Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
als er mir an dem matten Ausdruck meiner Augen und der schlaffen Haltung meines Körpers ansah, was in mir vorging, sagte er: »Sie gehören zur Gattung der Sensitiven. Sie sind Weib und Blume zu gleicher Zeit. Glücklich der Mann, welcher den Wohlduft der Blume atmen und das Wort Liebe von den Lippen des Weibes pflücken wird.« Ich stieß einen Seufzer aus und der Admiral führte mich, während ich förmlich taumelte, zu meinem Stuhle und nahm neben mir Platz.
    Der Zauber des Reichtums ist für mich ebenso groß gewesen wie die Furcht vor dem Mangel. Stamme ich denn wirklich aus aristokratischem Blut und sind alle meine Bestrebungen darauf gerichtet, mir die durch meine illegitime Geburt zertrümmerte Stufe wieder zu erobern? Mein Leben ist in dieser Beziehung weiter nichts gewesen als ein langer Rausch, und wenn ich von dem Rang und dem Reichtum nichts mehr zu verlangen hatte, blendete als reiche und vornehme Dame mich wiederum der Ruhm, ebenso wie alsarmes Mädchen hoher Stand und Reichtum mich geblendet hatten. Es war jetzt das erstemal, daß ich mich an eine reichservierte Tafel setzte. Es war das erstemal, daß die Gläser gleich Diamanten durch ihre Flammenreflexe mein Auge blendeten. Es war das erstemal, daß ich meine Lippen mit jenem französischen Schaumwein benetzte, welcher gleich dem des Altertums durch die Hände der Bacchantinnen in dem Becher der Freude gekeltert wird. Nichts von diesem allen aber war imstande mich aus meinem Taumel zu erwecken, das Blut, welches rascher durch meine Adern kreiste, zu beruhigen und das Feuer, welches gleichsam stoßweise aus meiner Brust auf meine Stirn stieg, zu löschen. Als ich mich an den Tisch setzte, war ich schon trunken von Wohlgeruch und Kerzenglanz. Beim Dessert trat ein Diener ein, welcher eine mit einem großen Siegel verschlossene Depesche überbrachte. Sir John entsiegelte die Depesche, überzeugte sich, daß es wirklich Dicks Entlassung war, und überreichte sie Amy. Amy erhob sich sofort und bat unter dem Vorwande, daß sie nicht länger zögern wolle, ihrem Bruder diese gute Nachricht mitzuteilen, um die Erlaubnis, sich zu entfernen. Sir John hatte durchaus nichts dagegen, sondern lobte im Gegenteile diesen Beweis von schwesterlicher Gesinnung.
    Ich sah ein, daß von den nächsten fünf Minuten meine ganze Zukunft abhinge. Als ich sah, daß Amy sich erhob, tat ich dies ebenfalls. Sir John machte keine Bewegung, mich zurückzuhalten; ich hatte aber aus meinem Zimmer erst meine Mantille und meinen Hut zu holen. Fest entschlossen, mich dem Bereich der Verführung zu entziehen, eilte ich nach dem Zimmer, welches ich mild durch eine Alabasterampel beleuchtet fand. Es konnte nichts Reizenderes geben als dieses Zimmer, besonders in diesem gedämpften Lichtschein, welcher dem des Mondes in einer stillen Sommernacht glich. Stumm, unbeweglich, entzückt blieb ich einen Augenblick stehen und kämpfte mit dem Wunsche zu bleiben und dem, Amy zu folgen. Ich begriff nun, daß ich eine Stütze außer mir suchen müßte. Ich drückte die Hand aufs Herz, ich suchte und fand hier Harrys Brief. Nun atmete ich auf und wollte sofort aus dem Zimmer eilen, hinter mir aber hatte die in dem Schnitzwerk des Wandgetäfels angebrachte Tür sich geschlossen und war unsichtbar geworden. Es war, als beherrschte mich ein unwiderstehlicher Zauber, der mich in einen Feenpalast geführt hätte. Ich drehte mich um und wollte die Klingel ziehen. Zwischen mir und dem Kamin aber stand Sir John mit ausgebreiteten Armen und murmelte mit leiser Stimmedas Wort: »Undankbare!« Bei dieser Stimme ergriff der eben erst beschwichtigte Taumel mich von neuem. Eine Flammenwolke zog an meinen Augen vorüber und ich sank in die mir geöffneten Arme. Ich danke dir, mein Gott, dafür, daß mein erster Fehltritt seinen Grund in Herzensgute und Aufopferung für andere, aber nicht in sinnlicher Begierde oder im Hang zur Ausschweifung hatte.

14. Kapitel.
    Nun war ich Sir John Paynes Geliebte. Es beginnt hiermit die Reihe der traurigsten, vielleicht aber nicht der strafbarsten Ereignisse meines Lebens. Ich habe Gott und den Menschen versprochen, sie aufrichtig zu bekennen und ich meide dieses Geständnis mit voller Aufrichtigkeit tun, um zu beweisen, daß ich es als Reuige tue.
    Wenn die Reue über einen Fehltritt in dem Herzen nur infolge der materiellen Unannehmlichkeiten oder Vorurteile, die er nach sich zieht, entstünde, so würde mich nichts bewegen, diese, ich will nicht sagen erste Liebe – denn

Weitere Kostenlose Bücher