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ihn zu sehen wünsche, und der Verwundete, der ihn gleichwohl nicht kommen sah, rief in seiner Ungeduld: »Sie wollen Hardy nicht kommen lassen. Gewiß ist er tot!« Endlich, eine Stunde zehn Minuten, nachdem Nelson verwundet worden, kam der Kapitän Hardy in das Zwischendeck hinunter. Als der Admiral ihn erblickte, stieß er einen Freudenruf aus, drückte ihm liebreich die Hand und sagte: »Nun, Hardy, wie geht der Kampf? Wie stehen die Aussichten für uns?« – »Gut, sehr gut, Mylord,« antwortete derKapitän, »wir haben schon zwölf Schiffe genommen.« – »Ich hoffe doch, daß keins von den unsrigen die Flagge gestrichen hat?« – »Nein, Mylord, keins.« – Nun in dieser Hinsicht beruhigt, kam Nelson wieder auf sich selbst zurück und sagte seufzend: »Ich bin ein Kind des Todes, Hardy, und es geht rasch mit mir zu Ende. Bald wird alles aus sein. Treten Sie näher, mein Freund.« Dann hob er im leisem Tone wieder an: »Ich bitte Sie um eins, Hardy. Wenn ich tot bin, so schneiden Sie mir das Haar für meine teure Lady Hamilton ab und geben Sie ihr alles, was mir gehört haben wird –« »Ich habe soeben mit dem Arzte gesprochen,« unterbrach Hardy. »Er hat die beste Hoffnung, Sie am Leben zu erhalten.« –-»Nein, Hardy, nein,« entgegnete Nelson, »versucht nicht, mich zu täuschen. Mein Rückgrat ist entzwei.« – Die Pflicht rief Hardy wieder auf das Deck und er ging hinauf, nachdem er dem Verwundeten die Hand gedrückt. Nelson verlangte wieder nach dem Arzte. Dieser war bei dem Leutnant William Rivers, dem eine Kugel das eine Bein weggerissen, beschäftigt. Nichtsdestoweniger kam er herbeigeeilt, nachdem er seinen Gehilfen aufgetragen, den Verband vollends anzulegen. »Ich wollte bloß hören, wie es mit meinem unglücklichen Kameraden stünde,« sagte Nelson. »Was mich betrifft, Doktor, so bedarf ich Ihrer nicht mehr. Gehen Sie, gehen Sie; ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich in dem untern Teile meines Körpers schon alle Empfindung verloren habe und Sie wissen recht wohl, daß man unter solchen Umständen nicht lange mehr leben kann.« Die hier unterstrichenen Worte ließen dem Arzte über Lord Nelsons Absicht keinen Zweifel. Er spielte damit auf einen armen Teufel an, der vor einigen Monaten an Bord des »Victory« eine Wunde unter ähnlichen Umständen wie die Nelsons davongetragen, und er hatte bei diesem Unglücklichen die Annäherung des Todes mit derselben Neugier verfolgt, als ob er erraten hätte, daß derselbe Tod auch seiner harre. Der Arzt sagte hierauf zu Nelson:
»Mylord, gestatten Sie mir, Sie zu betasten.«
Und er begann Nelsons untere Extremitäten zu berühren, welche schon des Gefühls beraubt und gleichsam tot waren.
»O,« hob Nelson wieder an, »ich weiß recht wohl, was ich sage. Scott und Burke haben mich auch schon so berührt und ich habe dieselben ebensowenig gefühlt, als ich Sie fühle. Ich sterbe, Beatty, ich sterbe.«
»Mylord,« entgegnete der Arzt, »allerdings, ich kann nichtsmehr für Sie tun.« Und indem er diese letzte entscheidende Erklärung gab, drehte er sich herum, um seine Tränen zu verbergen. »Ich wußte es wohl,« sagte Nelson. »Ich fühle, wie mir etwas in der Brust aufsteigt.« Und er legte die Hand auf den Punkt, den er meinte. »Gott sei Dank,« murmelte er; »ich habe meine Pflicht getan.« Da der Arzt dem Admiral keine Linderung bringen konnte so ging er, um seine Fürsorge anderen Verwundeten zuzuwenden; fast in demselben Augenblicke kam aber der Kapitän Hardy zurück, der, bevor er das Deck zum zweiten Mal verlassen, den Leutnant Hills abgesendet hatte, um den Admiral Collingwood von der betrübenden Neuigkeit in Kenntnis zu setzen. Hardy wünschte Nelson Glück, daß er, obschon bereits in den Armen des Todes, einen vollständigen und entscheidenden Sieg davongetragen, und meldete ihm, daß, soviel er beurteilen könne, fünfzehn französische Schiffe sich in diesem Augenblicke in der Gemalt der englischen Flotte befanden.
»Ich hätte gewettet, es wären zwanzig!« sagte Nelson. Plötzlich erinnerte er sich der Richtung des Windes, und der von ihm beobachteten Symptome des herannahenden Sturmes. »Lassen Sie den Anker werfen, Hardy, lassen Sie den Anker werfen,« sagte er.
–«Ich glaube,« antwortete der Flaggenkapitän, »Admiral Collingwood wird das Kommando der Flotte übernehmen.« – »Nein, wenigstens nicht so lange ich lebe,« sagte der Verwundete, indem er sich auf den Ellbogen emporrichtete.«Hardy, ich sage Ihnen, Sie
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