer Dinge. In einigen Gängen liefen Maschinen, aber sie schienen keinen bestimmten Zweck zu haben – sie taten weiter nichts als Räder zu drehen. Und mehrmals sah ich zwei Faßwesen, zwischen denen ein Junges heranwuchs, mit beiden Erwachsenen verbunden.«
    »Parthenogenese!« staunte Leroy. »Eine Vermehrung wie bei Tulpenzwiebeln!«
    »Wenn Sie meinen, Frenchy«, sagte Jarvis. »Also, die Wesen bemerkten uns wie gesagt nur insoweit, als sie uns automatisch mit ›Wirr-sinn-Frreund! Autsch!‹ begrüßten. Sie schienen keinerlei häusliches Leben zu führen, sondern rannten immer nur mit ihren komischen Schubkarren herum und holten Steine und sonstiges Zeug herein. Schließlich kam ich darauf, was sie damit anfingen.
    Mit einem Gang hatten wir etwas mehr Glück – er führte über eine lange Strecke aufwärts. Mir kam es vor, als ob wir der Oberfläche ziemlich nahe sein mußten, als der Gang plötzlich in eine kuppelüberdachte Kammer mündete – die einzige, die wir gesehen hatten. Und wißt ihr was? – ich wär’ beinah in die Luft gesprungen, als ich durch einen Spalt in der Kuppel Tageslicht hereinschimmern sah!
    In der Kammer stand eine Art Maschine, nur ein riesiges Rad, das sich langsam drehte, und eins der Wesen war gerade dabei, einen Karren voll Zeug darunter zu kippen. Das Rad zermahlte alles – Sand, Steine, Pflanzenteile, zu einem feinen Pulver, das irgendwo verrieselte.

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