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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sehen, denn in dem Dunkel hatte ich seine Züge nicht zu unterscheiden vermocht. Ich hatte an dem Ton und Ausdruck seiner Stimme bloß die Jugend erkannt und aus seiner Schrift und seinem Stil konnte ich Erziehung und Bildung erraten. Was Schönheit betraf, so war ich überzeugt, daß er diese besaß, denn es lagen in diesem ganzen Abenteuer von seiner Seite nicht bloß die Inspirationen der Jugend, sondern auch die der Schönheit.
    Ich küßte den Brief und barg ihn an meinem Herzen. Mittlerweile kleidete Amy sich an. Wir hatten beinahe anderthalb Stunden Wegs zurückzulegen, um die Stelle der Themse zu erreichen, wo die englische Flottille vor Anker lag. Dennoch aber konnten wir den Admiral nicht wohl eher als gegen Mittag zu sprechen verlangen und hatten daher vollauf Zeit, zu Hause zu frühstücken und uns dann auf den Weg zu machen.
    Ich klingelte, um zu fragen, ob man uns dieses Frühstück in meinem Zimmer auftragen könnte. Der Diener antwortete, MißArabella habe bei ihrer Abreise befohlen, daß man mir gehorche wie ihr selbst. Während des Frühstücks fragte man mich, ob ich wünschte, daß man den Wagen anspanne. Da ich nicht wissen lassen wollte, wo wir hingingen, so lehnte ich dieses Anerbieten ab und sagte bloß, daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach erst abends wieder nach Hause kommen würde.
    Gegen Mittag brachen wir auf. Amy, welche in dem Leben von London mehr bewandert war als ich, rief einen Mietwagen herbei, verständigte sich mit dem Kutscher über das Fahrgeld und wir fuhren dann weiter nach der Themse. Ich überließ mich vollständig meiner Freundin Amy. Mein Gemüt war noch fast ausschließlich mit dem Ereignis der vergangenen Nacht beschäftigt. Jeden Augenblick legte ich die Hand aufs Herz, um mich zu überzeugen, daß ich Harrys Brief nicht verloren. Das einzige, was einen Schatten auf diesen holden Traum meines Herzens warf, war der Umstand, daß ich es mit einem schlichten Studenten, einem Künstler, der sich erbot, an meinem Arme den dornigen Pfad der Kunst zu wandeln, anstatt mit einem schönen Kavalier zu tun hatte, welcher mich in einer vierspännigen Equipage dem Ruhme einer Mistreß Siddons oder dem Reichtum einer Miß Arabella entgegenführte. Aufgeschoben war jedoch nicht aufgehoben, das Theater war ein Piedestal, wo die Statue der Schönheit ihren Kultus ebenso gut hatte wie die des Talents, und da ich von meiner Schönheit überzeugt war – leider hatte man mir dies, von dem armen Dick an, der mir es zuerst in den Gebirgen von Wales gesagt, bis zu Harry-Romeo, der mir es erst diesen Morgen geschrieben, tausendfach wiederholt – da ich von meiner Schönheit überzeugt war, sage ich, und da ich auch Talent zu besitzen glaubte, so war dies alles nur eine Frage der Zeit, und ich hatte ja Zeit, um zu warten.
    Man sieht, daß ich dem Programm, welches ich mir bei Abfassung meiner Lebensgeschichte vorgezeichnet, treu bleibe, und daß ich den Menschen, welche mich vielleicht allzuhart beurteilt, ebenso wie Gott, der einmal, hoffe ich, nachsichtiger gegen mich sein wird, meine innersten Gedanken darlege. Wenn ich einen Roman schriebe, so könnte ich die Ereignisse verändern oder verkehren; ich könnte mein Unrecht beschönigen und meine Fehler entschuldigen. Ich habe aber dieses Buch »Mein Leben« betitelt. Deshalb habe ich auch nicht das Recht, an den Ereignissen meines Lebens etwaszu ändern, sondern muß sie in ihrer Reihenfolge und in ihrer wahren Gestalt entrollen.
    Ich gestehe, daß dieses Buch, als von Menschenhand geschriebener Roman, schlecht abgefaßt, und, was noch schlimmer ist, schlecht gedacht sein würde, denn als Traum der Einbildungskraft könnte es keinen Einfluß auf das Leben anderer haben. Dem ist jedoch nicht so. Ich löse ein Blatt Geschichte aus dem großen allgemeinen Buche des Menschengeschlechts, von der eisernen Feder des Schicksals geschrieben, welches mich wie ein unheilverkündendes Meteor durch mein Jahrhundert gefühlt und durch mich einen verderblichen Einfluß auf meine Zeitgenossen ausgeübt hat. Ich muß alles sagen, selbst, meine verwerflichen Gedanken, ebenso wie ich alles enthüllen muß, selbst meine schlimmen Taten, denn die einen führen zu den andern. Meine einzige Entschuldigung ist, daß ich von allem, was mir begegnet, oder durch mich geschehen ist, nichts im voraus gewollt oder vorbereitet habe, sondern daß ich im Gegenteil stets einem Impuls gefolgt bin, dessen Ursachen von meinem Willen unabhängig und ganz besonders stärker

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