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müssen. Der Triumphe müde, mit Ruhm gesättigt, mit Ehren überladen und am Körper verstümmelt, trachtete er nach weiter nichts, als nach Einsamkeit und Ruhe. In dieser Hoffnung war er beschäftigt, alle Kostbarkeiten, die er in London besaß, nach Merton schaffen zu lassen. Ich glaubte mich auf diese Weise der Zukunft sicherer als je, als ein plötzlicher Donnerschlag mich aus diesem süßen Traume aufschreckte. Am 2. September, also kaum zwölf Tage nach Nelsons Rückkehr, ward gegen fünf Uhr morgens an unserer Tür gepocht. Nelson, welcher sogleich eine Botschaft von der Admiralität ahnte, sprang aus dem Bett und ging dem frühen Gast entgegen. Es war der Kapitän Henry Blackwood, der in der Tat im Auftrage der Admiralität kam und die Nachricht brachte, daß die vereinigten Flotten von Frankreich und Spanien, welche Nelson so lange vergeblich gesucht, in den Hafen von Cadix eingelaufen seien. Als Nelson den Kapitän erkannte, rief er: »Ich wette, Blackwood, daß Sie mir Kunde von den vereinigten Flotten bringen, und daß man mich beauftragt dieselben zu vernichten.« Es war dies allerdings die Meldung, welche Blackwood brachte, ebenso wie die Vernichtung, welche man von Nelson erwartete.
Alle seine schönen Pläne waren nun mit einem Male zerronnen. Er sah nun nichts weiter, als jenen kleinen Winkel Land oder vielmehr See, wo sich die vereinigten Flotten befanden. Freudestrahlend sagte er mit jenem Vertrauen, welches ihm seine früheren Siege einflößten, mehrmals hintereinander zu Blackwood: »Seien Sie überzeugt, lieber Freund, daß ich Villeneuve eine Lektion geben werde, die er sobald nicht vergißt.« Seine Absicht war anfangs gewesen, nach London zu gehen und alle für diese Expedition notwendigen Anstalten zu treffen, ohne mir von dem ihm erteilten neuen Auftrage etwas zu sagen. Da ich aber fast gleichzeitig mit ihm aufgestanden war und nach seiner Unterredung mit Blackwood recht wohl bemerkte, daß ihm etwas im Kopfe herumging, so führte ich ihn in einen Teil des Gartens, welchen er allen übrigen vorzog und seine Quartierbank nannte. »Was fehlt Ihnen, mein Freund?« fragte ich. »Sie werden von etwas beunruhigt, was Sie mir nicht sagen wollen.« Er zwang sich zu lächeln. »Ach,« antwortete er, »ich bin der glücklichste Mensch von der Welt. Was könnte ich auch in der Tat weiter wünschen? Reich in deiner Liebe, umgeben von meiner Familie, in der Tat, ich würde nicht sechs Pence darum geben, daß der König mein Onkel wäre.« Ich unterbrach ihn. »Ich kenne Sie, Nelson,« sagte ich, »und Sie würden vergebens versuchen, mich zu täuschen. Sie wissen jetzt, wo Sie die vereinigten Flotten zu suchen haben; Sie betrachten dieselben im voraus als Ihre Beute, und Sie wären der unglücklichste aller Menschen, wenn ein anderer als Sie diese Flotten vernichtete.« Nelson sah mich an, wie um mich zu befragen. »Wohlan, mein Freund,« hob ich wieder an, »vernichten Sie diese Flotten! Beenden Sie das, was Sie so gut begonnen. Diese Vernichtung wird der Lohn der zweijährigen Mühen sein, welche Sie soeben überstanden.« Nelson sah mich immer noch an; obschon er aber schwieg, so gewann doch sein Gesicht einen unaussprechlichen Ausdruck von Dankbarkeit. Ich fuhr fort: »Wie groß für mich auch der Schmerz Ihrer Abwesenheit sein möge, so bieten Sie doch, wie Sie immer getan, Ihre Dienste dem Vaterlande und gehen Sie sofort nach Cadix. Diese Dienste werden mit Dankbarkeit angenommen werden und Ihr Herz wird darin seine Ruhe wiederfinden. Sie werden einen letzten glänzenden Sieg erfechten und zurückkehren, glücklich, hier Ruhe im Verein mit Ehre und Würde zu finden.«
Nelson sah mich noch einige Sekunden lang schweigend an,dann rief er, während ihm die Tränen in die Augen traten: »Wackere Emma! Gute Emma! Ja, du hast in meinem Herzen gelesen, ja, du bist in meine Gedanken eingedrungen. Wenn es auf der Welt keine Emma mehr gäbe, so würde es auch keinen Nelson mehr geben. Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin. Noch heute gehe ich nach London.« In der Tat reisten wir zwei Stunden später mit seinen Schwestern nach London ab. Nelson ließ uns in seinem Hause in Clergystreet und begab sich auf die Admiralität. Der durch den Telegraphen herbeigerufene »Victory« erschien noch denselben Abend in der Themse, und schon am nächstfolgenden Morgen traf man alle Anstalten zum Aufbruch. Dennoch blieben mir noch zehn Tage beisammen, obschon Nelson die fünf letzten fast ausschließlich auf der
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