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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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deine schmalzigen Bücher haben den Rest besorgt.«
    »Danke. Jetzt ist mir natürlich alles klar.«
    »Weißt du, Phil, ich hab’ da einen kleinen Flecken auf dem Land – eine Obstfarm. Von meinem Vater geerbt. Ich denke, ich werd’ mich einmal dort umsehen.«
    So ging das noch eine Weile weiter. Endlich brachte ich mit Hilfe von etlichem Alkohol und noch mehr Schweiß einen Teil der Geschichte aus ihm heraus, worauf ich ihm ein Amytal verpaßte und ihn ins Bett schickte. Dann suchte ich Helena und holte den Rest der Geschichte aus ihr heraus, bis mir klar wurde, was passiert war.
    Anscheinend hatte Dave sie, kaum daß ich fort war, eingeschaltet und die Vortests mit ihr durchgeführt, die völlig zufriedenstellend verliefen. Sie hatte genau richtig reagiert und funktionierte einfach prächtig, so daß er sich entschloß, sie alleinzulassen und wie üblich zur Arbeit zu fahren.
    Natürlich war sie, dank ihrer vielen unerprobten Emotionen, von Neugier erfüllt und wollte, daß er blieb. Schließlich hatte er eine Inspiration. Nachdem er ihr gezeigt hatte, welches ihre Pflichten im Haushalt waren, setzte er sie vor den Stereo-Apparat und schaltete einen Kanal mit Reisefilmen ein. Damit mochte sie sich beschäftigen.
    Sie folgte den Reisefilmen mit Interesse und Faszination, bis sie zu Ende waren und eine beliebte Serie mit Larry Ainslee gezeigt wurde – jenem ach so hinreißenden Darsteller, der uns schon die Schwierigkeiten mit den Zwillingen eingebrockt hatte. Er sah übrigens Dave ein wenig ähnlich.
    Helena stürzte sich auf die Serie wie ein Seehund aufs Wasser. Dieser dramatisierte Schwulst war genau das, wonach ihre eben erweckten Emotionen lechzten. Als das Programm wechselte, fand sie auf einem anderen Sender einen Liebesfilm und vervollständigte ihre Erziehung, was zwischenmenschliche Beziehungen anging, beträchtlich. Am späteren Nachmittag wurden fast überall nur Nachrichten und Musik gebracht, aber sie hatte inzwischen meine Bücher entdeckt, und ich habe bei meiner Unterhaltungslektüre einen zugegebenerweise ziemlich romantischen Geschmack.
    Dave kam abends bestens gelaunt heim. Die Diele war frisch gebohnert, und der Duft von Essen lag in der Luft, etwas, das er seit Wochen hatte vermissen müssen. Er sah Helena wohl schon als die perfekte Haushälterin.
    Er war also bestimmt ziemlich verblüfft, als sich zwei kräftige, schlanke Arme von hinten um ihn legten und eine Stimme, vor Gefühlsüberschwang bebend, ihm ins Ohr flötete: »Oh, Dave, Liebling, ich hab’ dich so vermißt, und es ist wunderbar, daß du wieder da bist.« Helenas Technik war wohl noch etwas ungeschliffen, was sie aber durch Zielstrebigkeit wettmachte, wie er herausfand, als er sie abhalten wollte, ihn zu küssen. Sie hatte sehr schnell und begeistert gelernt – schließlich wurde die gute Helena ja von einem Atommotor in Gang gehalten.
     
    *
     
    Dave war kein Puritaner, aber er konnte nicht vergessen, daß sie schließlich nur ein Roboter war. Die Tatsache, daß sie sich in seinen Armen wie eine junge Göttin anfühlte, benahm und auch so aussah, bedeutete nicht viel für jemanden, der ihre Innereien nur allzu gut kannte. Mit einiger Mühe machte er sich los und zog sie ins Eßzimmer, wo er sie zwang, mit ihm zu essen, um sie abzulenken.
    Als sie ihre abendlichen Arbeiten erledigt hatte, rief er sie in die Bibliothek und hielt ihr eine ausführliche Predigt über die Unsinnigkeit ihres Verhaltens. Es muß ein guter Sermon gewesen sein, denn er redete drei volle Stunden und vergaß dabei nicht, sie auf ihren Status im Leben, auf die Dämlichkeit von Stereo-Romanzen und auf ähnliche Kleinigkeiten hinzuweisen. Als er zu Ende war, blickte Helena mit feuchten Augen auf und sagte sehnsuchtsvoll: »Ich weiß, Dave, aber ich liebe dich doch.«
    Daraufhin begann Dave zu trinken.
    Es wurde mit jedem Tag schlimmer. Wenn er abends in der Stadt blieb, war sie in Tränen aufgelöst, wenn er heimkam. Wenn er pünktlich nach Hause kam, bemutterte sie ihn ganz unerträglich und ließ ihn nicht aus den Augen. Wenn er sich in sein Zimmer flüchtete und die Tür absperrte, hörte er sie immer noch unten hin und her laufen und vor sich hinmurmeln; und wenn er schließlich hinunterging, starrte sie ihn vorwurfsvoll an, bis es ihm zuviel wurde und er sich wieder verzog.
    Am nächsten Morgen schickte ich Helena unter einem Vorwand weg und holte Dave aus den Federn. Da sie nicht in der Nähe war, brachte ich ihn schließlich dazu, anständig zu

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