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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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wirklich geliebt habe ich nur einmal in meinem Leben – wohl aber diese erste Verirrung zu bereuen. Sir John war ein Gentleman, nobel, freigebig, artig, und ich konnte während der fünf oder sechs Monate, welche unser Verhältnis dauerte, nur zufrieden mit ihm sein. Das kleine Haus in Piccadilly ward mein, und wenn er mich besuchte, was so oft geschah, als die Pflichten seines Dienstes ihm Zeit dazu ließen – so sah es aus, als käme er in meine und nicht in seine Behausung. Die Diener und die Equipage standen zu meinen Befehlen und nach dem Respekt, welchen die Diener mir bewiesen, bemaß ich den, welchen der Herr vor mir hatte.
    Als ich in den Möbeln meines Zimmers jene neugierige Untersuchung anstellte, welche die Frauen in dem Gemach, welches sie bewohnen, niemals verfehlen vorzunehmen, fand ich in einer mit meiner Namenschiffre gestickten Börse fünf- bis sechshundert Stück Sterling und in einem Etui einen Schmuck von Türkisen und Diamanten.
    Von diesem Augenblick an, wo ich einsah, daß dieses Geld für mich bestimmt war, teilte ich es in zwei gleiche Teile: einen für meine Mutter, den andern für mich. Den ersteren schickte ich auch sofort an meine Mutter ab, ohne ihr jedoch zu sagen, wo ich seiund wie ich zu diesem Gelde gekommen wäre. Jetzt, wo ein trauriges, unglückliches Alter über mich hereinzubrechen droht, gereicht es mir zum Troste, zu bedenken, daß ich auf der Höhe meines Glücks oder meiner Schande niemals auch nur einen Augenblick lang versäumt habe, für das materielle Wohlbefinden der schlichten Frau zu sorgen, der ich dieses Leben verdanke, welches für mich gleichzeitig so glänzend und so schmerzlich war. Übrigens wäre ich ohne zwei Gedanken, die mich vorzugsweise beschäftigten, vollkommen glücklich gewesen. Der erste dieser Gedanken war der an meinen unbekannten Romeo, welcher mich sicherlich alle Abende vergebens am Fuße meines Balkons erwartete. Der zweite war, was wohl Miß Arabella bei ihrer Rückkehr gesagt haben würde, als sie mich nicht mehr in ihrer Wohnung vorfand. Ich hatte in der Tat eine seltsame Art und Weise, die Personen zu verlassen, welche mir Gutes erzeigt oder erzeigen gewollt – eine Art und Weise, die ihnen eine ganz eigentümliche Meinung von mir beibringen mußte. Einige Tage lang ward ich durch eine Art Scham bewogen, mich in Piccadilly eingeschlossen zu halten. Am dritten Tage empfing ich den Besuch Amys und ihres Bruders. Die äußere Erscheinung beider erweckte in mir die Vermutung, daß sie ebenfalls ihren Anteil an der Freigebigkeit des Commodore genossen hätten. Endlich brachte Sir John Payne mich so weit, daß ich mich bereit erklärte, auszugehen. Das Theater war immer noch meine herrschende Leidenschaft und er mietete eine Loge im Drury Lane. Er hatte, um mich dahin zu führen, den Tag gewählt, wo »Hamlet« gegeben ward. Mit einer gewissen Gemütsbewegung hörte ich die Verse, welche er an Bord des »Theseus« zu mir gesprochen, und indem ich mein Schicksal an das Opheliens kettete, folgte ich dem Unglücke der Tochter des Polonius mit ganzer Seele. Die beiden Wahnsinnsszenen wurden für mich dasselbe, was die Gartenszene und die Balkonszene in »Romeo und Julia« für mich gewesen waren. Auf dem Nachhausewege sprach ich von weiter nichts, als von Ophelia, ich träumte die ganze Nacht von ihr und wiederholte die mir im Gedächtnis zurückgebliebenen Bruchstücke der betreffenden Verse. Shakespeares Werke gab es in der kleinen Bibliothek in Piccadilly nicht, wohl aber hatte Sir John sie an Bord des »Theseus«, und da er im Laufe des Tages sich dorthin zu begeben hatte, so versprach er einen meiner Diener mitzunehmen und mir durch diesen den gewünschten Band zu schicken. Ich erwartete meinen Shakespeare mit derselben Ungeduld, wieeine andere ein goldenes Armband oder einen Perlenschmuck erwartet hätte. Ich riß dem Diener das Buch förmlich aus der Hand, schloß mich in mein Zimmer ein und versenkte mich in diesem Ozean von Poesie. Am Abend wußte ich die beiden Wahnsinnsszenen auswendig, und da ich mir die bald traurigen, bald heiteren Mienen gemerkt, womit Ophelia ihren Geliebten am St. Valentinstage besucht, oder das Grab ihres Vaters mit Blumen bestreut, so konnte ich mit jenem mimischen Talent, welches ich von jeher gehabt, nicht bloß die Gebärden, sondern auch die Modulationen wiederholen, welche ich am Abend vorher gesehen oder gehört hatte. Alles dies geschah für mich allein und vor jenem vergoldeten Spiegel, der mir von

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