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Summe bedeutend genug sein würde, um mich der weiteren Fortsetzung dieser Schaustellung zu überheben, an deren schmachvolle Seite ich mich gewöhnt, während ich mich an die zweifelhafte Seite derselben nicht gewöhnen konnte. Endlich eines Tages, als eine Diskussion dieser Art sich wieder in meiner Umgebung entsponnen hatte, konnte ich nicht mehr an mich halten. Eine Bewegung warf das Battisttuch, welches mein Gesicht verschleierte, herab und meine Züge erschienen völlig unverhüllt. Die Augen waren geschlossen, auf den Lippen aber ruhte der Ausdruck herausfordernden Trotzes. Ein Ruf der Bewunderung ließ sich hören. Einen Augenblick glaubte ich, die Zuschauer würden in ihrem Enthusiasmus das Geländer niederbrechen. Der Doktor Graham sah sich genötigt, sich rasch zwischen sie und mich zu stellen.
Dieses Ereignis, welches die Wirkung des Zufalls zu sein schien, führte den Salons des Doktors eine neue Masse von Zuschauern zu. Noch denselben Abend war die Neuigkeit, daß ich von Gesicht eben so schön sei, wie von Körper, in aller Munde; den nächstfolgenden Tag stand sie in allen Zeitungen zu lesen. Ebenso getäuscht wie die andern brachte Doktor Graham das Herabfallen meines Schleiers ebenfalls auf Rechnung eines Zufalls, dieser hatte aber für ihn ein so wunderbares Resultat herbeigeführt, daß er mich bat, mir künftig meine Schaustellung mit unverhülltem Antlitz gefallen zu lassen. Ich tat, als ob ich seinen Bitten nachgäbe, während ich doch nur den Einflüsterungen meiner Koketterie folgte. Mein Erfolg stieg immer höher. Die Einnahmen des Doktors erreichten die höchste Ziffer. Nach Verlauf eines Monats hatte er eine Summe von beinahe dreißigtausend Pfund Sterling realisiert. Eines abends erschrak ich beim Klange einer Stimme, deren Tonmir nicht unbekannt war. »Sie ist es,« murmelte die Stimme. Einen Augenblick darauf fügte sie hinzu: »Sie ist noch schöner, als ich glaubte.« Ich wagte nicht; die Augen aufzuschlagen. Meine geschlossenen Augenlider waren der letzte Wall, hinter welchen sich meine Keuschheit geflüchtet hatte. Augenscheinlich war es jemand, der mich kannte, jemand, dem ich im Laufe meines vergangenen Lebens begegnet war. Wie sehr ich aber auch mein Gedächtnis zu Hilfe nahm, so erinnerte dieser Klang mich doch an keine der Personen, welche ich während meines Verhältnisses zu Sir Harry Featherson, oder zu Sir John Payne, oder auch später gesehen. Ich mußte daher noch weiter zurückgehen, zu Erinnerungen, welche der Zeit vor meiner Ankunft in London angehörten. Ich brauche nicht erst zu sagen, daß die Stimme, die ich so eben gehört, die eines Mannes war.
Als die Sitzung geschlossen ward, blieb eine einzige Person hinter den anderen zurück. An ihrer Stimme erkannte ich in ihr die, auf deren Namen ich mich vergebens zu besinnen suchte. »Mein lieber Graham,« sagte sie, »Sie müssen von Miß Emma Lyonna durchaus die Gunst erlangen, um welche ich Sie bitte.« – »Erstens heißt die Person, von welcher Sie diese Gunst zu erlangen wünschen, nicht Emma Lyonna, sondern Miß Heart,« antwortete der Doktor.« – »Es ist wohl möglich, daß sie sich Ihnen gegenüber, lieber Doktor, Miß Heart nennt, für mich aber heißt sie Emma Lyonna. Auf alle Fälle stellen Sie mich ihr vor. Ich hoffe, daß sie mich nicht ganz vergessen haben wird.« – »Heute abend? Unmöglich!« – »Ich sage auch nicht heute abend, sondern morgen.« – »Nun gut denn, morgen.« – »Abgemacht.« – »Falls sie sich nämlich nicht weigert.« – »In diesem Fall habe ich natürlich weiter nichts zu sagen, ich hoffe aber, daß sie sich nicht weigern wird. Adieu, mein lieber Graham.« – »Adieu, mein lieber Romney,« Also Romney war es! Als der Doktor, nachdem er ihn hinausgeleitet, wieder zurückkam, fand er mich bereits angekleidet. Natürlich konnte ich nicht zuerst von Romney zu sprechen anfangen. Der Doktor hätte ja dann sofort gewußt, daß ich nicht geschlafen hatte. Während des Soupers brachte er die Sache jedoch selbst zur Sprache und fragte mich, ob ich einen Maler Namens Romney kennte. Ich antwortete in gleichgültigem Tone, daß ich vor drei oder vier Jahren an den Ufern des Dee allerdings einem Maler dieses Namens begegnet wäre, welcher eine Skizze von mir gemacht und mir fünf Guineen für jedesmalgeboten, wo ich mich dazu verstehen würde, ihm als Modell zu dienen. »Würden Sie sich dazu verstehen, ihn wiederzusehen?« fragte mich der Doktor. »Er befand sich heute abend unter
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