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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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konnte, auf der andern Seite trieben sie einen unverständlichen Luxus!
    »Muß man lange im Raum sein, um solchen Geschmack aufzuweisen?« fragte er kopfschüttelnd.
    Jansen begriff nicht.
    »Sessel – hier!« sagte Lazzarri gedehnt. »Ihr wollt wohl…«
    Jansen sah ihn fragend an. Sein Blick war so ernst, daß es Lazzarri unbehaglich wurde.
    »Wieder ihr? Weshalb nicht wir? Weshalb stellst du dich außerhalb, Sylvio? Wenn du teilnimmst, dann ist es auch deine Sache! Aber nicht nur äußerlich. Wer ihr sagt, der nimmt sich selbst das Recht zur Kritik, denn er distanziert sich von der gemeinsamen Sache. Das ist die Konsequenz deiner Worte! Wir sind ein kleiner Staat während der Reise, ein Gemeinwesen. Es wäre dasselbe, wenn du auf der Erde von deinem Staat sagen würdest: Die könnten endlich den Dreistundentag einführen!«
    Lazzarri wollte aufbrausen, doch Jansen ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Du findest die Sessel überflüssig? Das kannst du mal wiederholen, wenn wir mit zwei bis drei g oder noch mehr beschleunigen!«
    Wieder versöhnt, begann Lazzarri zu rechnen. »Zwei- bis dreifache Erdbeschleunigung? Das wären… das wären ja neunzehn bis neunundzwanzig Meter Geschwindigkeitszunahme pro Sekunde, und ich wöge zweihundertsechzig bis dreihundertneunzig Pfund!« sagte er halblaut. »Zugegeben -aber die paar Sekunden Beschleunigung!«
    »Mindestens zehn Meter Beschleunigung pro Sekunde wirst du einige Monate haben! Oder sagen wir besser Jahre!«
    Lazzarri pfiff durch die Zähne. »Ich gebe mich geschlagen! Aber wenn schon komfortable Sessel, weshalb laßt ihr – hier muß ich so sagen – die Wandflächen so kalt? Die hättet ihr wenigstens bemalen lassen können.«
    Jansen lehnte sich unauffällig auf eine Taste.
    »Freie Wandflächen? Wo?«
    Lazzarri fuhr sich verblüfft übers Haar.
    Wo eben noch eine gleichförmige lindgrüne Fläche gewesen war, leuchtete in satten Farben ein großes Schnittbild des Raumschiffes, und er fand alle Stationen wieder, die ihm Jansen gezeigt hatte.
    Nun kam Jansen heran, wies auf die Spitze des Schnittbildes, lehnte sich schräg hintenüber und hielt spielerisch die Arme nach vorn gestreckt, als lägen sie auf einer Mauer oder einem Gartenzaun.
    »Da hast du unsere Kleinstadt. Vom Schwimmbad bis zum Krankenhaus ist alles da: Arbeitsräume, Labors, Fleischerei, Bäckerei, Küche, Lichtspieltheater, Kulturpalast, Bibliotheken, Lagerhallen. Du kannst zum Zahnarzt gehen, zum Schneider, zum Friseur! Du findest ein großes Kraftwerk ebenso wie einen großen Park und Gemüsefelder, ja sogar Obstgärten!«
    Lazzarri glaubte ihm nur die Hälfte.
    »Verbunden wird das Ganze durch eine Einschienenbahn mit Strahlantrieb…«
    Jansen hieb Lazzarri auf die Schulter.
    »Du machst dich, Sylvio! Aber du irrst. Das Gleis würde zu kurz… Und für den Strahlantrieb, mein Sohn, ist uns die Luft zu kostbar! Luft und Wasser sind an Bord das wertvollste Gut!«
    »Man merkt’s am Schwimmbad«, warf Lazzarri ein, »Wasser scheint verdammt knapp zu sein!«
    »Ist es tatsächlich!« beharrte Jansen ernst. »Was meinst du, was wir uns wegen der Wasserversorgung den Kopf zerbrochen haben! Das Wasser des Bades wird in umfangreichen Reinigungsanlagen regeneriert und keimfrei gemacht…«
    »Und wenn der Schub aussetzt, dann ballt es sich zu einer Kugel zusammen, die sich wabernd durch die Halle bewegt. Vor dem nächsten Beschleunigungsschub sausen wir mit Henkeltöpfchen herum und fangen es viertelliterweise wieder ein, denn…«
    Jansen schüttelte bekümmert den Kopf. »Natürlich wird es vor dem Abstellen der Triebwerke abgesaugt und während der schwerelosen Zeitspanne in Behältern aufbewahrt. Zum Waschen aber gibt es, genau wie hier auf der Station, das Trockenwaschmittel. Übrigens wird auch das Trinkwasser zurückgewonnen, und das vom Körper verdunstete Wasser wird der Luft entzogen.«
    »Und das andere? Na, du weißt schon…«
    Jansen schwieg vergnügt.
    »Ich meine, wie habt ihr das Problem der Toiletten gelöst? Das Zeug muß noch außenbords geschossen werden, dabei geht doch viel Luft verloren!«
    »Nein, es bleibt an Bord! Damit wird, nachdem es in besonderen Anlagen entgast ist, der Boden unseres Parks und der Gärten gedüngt. So gewinnen wir auch diese Feuchtigkeit zurück.«
    »Und die Luft?«
    »Wird mit Hilfe großer Algenkulturen ständig regeneriert. Die Algen entziehen der Luft die Kohlensäure und verwandeln sie in Sauerstoff. Außerdem wird die Luftzusammensetzung

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