Wünsche (German Edition)
Kapitel 1
Bereits beim Aufwachen hatte ich ein seltsames Gefühl. Auch nach einer Dusche und meiner ersten Tasse Kaffee wurde es nicht besser. Ich hatte den Eindruck, dass dieser Tag etwas für mich bereithielt, auf das ich nicht vorbereitet war. Während ich mein Notebook startete, um online die Nachrichten zu lesen, versuchte ich, dieses komische Gefühl zu verdrängen, was mir aber nicht besonders gut gelang.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Eigentlich war es noch viel zu früh, um ins Büro zu fahren. Für gewöhnlich kreuzte ich dort nicht vor 10:00 Uhr auf. Da ich mich aber ohnehin nicht konzentrieren konnte, packte ich das Notebook ein, suchte nach meinem Handy und machte mich auf den Weg. Irgendetwas sagte mir, dass ich heute unbedingt früher als sonst da sein sollte.
Auch nach meiner 30-minütigen Autofahrt hatte mich dieses Gefühl nicht losgelassen. Ich machte mich gedanklich auf alles mögliche gefasst. Dann öffnete ich die Tür. Meine Sekretärin schien es nicht zu verwundern, dass ich ungewöhnlich früh da war. Sie lächelte mich einen Moment sogar an, sagte jedoch nichts. Sie wusste, dass ich ohnehin erst aufnahmefähig war, nachdem ich eine weitere Tasse Kaffee getrunken hatte.
Erst 15 Minuten später kam sie in mein Büro und wartete einen Moment, bis ich von meinem Monitor aufsah.
»Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte sie mich.
»Natürlich«, antwortete ich und zeigte ihr ein gequältes Lächeln. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich nun den Grund für mein Unwohlsein an diesem Morgen erfahren würde.
»Als ich heute Morgen ins Büro kam, erhielt ich einen Anruf von einem Dr. Hartmann.«
»Sagt mir nichts. Sollte ich ihn kennen?«
»Ich glaube nicht. Er ist der Chefarzt an der Kinderklinik.«
»Und was wollte er?«, fragte ich weiter. Musste ich ihr alles aus der Nase ziehen?
»Das hat er nicht so direkt gesagt«, gab sie zu. »Er sagte, er hätte einen jungen Patienten, über den er mit Ihnen reden wollte. Er erwähnte, dass der Junge Krebs im Endstadium hätte.«
Ich runzelte die Stirn.
»Ich verstehe noch immer nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Also ich vermute, dass es etwas mit einem Wunsch zu tun hat.«
Ich hatte vor einigen Jahren einen Verein gegründet, der versuchte, Wünsche von schwer kranken Kindern zu erfüllen.
»Warum setzt er sich nicht mit dem Verein in Verbindung?«, fragte ich leicht genervt.
»Das hat er. Aber die haben ihm unsere Nummer gegeben.«
»Dann sollte ich ihn wohl zurückrufen und herausfinden, was er will.« Meine Unzufriedenheit war in meiner Stimme zu hören.
»Er möchte gerne persönlich mit Ihnen sprechen«, informierte sie mich.
Das wurde ja immer besser. Ich überlegte einen Moment.
»Gut, rufen Sie ihn an und vereinbaren Sie einen Termin.«
Sie verließ mein Büro, kam aber eine Minute später mit einer frischen Tasse Kaffee zurück. Sie wusste, wie sie meine Stimmung verbessern konnte. Ich nahm die Tasse und lächelte sie dankbar an.
Meine Sekretärin informierte mich zehn Minuten später, dass ich für 9:30 Uhr einen Termin bei diesem Dr. Hartmann hatte. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass ich noch eine Stunde lang Zeit hatte. Also widmete ich mich nun den Nachrichten, auf die ich mich zuhause nicht konzentrieren konnte.
Um kurz vor 9:00 Uhr erinnerte sie mich daran, dass ich langsam los musste, wenn ich nicht zu spät ins Krankenhaus kommen wollte. Ich nickte und bat sie, meine restlichen Termine für den Vormittag zu verlegen. Ich hatte noch immer keinen blassen Schimmer, was dieser Dr. Hartmann von mir wollte. Aber mittlerweile war ich zu der Überzeugung gekommen, dass dieser Termin mit meinem unguten Gefühl zu tun hatte. War es eine Vorahnung? Ich sollte es bald erfahren.
Ich hasste Krankenhäuser. Diese typischen Gerüche verursachten Kopfschmerzen und ich wollte den Termin so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich fragte eine junge Frau, die am Empfang saß. Nachdem sie einen Augenblick telefonierte, bat sie mich, noch einen Moment Platz zu nehmen. Der Arzt würde in wenigen Minuten bei mir sein.
Dr. Hartmann war ein großer Mann im mittleren Alter, der sportlich gebaut war, aber schon ein paar graue Haare hatte. Zudem trug er eine Brille, die ausgezeichnet zu ihm passte. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten, als er mich begrüßte.
»Guten Morgen, Herr Engel. Es ist schön, dass Sie kommen konnten.«
Seine Stimme klang nicht so, als ob er sich wirklich über meine
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