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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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ausmachen – zweitausendzweihundertfünfzig Pfund Sterling, beinahe ein Vermögen. Bedenken Sie, daß ich für diese ungeheure Summe von Ihnen weiter nichts verlange, als eine Stunde täglich, eine Stunde, während welcher Sie keine Gebärde zu machen und kein Wort zu sprechen brauchen, während welcher Sie die Augen schließen und zu schlafen scheinen, ja, wenn es sein muß, wirklich in magnetischem Schlafe befangen sein können. Ihr Gesicht wird mit einem Schleier bedeckt sein, der dicht genug ist, damit niemand, wenn er Ihnen den nächstfolgenden Tag begegnet, sagen könne: ›Dies ist die prachtvolle Statue, welche ich gestern gesehen.‹ Und nun, Miß Heart, reichen Sie mir Ihre schöne Hand zum Kusse. Ich entferne mich und ich hoffe.«
    Und indem Doktor Graham auf meinem Tische vier Rollen, drei jede zu hundert und eine von fünfundsiebzig Guineen zurückließ, küßte er mir ehrerbietig die Hand, verneigte sich und verließ das Zimmer. Ich blieb erst stumm und beinahe unbeweglich sitzen. Meine einzige Bewegung bestand darin, daß ich dem Doktor mit den Augen folgte, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte. Auf alles, was er mir gesagt, hatte ich kein Wort der Entgegnung gefunden, in meinem Gemüt aber fand ein gewaltiger Kampf statt. Die Gastfreundschaft, welche ich empfangen und diesich durch Mangel, Not, Obdachlosigkeit und Hunger bis zu einem gewissen Grade erklären ließ, war unerträglich. Wenn ich nur drei Tage lang davon Gebrauch machte und mich in die Folgen davon fügte, so ward mein ganzes Leben dadurch befleckt und hatte nicht einmal die Entschuldigung eines Gewinnes, der mit dem Opfer im Verhältnis gestanden hätte. Bei dem Doktor dagegen war, wie er gesagt hatte, die Nacktheit der Bildsäule durch den Schleier des Reichtums bedeckt. Ich spielte die Rolle der Danae, aber mit dem goldenen Regen, der in dieser Welt so vieles abwäscht. Auf der einen Seite handelte es sich um Entwürdigung, auf der andern nur um Keckheit. Ich streckte die Hand aus. Ich nahm die vier Rollen eine nach der andern in die Hand; ich öffnete sie, ich ließ die Guineen in meinen Schoß fallen, ich wühlte mit den Händen in diesem Gold, ich ließ es in klirrenden Kaskaden aus den Händen wieder in meinen Schoß herabregnen, bis ich davon geblendet war. Ich sagte mir, daß es bloß auf mich ankäme, zehn-, zwanzig-, ja hundertmal so viel zu haben, daß ja, da mein Gesicht verhüllt bleibe, mich niemand erröten machen könne, wenn er mich später wiedersähe. Ich sagte mir mit einem Worte alles, was der Stolz und die Notwendigkeit dem bedrängten wankenden Herzen eines menschlichen Wesens einflüstern können, welchem die Natur Instinkte eingepflanzt, gegen welche die Gesellschaft Gesetze gegeben und welches jung, schön, intelligent, vor Mangel und Hunger keine andere Zuflucht hat als die Prostitution. Das Ergebnis aller dieser Betrachtungen bestand darin, daß ich die dreihundertfünfundsiebzig Pfund Sterling dem Doktor Graham nicht zurückschickte. Am dritten Tage kam er demgemäß gegen elf Uhr morgens, wie er versprochen, um mich in seinem Wagen abzuholen. Noch denselben Abend lag ich, das Gesicht mit einem dichten Schleier und den Körper mit einem durchsichtigen Schleier bedeckt, in dem magnetischen Schlafe, den ich gegen mein empörtes Schamgefühl zu Hilfe gerufen, auf dem Apollobette und diente dem Doktor Graham als Subjekt bei seinen megalantyropogenetischen Demonstrationen.

23. Kapitel.
    Nur London, dieses eigentümliche Gemisch von erkünstelter Verschämtheit und wirklicher Schamlosigkeit, erklärt das ungeheure Aufsehen, welches diese menschliche Schaustellung machte, welcher die Polizei, die in allen andern zivilisierten Ländern der Welt eingeschritten sein würde, nicht das mindeste Hindernis in den Weg legte. Man schlug sich buchstäblich, um Eingang zu erzwingen, und obschon der Eintrittspreis ein Pfund Sterling betrug, so war doch der Salon, in welchem der Doktor Graham seine Vorlesungen hielt, alle Abende gefüllt. Sobald als die Zuschauer fort waren, weckte mich der Doktor. Ich kleidete wich wieder an, wir soupierten gemeinschaftlich und zogen uns dann jedes in sein Zimmer zurück. Niemals – ich muß dieses sagen – richtete während der zwei oder drei Monate, die ich bei ihm blieb, der Doktor auch nur ein Wort an mich, welches nicht ein Beweis von Sympathie und Achtung gewesen wäre.
    Mir, die ich vor Gott geschworen, alles zu sagen, kommt es nun zu, den Leser in die geheimsten Tiefen,

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