Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
erstaunten und indignierten Mann bei den Schultern und bugsierte ihn hinaus, worauf er die Tür hinter sich zustieß. Mit einer Handbewegung unterbrach er die Verbindung, bevor die Dame auf dem Bildschirm Zeit zum Protestieren fand, und drückte den Priorität-Knopf für Notfälle.
    Er tippte seine private Codenummer in den Apparat ein und sah sich Sekunden später dem besorgten Gesicht seines diensthabenden Ingenieurs Davidson gegenüber.
    »Berichten Sie!«
    »Sie sind’s, Chef! Gott sei Dank! Wo sind Sie?« Davidsons Erleichterung war fast mitleiderregend.
    »Berichten Sie!«
    Der Wachoffizier unterdrückte seine Gefühle und befolgte die Anweisung. In knappen Worten meldete er: »Um 19.09 Uhr stieg die Zugspannung von Streifen 20, Sektion Sacramento, plötzlich an. Bevor Gegenmaßnahmen getroffen werden konnten, überstieg der Spannungswert von Streifen 20 die Gefahrenmarke; die Sicherheitsrelais sprachen an, die Stromzufuhr zu dem betroffenen Streifen wurde unterbrochen. Ursache der Panne ist nicht bekannt. Direkte Verbindung zur Sacramento-Kontrollstation ist nicht herzustellen. Sie antworten weder auf der Hilfsfrequenz noch auf einer öffentlichen. Die Versuche, wieder Verbindung zu bekommen, werden fortgesetzt. Stockton-Subsektor 10 hat einen Boten losgeschickt.
    Bis jetzt keine Verletzten gemeldet. Über das Lautsprechersystem wird die Warnung durchgegeben, daß Streifen 19 zu meiden ist. Die Evakuierung hat begonnen.«
    »Es hat Verletzte gegeben«, unterbrach Gaines rasch. »Polizei und Krankenhäuser verständigen. Los, Mann!«
    »Ja, Sir!« Davidson fuhr herum und machte eine Handbewegung, um den Befehl weiterzugeben, aber sein Kadettenoffizier war schon aufgesprungen, um die nötigen Maßnahmen zu treffen. »Soll ich den Rest der Straße auch abschalten, Chef?«
    »Nein. Nach dem ersten Durcheinander sind wohl keine weiteren Unfälle mehr zu erwarten. Setzen Sie die Lautsprecherwarnungen fort. Und sorgen Sie dafür, daß die anderen Streifen weiterrollen, sonst kriegen wir eine Verkehrsstauung, die der Teufel selber nicht mehr entwirren könnte.«
    Gaines bezog sich auf die Unmöglichkeit, die Streifen unter Belastung wieder in Bewegung zu setzen. Die Rotoren waren nicht stark genug dafür. Wenn die gesamte Straße gestoppt werden mußte, würde man jeden einzelnen Streifen räumen, die Panne bei Streifen 20 beheben und dann alle Streifen wieder in Gang bringen müssen. Dann erst konnten die angesammelten Menschenmengen abtransportiert werden. Die in der Zwischenzeit festsitzenden über fünf Millionen Passagiere würden ein ungeheures Problem für die Polizei sein. Es war weit einfacher, Streifen 20 über die Dachausstiege zu evakuieren und die Passagiere auf den übrigen Streifen heimfahren zu lassen.
    »Verständigen Sie den Bürgermeister und den Gouverneur, daß ich Notstandsautorität geltend mache. Ebenso den Polizeichef; er hat sich Ihrem Befehl zu unterstellen. Sagen Sie dem Kommandanten, daß er alle erreichbaren Kadetten bewaffnen und weitere Befehle abwarten soll. Los, los!«
    »Ja, Sir. Soll ich die dienstfreien Techniker zurückrufen lassen?«
    »Nein. Das ist keine technische Panne gewesen. Schauen Sie sich Ihre Meßdaten an; der ganze Sektor hat zugleich abgeschaltet. Irgend jemand hat diese Rotoren von Hand ausgeschaltet. Halten Sie die dienstfreien Techniker in Bereitschaft – aber bewaffnen Sie sie nicht, und schicken Sie sie nicht hinunter. Weisen Sie den Kommandanten an, alle verfügbaren dienstälteren Kadetten in die Stockton-Subsektor-Station Nr. 10 zu schicken, wo sie sich bei mir melden sollen. Ich möchte, daß sie mit Einrädern, Pistolen und Schlafgas-Bomben ausgerüstet sind.«
    »Jawohl, Sir.«
    Eine Sekretärin beugte sich über Davidsons Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. »Der Gouverneur möchte mit Ihnen sprechen, Chef.«
    »Keine Zeit – und Sie auch nicht. Wer ist Ihr Ersatzmann? Haben Sie nach ihm geschickt?«
    »Hubbard – er ist eben eingetroffen.«
    »Er soll mit dem Gouverneur reden, mit dem Bürgermeister, der Presse – mit allen, die was von uns wollen, und wenn’s das Weiße Haus ist. Sie bleiben auf Ihrem Posten. Ich mache jetzt Schluß und melde mich wieder, sobald ich einen Kontrollwagen aufgetrieben habe.«
    Er war aus der Zelle gestürmt, bevor noch der Bildschirm dunkel war.
     
    *
     
    Blekinsop wagte nichts zu sagen, sondern folgte ihm auf den nach Norden rollenden Zwanzig-Meilen-Streifen hinaus. Dort machte Gaines unmittelbar an der

Weitere Kostenlose Bücher