TITLE
Sizilien mit allem zu versehen, was sie brauchte, und daß ich auf diese Weise alles erlangte, was ich bedurfte, und inden Stand gefetzt ward, die französische Flotte zu vernichten. In Anbetracht alles dessen überlasse ich meinem König und meinem Vaterland die Sorge, diese Dienste zu belohnen, und Lady Hamiltons Zukunft in freigebiger Weise sicherzustellen. Ebenso vertraue ich auch dem Wohlwollen der Nation meine Adoptivtochter, Horatia Nelson-Thompson, und wünsche, baß sie fortan den Namen Nelson trage. Dies sind die einzigen Begünstigungen, welche ich von dem König und von England in dem Augenblicke erlange, wo ich im Begriff stehe, für beide mein Leben aufs Spiel zu setzen. Gott segne meinen König und mein Vaterland und alle, die mir teuer sind.
Nelson.«
Alle diese Vorsichtsmaßregeln, welche Nelson traf, um meine Zukunft sicherzustellen, sind Beweise, daß er von Todesahnungen verfolgt ward. Um den Urkunden, die er seinem Tagebuch einverleibt, noch mehr Gültigkeit zu geben, rief er seinen Flaggenkapitän Hardy und den Kapitän Blackwood vom »Euryalus«, denselben, der ihn in Merton aufgesucht, und ließ von ihnen beiden das Geschriebene als Zeugen mit unterschreiben. In der Tat finden sich ihre beiden Namen auch in dem Tagebuch neben dem Nelsons.
96. Kapitel.
Mittlerweile näherten sich die beiden Flotten einander. In diesem feierlichen Augenblicke, welcher einem der furchtbarsten Kämpfe voranging, deren Schauplatz jemals das Meer gewesen, gab jeder Kommandant seinen Tagesbefehl. Der französische Admiral sagte zu seinen Kapitänen: »Man darf nicht auf die Signale des Admirals warten, die in der Verwirrung des Kampfes nicht gesehen werden können. Es muß vielmehr ein jeder auf die Stimme der Ehre hören und sich dahin begeben, wo die Gefahr am größten ist. Jeder Kapitän ist auf seinem Posten, wenn er im Feuer ist.« Von Seiten der Engländer waren aller Augen auf das Admiralsschiff geheftet, um den Tagesbefehl zu lesen, der an Bord des verbündeten Geschwaders schon verteilt war. Es dauerte nicht lange, so sah man an der Spitze des großen Mastes des »Victory« einen Zettel, auf welchem die lakonische Anrede geschrieben stand: »England erwartet, daß ein jeder seine Pflicht tue.«
Nelsons guter Genius, der kleine glückverkündende Vogel,war nicht zum Vorschein gekommen. Und nun verleihe Gott mir Kraft, zu schreiben, was mir noch zu erzählen übrig bleibt. Es war ein Uhr nachmittags und man befand sich auf der Höhe des Kaps Trafalgar, als das Feuer begann. Nelson trug einen blauen Rock und auf der Brust den Bath-Orden, den Ferdinands-Orden, den Verdienst-Orden, den Joachims-Orden, das Maltheserkreuz und den ottomanischen Halbmond. Diese Dekorationen mußten ihn natürlich zum Zielpunkt aller Schüsse machen und der Kapitän Hardy wollte ihm durchaus einen andern Rock anziehen. »Es ist zu spät,« sagte Nelson. »Man hat mich nun schon in diesem gesehen.« Der Kampf war furchtbar und vier Schiffe, der »Victory«, der »Formidable«, der »Bucentaurus« und der »Temeraire« schossen aus nächster Nähe auf einander. Der erste Mann, der an Bord des »Victory« fiel, war Nelsons Sekretär. Er ward von einer Kugel zerrissen, während er mit dem Kapitän Hardy sprach. Da Nelson diesen jungen Mann sehr liebte, so ließ Hardy seine Leiche sofort beseitigen, damit ihr Anblick den Admiral nicht betrüben möchte. Beinahe in demselben Augenblicke warfen zwei Kettenkugeln acht Mann, mitten durchgerissen, auf das Deck herab, »O, o,« sagte Nelson, »dieses Feuer ist zu lebhaft, als daß es lange dauern könnte.«
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so schnitt der Luftdruck einer an seinem Munde vorüberfliegenden Kanonenkugel ihm den Atem ab, so daß er beinahe erstickt wäre. Er klammerte sich an die Arme eines seiner Leutnants, taumelte eine Minute mühsam nach Luft schnappend hin und her und sagte dann, sich wieder ermannend: »Es ist nichts, es ist nichts!« Dieses Feuer hatte ungefähr seit zwanzig Minuten gedauert, als Nelson plötzlich wie vom Blitze getroffen auf das Deck niederstürzte. Es war genau ein Viertel auf zwei. Eine aus dem Besanmastkorbe des »Formidable« abgefeuerte Kugel hatte ihn von oben getroffen, war, ohne durch die Epaulette matt gemacht zu werden, durch die linke Schulter gegangen und hatte das Rückgrat zerschmettert. Er stand gerade an derselben Stelle, wo sein Sekretär getroffen worden, und stürzte mit dem Gesichte in dessen Blut. Er versuchte, auf die linke
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