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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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einbestellt, um einen Sputnik zu starten.
    Brigadeführer Lai steht auf einem Podest. Die Hände hat er hinter dem Rücken verschränkt, er wippt auf den Fersen, seine Miene ist grimmig. Es zieht mir den Magen zusammen, als ich Yong auf Knien neben ihm entdecke, ihre gebundenen Füße unter ihr versteckt. Man hat ihr eine weiße Schleife angeheftet, zum Zeichen, dass sie denunziert wurde. Kumei und Ta-ming stehen am Rand des Podests. Kumei kann in jeder Situation lächeln, aber nicht jetzt. Ihr Gesicht ist bleich, und ihre Narben haben sich – wohl aus Angst – lavendelblau verfärbt. Was haben Yong und Kumei wohl angestellt, um den Mann, der in den vergangenen Monaten bei ihnen im Hofhaus lebte, so zu erzürnen? Parteisekretär Feng Jin und Sung-ling haben ebenfalls Plätze auf dem Podest. Sie scheinen dank der Aufregung geradezu aufzuleben. Das ist keine kleine Darbietung nur für das Gründrachendorf. Diesmal starren sie Tausende von Gesichtern erwartungsvoll an.
    Brigadeführer Lai hält ein Megafon an den Mund. »Der Vorsitzende Mao hat gesagt, in der Neuen Gesellschaft gibt es keine Parasiten«, zitiert er. »Alle arbeiten, damit alle zu essen haben.«
    Das kennen wir bereits, aber was er als Nächstes sagt, klingt nicht gut.
    »Diese drei hier sind schwarze Elemente. Zwei haben mit dem Grundherrn das Bett geteilt. Einer ist die schwarze Brut des Grundherrn. Wenn das erst einmal an jemandem klebt, wird es von Generation zu Generation weitergegeben. Weder sie noch ihre Nachkommen werden das jemals wieder loswerden.«
    Ein Schauder durchfährt mich.
    Er zeigt auf Kumei und Ta-ming. »Die beiden tun ihr Bestes.« Dann schubst er Yong mit dem Schuh. »Doch die da ist eine tägliche Erinnerung an alles, was in der alten Gesellschaft schlecht war. Vor Jahren hat der Vorsitzende Mao angeordnet, dass alle Frauen sich die Füße aufbinden. Hat die vierte Frau des Landbesitzers gehorcht?«
    Aus der Menge ertönt mehrfach ein »Nein«. Yong reagiert nicht. Sie hält den Blick gesenkt.
    »Wir arbeiten alle auf den Feldern, aber was ist mit der da?«, fragt der Brigadeführer.
    Missmutiges Gemurmel erklingt um mich herum. Alle scheinen vergessen zu haben, dass Yong das Hofhaus verlassen hat, um mit meiner Mutter, meiner Schwiegermutter und einigen anderen älteren Frauen aus dem Gründrachendorf im Arbeitskommando Überholt Großbritannien zu arbeiten.
    »Es wird Zeit, dass du dir deine Bandagen entfernst und dich uns anschließt. Tu es jetzt!«, befiehlt ihr Brigadeführer Lai.
    Ohne ein Wort des Widerstands setzt sich Yong auf. Sie nimmt die Beleidigung und Demütigung auf eine Weise hin, die jeder hier versteht, denn in der Vergangenheit saßen nur Sklaven, verurteilte Kriminelle, Kriegsgefangene und Diener auf dem Boden. Die Zuschauer verstummen, und die Leute recken die Hälse, als die langen Bandagen Schlinge um Schlinge gelöst werden. Die Mitglieder der Kommune waren wahrscheinlich zu arm, um Frauen mit gebundenen Füßen in ihrer Familie zu haben, aber alle wissen, dass die gebundenen Füße die intimste Stelle einer Frau sind. »Noch intimer als der Bereich da unten«, sagte meine Mutter einmal zu mir, als sie mir von den gebundenen Füßen meiner Großmutter erzählte.
    »Und jetzt aufstehen!«, brüllt Brigadeführer Lai Yong an.
    Wie soll sie aufstehen, wenn ihr doch die Füße gebrochen und zerquetscht und seit mehr als vierzig Jahren zusammengedrückt wurden? Doch Befehl ist Befehl, und in der Zuschauermenge brodelt der Hass. Yong kommt wacklig auf die Beine. Ihre Miene ist starr, aber ihr Körper schwankt unsicher. Ta-ming möchte ihr helfen, doch Kumei ist so klug, ihn zurückzuhalten. Wie der Brigadeführer gesagt hat, der Junge ist und bleibt ein schwarzes Element. Wie er sich jetzt verhält, wird ihn vor Schikanen in der Zukunft bewahren.
    »Lauf!«, herrscht Brigadeführer Lai Yong an. Als sie sich nicht bewegt, brüllt er noch lauter. »Lauf!«
    Ich bin entsetzt, panisch und befinde mich ganz plötzlich dort, wo ich nie hinwollte – bei dem, was meinem Vater zugestoßen ist und welche Rolle ich bei seinem Tod spielte. Die Übelkeit, die ich in den letzten paar Tagen verspürte, kommt wieder hoch und brennt mir in der Kehle. Ich werde bestimmt gleich ohnmächtig.
    »Lauf!« Rote Wut steigt dem Brigadeführer ins Gesicht. »Und morgen arbeitest du mit den anderen Genossen auf den Feldern. Es ist Pflanzzeit, und wir brauchen alle Hände … und Füße.«
    Soll das ein Witz sein? Yong kann unmöglich

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