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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Einige Freunde, die mir noch blieben, taten hierauf Schritte bei den großen Kaufleuten und Schiffsreedern, um von ihrer Freigebigkeit das zu erlangen, was man von dem Ministerium nicht hatte erlangen können, das heißt die Belohnung der Dienste, welche ich dem Staat geleistet. Ihre Schritte und meine Gesuche hatten aber keinen Erfolg und ich geriet in solchen Mangel, daß ich alle meine Möbel ebenso verkaufen mußte, wie die teuren Andenken, die ich von Nelson hatte, und die mich zuweilen noch in den Schmerzen meines gegenwärtigen Lebens getröstet. Man nahm mir alles, sogar die kostbare Kapsel, in welche die Stadt Oxford das Ehrenbürgerdiplom eingeschlossen, welches sie dem Sieger von Abukir geschenkt. Da das Geld, welches man durch diesen Verkauf gewann, aber bei weitem nicht ausreichte, um alle meine Gläubiger zu befriedigen, so ließen mehrere, die noch grausamer waren als die andern, mich festnehmen und in das Schuldgefängnis von Kingsbench bringen, wo ich mit der armen Horatia blieb, welche ich auf diese Weise, wenn auch nicht in meinen Ruin, denn sie hatte ihre viertausend Pfund, die ich nicht angreifen konnte, wenigstens aber mit in mein Unglück hineinzog. Wir verlebten in diesem Gefängnisse über ein Jahr und erduldeten dabei fast jede nur mögliche Entbehrung und Demütigung, denn ein Mann, welchem ich leichtsinnigerweise Vertrauen geschenkt und dessen Händen ich meine Papiere übergeben, ließ damals in meinem Namen meinen ganzen Briefwechsel mit Nelson, sowie mehrere andere Briefe drucken, die sich in seinem Besitze befanden. Was konnte ich in meinem Gefängnisse dagegen tun? Höchstens protestieren. Dies tat ich auch, meine Stimme ward aber nicht gehört, oder man schenkte ihr keinen Glauben. Endlich faßte ein wackerer, vortrefflicher Mann, Mitglied des Gemeinderates, Mitleid mit mir, als er sah, wie grausam ich für meine Verirrungen bestraft ward. Er verständigte sich mit meinen Gläubigern, gab eine Summe Geldes her und regulierte die Sache so, daß ich von allen ferneren Ansprüchen frei war.
    Ich beschloß nun, sofort England zu verlassen und auf den Kontinent zu gehen. Mein Gönner war mir zur Ausführung meines Planes behilflich und versah mich mit den nötigen Mitteln. Wir schifften uns nach Calais ein und fanden zwischen dieser Stadt und Boulogne, in der Nähe des kleinen Hafens Ambleteuse, ein vereinzelt stehendes Haus, in dessen Dunkel ich beschlossen habe,den Rest meines Lebens zuzubringen. Dieser Rest wird übrigens kein langer sein. Die Schmerzen, die Qualen und die Unruhe, die ich zehn Jahre lang zu ertragen gehabt, haben mich vor der Zeit alt gemacht und meine Kräfte aufgezehrt.
    Der Arzt, welcher mich aus Mitleid besucht, nahm neulich beim Fortgehen Horatia mit aus dem Zimmer und ich sah, wie das arme Kind mit rotgeweinten Augen wieder hereinkam.
    Nun warf ich, weil ich fühlte, daß der Tod herannahe, einen Blick auf mein vergangenes Leben, und meine Handlungen erschienen mir in ihrem wahren Lichte. Ich zitterte, ich schauderte, ich hatte Nächte, in welchen unaufhörlich Gespenster vor mir herumtanzten, und am Tage ward ich von nagender Reue gefoltert. Ich fühlte, daß ich, wenn ich so stürbe, in Verzweiflung enden würde. Plötzlich aber fiel ein Lichtstrahl in meine Nacht, und der Herr erleuchtete mich. Ich sagte bei mir selbst: »Es gibt eine sanfte und barmherzige Religion, zu welcher ich mich stets unwiderstehlich hingezogen gefühlt, eine Religion, deren Stifter der Ehebrecherin und dem Mörder am Kreuze verziehen hat. Ich will einen Priester dieser Religion rufen lassen und meine schuldbeladene Seele seinen Händen überantworten.«
    Ich habe nach dem Priester geschickt und erwarte ihn.
    Herr des Himmels und der Erde! Sei der bereuenden Sünderin gnädig und barmherzig!
    Hiermit sind Emma Lyonnas Bekenntnisse zu Ende.
    Unsere Leser wissen bereits, was weiter geschah. Sie haben zu Anfange dieser Erzählung den Priester kommen sehen. Sie haben das geheiligte Wasser der Taufe die bleiche Stirn der Sünderin netzen, sie haben diese Stirn mit dem Siegel der Reue und der Vergebung auf die Kissen zurücksinken sehen. Fünf Minuten später ruhte Lady Hamilton in der Barmherzigkeit Gottes. Fügen wir jetzt noch einige Worte über das hinzu, was nach ihrem Tode geschah.
    Die Gattin des Gesandten Englands, die Geliebte Nelsons, die Freundin der Königin von Neapel sollte am 16. Januar 1815 in einem auf Gemeindekosten angeschafften Sarge in das gemeinschaftliche Grab der

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