Tochter des Glueck
von Rauchende Colts, Sky King und Highway Patrol , die meine Familie immer anschaute.
In der ersten Geschichte heute Abend geht es um die tapferen Funkerinnen während des Befreiungskriegs. »Sie mussten unter ständigem Beschuss arbeiten«, betont Parteisekretär Feng Jin, »von einem Granatentrichter in den nächsten. Sie übermittelten wichtige Botschaften, bei denen es um Leben und Tod ging. Wenn sie die Verbindung verloren, verwandelten sie den eigenen Körper in einen elektrischen Leiter, indem sie mit den Zähnen fest auf den Draht bissen. Diese Frauen waren Schwestern im Widerstandskrieg!«
Es ist nicht das geeignetste Lehrstück und in vielerlei Hinsicht auch seltsam, dass er genau dieses ausgesucht hat, denn ich wette, kaum einer der Anwesenden hat schon mal ein Funkgerät oder ein Telefon gesehen, aber alle wirken ruhiger. Ich jedoch nicht. Taos Bein ruht an meinem. Die Hitze seines Körpers brennt sich durch zwei Schichten Stoff in meine Haut. Ich halte den Blick nach vorne gerichtet, starre die Hinterköpfe vor mir an, aber das Herz klopft mir bis zum Hals.
»Was hat uns die Befreiung gebracht?«, fragt Parteisekretär Feng Jin, um gleich darauf Mao zu zitieren: »›Alle arbeiten, damit alle zu essen haben.‹ Was bedeutet das? Heute arbeiten dieselben tapferen Frauen in Kraftwerken. Sie klettern auf Masten, um die Porzellanisolierungen auszutauschen, damit die Hochspannungsleitungen weiterhin funktionieren. Eines Tages werden sie Telefone und Strom hierherbringen. Andere Frauen arbeiten in Baumwollspinnereien und Mühlen, oder sie bedienen Maschinen, erkunden Bodenschätze, schweißen, schmieden, sind Pilotinnen oder Navigatorinnen. Frauen werden ausgebildet – ob in einem Lese- und Schreibkurs, wie wir ihn hier in unserem Kollektiv haben, oder auf einer Universität.«
Es folgt eine Diskussion, und mehrere Männer melden sich zu Wort. Wieder werden wir an die Versprechungen des Vorsitzenden Mao für die Neue Gesellschaft erinnert: Frauen stützen die Hälfte des Himmels. Jeder – Männer, Frauen und Kinder – müsse sich in den politischen Kampf stürzen, um Stürmen zu widerstehen und der Welt gegenüberzutreten. Wir müssen uns an das Ehegesetz halten. Parteisekretär Feng Jin beendet die Sitzung mit einem Lied. Im ganzen Raum herrscht gute Stimmung, als die Stimmen des Gründrachendorfkollektivs mit einfallen.
Später, während des Malunterrichts, spüre ich immer noch, dass Tao neben mir sitzt – wie sollte das auch anders sein, wo ich doch seinen Geschmack noch im Mund und seine Berührung auf Lippen, Hals und Brust fühle? Ich will ihn nicht direkt ansehen, aber ich betrachte seine Hand und versuche sie zu malen.
»In dir hat sich etwas geöffnet, Joy.« Als ich aufblicke, steht Z. G. vor mir. Ich laufe rot an. »Deine Technik muss noch verfeinert werden, aber ich glaube, die Kalligrafiestunden haben dir Feingefühl vermittelt.« Er tritt einen Schritt zurück, verschränkt die Arme und betrachtet meine Arbeit mit echtem Wohlgefallen. »Die Hand ist am schwierigsten zu malen«, fügt er hinzu. »Ich glaube, du könntest gut werden, wenn du wirklich zu lernen bereit bist.«
Ich lächle. Was für ein seltsamer, wunderbarer Tag das doch geworden ist!
Als der Unterricht vorbei ist, geht Tao mit den anderen Dorfbewohnern davon. Z. G., Kumei und ich sammeln die Malutensilien zusammen und kehren zum Hofhaus zurück. Kumei wünscht uns eine gute Nacht, und Z. G. und ich gehen durch die Höfe zu unseren nebeneinanderliegenden Zimmern. Z. G. verschwindet in seinem, während ich noch die Sachen wegräume. Ein paar Minuten später kommt er mit einem Skizzenheft wieder heraus.
»Das ist für dich«, sagt er. »Du brauchst viel Übung, wenn du jemals eine Hand richtig malen willst. Du musst immer die innere Welt des Herzens und des Denkens darstellen. Danach strebt die chinesische Kunst in ihrem Kern. Du könntest das erreichen, glaube ich.«
Ohne ein weiteres Wort kehrt er in sein Zimmer zurück. Und ich habe jetzt meine ersten zwei Geschenke von meinem Vater – seine Worte und das Skizzenheft.
Nach diesem Abend wache ich weiterhin frühmorgens auf und arbeite wie zuvor auf den Feldern. Nachmittags arbeitet Z. G. immer noch allein für sich am Feldrand mit Kohle, Bleistift und Skizzenheft oder mit Pinseln, Farben und Papier. Die Leute bleiben stehen, um sich seine Bilder anzusehen, aber er verbirgt sie immer öfter, legt schnell ein anderes Blatt darüber, vor allem, wenn ich mich nähere,
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