TITANIC-WORLD
Langeweile, an einer längst vergangenen Tragödie, folgen!“
Nach diesen Worten schwiegen sie lange. Schließlich seufzte Cecilia leise auf. Ihr Blick fiel auf Nathan, der reglos da saß und sie beobachtete. Er sah immer noch genauso angeschlagen aus, wie vor zwei Stunden, als sie hergeeilt war. Aber jetzt lag ein lauernder Ausdruck in seinen Augen. Da wurde Cecilia bewusst, dass sie Craig vielleicht von seinem Vorhaben würde abhalten können; bei Nathan schien es ihr unmöglich. Sie sammelte ihre Gedanken und sagte abschließend: „Die TITANICWORLD ist und bleibt – aller Kontroversen und Anfeindungen zum Trotz – eine moderne und innovative Ausstellung. Mit ihr hätte der Mythos TITANIC eine reelle Chance gehabt, in unserer hochtechnisierten Welt zu überleben. Mit der geplanten Veröffentlichung präsentierst du der Welt die Tatsachen, Nathan. Dafür aber nimmst du dem Schiff und seinen Opfern genau das, was die TITANIC-WORLD verhindern sollte – seine Unsterblichkeit.“
Montag, 28. Mai 2012
Gegen sechzehn Uhr betrat Cecilia die kleine Hotelterrasse, die den Gästen des Winn Road Guest House zur Verfügung stand. Eine innere Unruhe hatte sie den ganzen Tag über nicht los gelassen und sie schließlich aus ihrem Appartment getrieben. Trevor saß alleine an einem der Tische und studierte sorgfältig einen Stapel Quittungen, die vor ihm lagen. Als er Cecilia erblickte, winkte er ihr zu. Sie ging zu ihm und ließ sie sich wortlos auf einen Stuhl fallen. Trevor warf seiner deutschen Freundin einen langen Blick zu. Dann stand er auf und ging ins Haus. Zwei Minuten später war er wieder da und stellte einen großen Gin-Tonic vor Cecilia auf den Tisch. Mit dem Anflug eines Lächelns sagte er: „Eigentlich wollte ich dir eine schöne Tasse Tee kochen, aber ich dachte mir, dass du bei dieser Hitze lieber einen kalten Drink haben wolltest.“
Cecilia bedankte sich und fügte geistesabwesend hinzu: „Im Radio haben sie eben gesagt, dass es heute noch gewittern soll.“ Sie trank einen Schluck, blinzelte in den Himmer und fügte kurzangebunden hinzu: „Sieht aber gar nicht danach aus.“
Trevor warf ihr erneut einen Blick zu. Dann sagte er nur: „Cil, hör auf dir den Kopf zuzerbrechen. Du kannst nichts mehr ändern.“
„Ich weiß.“ Sie seufzte laut auf und fügte hinzu: „Das heißt aber trotzdem nicht, dass ich mir keine Sorgen mache.“
Trevor schob den Stapel Quittungen beiseite, nahm Cecilias Hände in die seinen und sagte eindringlich: „Ich bin der letzte Mensch der an Geister oder übersinnliche Phänomene glaubt, das weißt du. Aber selbst ich musste mir eingestehen, dass deine Erklärung nicht nur einleuchtend, sondern wahrscheinlich sogar richtig ist – auch wenn’s mir schwer gefallen ist. Geister über Southampton – klingt wie die Reklame für einen schlechten Film!“ Er lächelte ihr aufmunternd zu und sprach weiter: „Nathan und Craig sind erwachsene Männer. Du hast alles gesagt, was du sagen musstest und es lag an ihnen eine Entscheidung zu treffen. Trotz deiner Intervention werden sie heute Abend das Logbuch der Presse vorstellen und es gibt nichts, was du jetzt noch tun könntest, um das zu verhindern. Sollten sich deine Befürchtungen aber bewahrheiten und es kommt erneut zu einem … äh, Psi-Dingens … äh, du weißt, was ich meine, so was, wie letzten Freitag – dann gibt es immer noch nichts, was du dir vorwerfen müsstest! Sie haben ihre Entscheidung getroffen und sie müssen damit leben, falls etwas passiert – nicht du!“
„Oh, Trev. So einfach ist das nicht.“ Cecilia fuhr sich mit der Hand über die Stirn und erklärte: „Ich hab‘ Craig Samstagnachmittag gesehen und gestern noch einmal mit ihm telefoniert. Er ist mittlerweile gar nicht mehr davon überzeugt, das Richtige zu tun und wenn du mich fragst, dann hat er Schiss …“
„Das wäre der erste menschliche Zug an ihm“, unterbrach Trevor sie knurrend und ein trauriges Lächeln huschte über Cecilias Züge. So sympathisch Jonathan ihrem alten Freund gleich auf Anhieb gewesen war, so sehr hasste er Craig. Der nächste Satz bestätigte das, den Trevor meinte abfällig: „Wenn ihm der Arsch auf Grundeis geht, warum bläst er die ganze Sache nicht einfach ab? Ist er’n Mann oder ’ne gottverdammte Maus?“
„Trev. Bitte. Lass‘ uns nicht über Craig streiten“, erwiderte sie schnell. Zu schnell vielleicht, den Trevor sah sie erstaunt an. „Was ich gerade sagen wollte, war, dass Craig, wie immer,
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