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gewesen sind als dieser. Hierbei darf ich nicht unerwähnt lassen – denn ich muß auch alles sagen, was zu meiner Verteidigung dienen kann – daß meine schlimmsten Taten, oder vielmehr die schlimmsten Ereignisse meines Lebens fast stets eine gute Absicht, ein vortreffliches Prinzip gehabt haben. So hatte auch der Schritt, welchen ich in diesem Augenblick unternahm, welcher zu meinem tiefsten Fehltritt führte und mich dadurch aus den düstersten und tiefsten Abgründen der Gesellschaft auf ihre strahlendsten Gipfel erheben sollte, einen lobenswerten Zweck und ward mir durch die Humanität vorgezeichnet, denn ich tat ihn, um den Bruder meiner Freundin vor dem gefürchtetsten Schicksal eines freien Engländers zu retten. Warum aber ging ich dabei mit so viel Bereitwilligkeit und Eifer zu Werke? Vielleicht bloß, weil Dick der erste gewesen war, der mir aufrichtig und mit voller Überzeugung gesagt hatte, daß ich schön sei.
Ich hatte mich so in meine Betrachtungen versenkt, daß ich weder auf den Weg, den wir zurückgelegt, noch auf die Zeit, die wir dazu gebraucht, geachtet hatte, als plötzlich der Wagen Halt machte. Wir waren am Ufer des Flusses in einiger Entfernung von einem prachtvollen Kriegsschiff. Erwartete man uns? Ich weiß es nicht, bin aber später oft auf den Gedanken gekommen, daß alles zwischen Amy und dem Commodore im vorausverabredet war. Kaum waren wir nämlich aus dem Wagen gestiegen, so stieß ein mit sechs Ruderern bemanntes Boot von dem »Theseus« ab und kam auf uns zu. Alles war für mich so neu und ich war mit so viel widerstreitenden Empfindungen beschäftigt, daß mir dieser Umstand für den Augenblick gar nicht auffiel, sondern ich erst später daran dachte. Binnen wenigen Minuten befanden wir uns an Bord des Schiffes. Einer der ersten Gegenstände, die ich, indem ich die Schiffstreppe hinaufstieg, erblickte, war der arme Dick selbst, welcher schon Matrosenkleider trug. Er näherte sich mir und sagte in kläglichem Tone: »Ach, Miß Emma, haben Sie Erbarmen mit dem armen Dick. Sein Schicksal ruht in Ihren Händen.« Ich konnte nicht recht begreifen, wie mir auf einmal eine so große Macht zur Verfügung stünde,– der arme unglückliche Knabe sah aber so traurig aus, daß ich ihm versprach, alles zu tun, was in meinen Kräften stünde. Ein Midshipman stieß ihn brutal auf die Seite und führte uns in Sir John Paynes Kajüte.
Diese Kajüte war eins der elegantesten Boudoirs, die ich jemals gesehen, selbst zu der Zeit, wo ich mein Leben in den Boudoirs einer Königin zubrachte. Der Fußteppich war aus prachtvollen Tigerfellen zusammengesetzt und die Wand mit den schönsten ostindischen Kaschemirs bekleidet. Wenn man dieselben emporhob, so sah man Trophäen von Waffen, die den reichsten Bazars des Orients entstammten.
Der Sitz, auf welchem der Commodore saß oder vielmehr lag, war ein, türkischer Divan mit goldener Blumenstickerei, wie man deren bloß an den Gestaden des Bosporus und des Ganges träumt. Die Basis, auf welcher er ruhte, bestand aus zwei Kanonenläufen, welche wie Gold funkelten. An gewöhnlichen Tagen verschwanden dieselben vollständig unter dem sie bedeckenden Stoff. An den Tagen des Kampfes nahm man die Kaschemirs, welche die Trophäen, und die Kissen des Divans, welche die Geschütze bedeckten, hinweg und man sah sich aus dem Boudoir einer Modedame in das Arsenal eines englischen Commodore versetzt.
Sir John Payne, der einen Schlafrock von chinesischem Stoff trug, war bei unserem Eintritt mit Lesen beschäftigt. Mit der Nachlässigkeit eines Menschen, der einen unerwarteten Besuch empfängt, drehte er sich nach uns herum, als er aber zwei Frauen erblickte, erhob er sich. Ich warf auf ihn einen raschen Blick, der, wie rasch er auch war, mir möglich machte, alles zu sehen. Sir John Paynewar ein schöner Mann von dreißig bis fünfunddreißig Jahren, welcher den Grad, den er so jung bekleidete, augenscheinlich mehr seiner Geburt und seinem Reichtum als den Feldzügen verdankte, die er bis jetzt mitgemacht. Alles an ihm, wie um ihn herum, verkündete Luxus. Das Messer, womit er sein Buch aufschnitt, hatte einen goldenen Griff, seine Finger waren mit Ringen belastet und eine neben ihm liegende Uhr mit Diamanten besetzt. Er hauchte, sozusagen, ein hocharistokratisches Parfüm aus.
Amy warf sich schluchzend, sie besaß die Fähigkeit des Weinens in bewundernswürdigem Grade, ihm zu Füßen, oder wollte dies vielmehr tun. Er wehrte ihr jedoch und fragte sie, was sie
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