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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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anrief. Kein Mann benimmt sich so, wie Dave sich benommen hatte, weil er ein Mädchen nicht ausstehen kann: er glaubt es – und irrt sich gewaltig.
    Keine Frau hätte eine so hübsche Braut und eine so liebevolle Frau abgegeben wie Helena. Sie verlor nie ihre Begabung, gut zu kochen und ein Heim gemütlich zu machen. Als sie fort war, wirkte das alte Haus sehr verlassen und leer, so daß ich schließlich ein- oder zweimal in der Woche auf die Farm hinausfuhr. Ich nehme an, daß es manchmal Unstimmigkeiten zwischen den beiden gab, aber ich merkte nie etwas davon, und ich weiß, daß die Nachbarn nie auf den Gedanken kamen, sie könnten etwas anderes sein als ein ganz gewöhnliches Ehepaar.
    Natürlich wurde Dave älter und Helena nicht. Wir hatten jedoch ein Abkommen getroffen, und ich sorgte dafür, daß sie Falten im Gesicht und graue Haare bekam, ohne Dave zu verraten, daß sie in Wirklichkeit nicht mit ihm alterte.
    Ich selber vergaß es beinahe auch. Erst als ich heute morgen einen Brief von Helena bekam, wachte ich auf. In ihrer sauberen, schönen Schrift, die nur hie und da ein wenig Unsicherheit verriet, stand es da, das Unausweichliche, die Realität, der weder Dave noch ich hatten in die Augen sehen wollen.
     
    *
     
    Lieber Phil!
    Du weißt ja, daß Dave seit einigen Jahren an einem Herzfehler gelitten hat. Wir dachten, er würde schon damit fertigwerden, aber es scheint, daß es nicht so sein sollte. Er ist heute morgen vor Sonnenaufgang in meinen Armen gestorben. Er schickt Dir seine Grüße und wünscht Dir Lebewohl.
    Ich möchte Dich um einen letzten Gefallen bitten, Phil. Wenn ich alles erledigt habe, bleibt mir nur noch eines zu tun. Säure vernichtet Metall genauso wie Fleisch, und ich will Dave auch im Tod nicht verlassen. Bitte, sorge dafür, daß wir gemeinsam begraben werden, und daß der Bestatter mein Geheimnis nicht entdeckt. Dave hat es sich auch so gewünscht.
    Armer, lieber Phil. Ich weiß, daß Du Dave gern gehabt hast wie einen Bruder, und was Du mir gegenüber empfunden hast. Bitte, trauere nicht zu viel um uns, denn wir haben ein glückliches Leben zusammen gehabt und glauben beide, daß wir diesen letzten Gang gemeinsam antreten sollten.
    In Liebe, Deine dankbare
    Helena.
     
    *
     
    Ich glaube, es hat alles so kommen müssen, und ich habe meine erste Bestürzung überwunden. In ein paar Minuten werde ich aufbrechen, um Helenas letzte Weisungen zu erfüllen.
    Dave ist ein glücklicher Mann gewesen, und der beste Freund, den ich je hatte. Und Helena… Nun, ich bin jetzt, wie gesagt, ein alter Mann und kann die Dinge etwas vernünftiger sehen; ich hätte doch heiraten und eine Familie gründen sollen, glaube ich. Aber… es hat nur eine Helena HLEA-K2W88 gegeben.

ROBERT A. HEINLEIN
Die Straßen müssen rollen
     
    »Wer läßt die Straßen rollen?«
    Der Sprecher stand reglos auf dem Podium und wartete, daß sein Publikum ihm antwortete. Verstreute Rufe durchbrachen das aufbrandende, unzufriedene Gemurmel der Menge.
    »Wir! Wir allein! Verdammt, ja!«
    »Wer macht die Dreckarbeit im ›Inferno‹ – damit Hunz und Kunz eine gemütliche Fahrt haben?«
    Diesmal war die Antwort ein einziges Brüllen. »Wir!«
    Der Redner wußte sich die Stimmung zunutze zu machen und sprach in hastigen, abgehackten Sätzen weiter. Er beugte sich vor und sein Blick suchte einzelne Leute aus der Menge, denen er seine Worte zuschleuderte. »Was hält die Wirtschaft in Gang? Die Straßen! Wie kommen alle zur Arbeit? Mit den Straßen! Wie werden die Lebensmittel transportiert, die Sie essen? Mit den Straßen! Wie kommen die Leute nach Hause zu ihren Frauen? Mit den Straßen!« Er machte eine kurze, wirkungsvolle Pause und fuhr dann mit gesenkter Stimme fort. »Was würden die Leute tun, wenn ihr Jungs nicht dafür sorgtet, daß die Straßen rollen? Sie könnten sich glatt aufhängen, und alle wissen das. Aber schätzen sie es? O nein! Wollen wir zuviel? Waren unsere Forderungen unberechtigt? ›Das Recht zu kündigen, wann immer wir wollen.‹ Selbst in den miesesten Jobs dürfen die Leute das. ›Die gleiche Bezahlung wie die Ingenieure.‹ Warum nicht? Wer sind denn die wahren Ingenieure hier unten? Muß einer denn ein Kadett mit ‘nem komischen Käppi sein, bevor er lernen kann, ein Lager zu putzen oder einen Rotor auszutauschen? Wer verdient seinen Lohn wirklich: die feinen Herren in den Kontrollstationen, oder die Jungs hier unten? Und was wollen wir sonst? ›Das Recht, unsere eigenen Ingenieure zu

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