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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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aber Fu-shee ist nicht so schlimm. Sie ist wieder schwanger. Ich bin es nicht. Ich hätte gerne ein Baby. Einen Sohn natürlich. Das würde Tao glücklich machen. Es würde meinen Schwiegereltern gefallen. Ich hoffe, Du wärst dann auch glücklich.
    Im Chinesischen besteht das Wort Schoß aus den Zeichen für Palast und Kinder . Nachts, wenn ich neben Tao liege, schicke ich gute Wünsche an meinen Schoß. Wenn schon die Ehe meine Traurigkeit nicht kuriert, wird es vielleicht ein Baby tun.
    Am chinesischen Neujahr werden bei einer Inspektion im Haus eines Nachbarn Nahrungsmittel gefunden. Das Haus wird abgerissen. Die Familie kann nirgendwohin, deshalb schläft sie in der Ahnenhalle. Aufgrund der Schlamperei unserer Nachbarn werden allen Bewohnern der Kommune die Schlösser weggenommen.
    »Wenn ihr eure Schlösser nicht hergebt«, sagt Brigadeführer Lai, »nehmen wir euch die Türen weg.«
    Doch das reicht noch nicht. In aller Hast werden Tore und Höfe abgerissen, die Anwesen voneinander trennen, damit niemand Lebensmittel versteckt oder hortet – und um alles und jeden sichtbar zu machen. Wenn die Sicht immer noch durch etwas verdeckt ist, wird das ganze Haus zerstört. »Unser Vaterland profitiert von unserer neuen Politik«, verkündet Brigadeführer Lai, »denn das letzte übrige Metall von den Türangeln und Schlössern kann nun geschmolzen werden, und wir können mit dem Holz der Häuser und den Möbeln die Hochöfen befeuern.« Das Hofhaus, in dem er lebt, bleibt indessen unangetastet.
    Als wir drei Tage später von den Feldern nach Hause kommen, hockt Fu-shee in einer Ecke. Unter ihr steht ein Eimer mit Blut und kleinen Gewebestückchen. Ich soll den Eimer ausleeren. Das ist widerlich, und es dreht mir den Magen um. Ich versuche, auch anderweitig zu helfen, aber alle Gunst, die ich bei meiner Schwiegermutter gewonnen haben mag, ist verschwunden. Ihr Blick ist jetzt vorwurfsvoll. Bald weichen mir die anderen schwangeren Frauen in der Kommune aus oder wenden mir den Rücken zu. Es heißt, dass Frauen, die noch nicht geboren haben, ungeborenen und neugeborenen Babys Unglück bringen.
    Meine einzigen Freundinnen sind Yong und Kumei, die mir immer wieder sagen, ich soll mir keine Gedanken machen. »Wir befinden uns zwischen dem Gelb und dem Grün«, sagen sie, als hätte ich dadurch weniger Hunger, als würden mich schwangere Frauen dann weniger missachten oder als würde sich meine Schwiegermutter dann weniger über mich ärgern. »Es ist schlimmer als gewöhnlich, aber es passiert jedes Jahr.«
    Ich betrachte das Ganze mit amerikanischen Augen: Sollen wir etwas akzeptieren, nur weil es bisher immer so war? Ich bringe Ideen zur Selbsthilfe vor.
    »Kaufen wir doch ein paar Küken, dann haben wir Hühner, die Eier legen«, schlage ich der Familie meines Mannes vor.
    »Wo sollten wir die denn verstecken?«, fragt mein Schwiegervater. »Was ist, wenn der Brigadeführer seine Inspektion macht?«
    »Wir könnten Tofu herstellen«, sage ich. »Als ich ein kleines Mädchen war, hat mein Großvater Tofu in unserer Badewanne gemacht.«
    »Wo sollen wir Sojamilch herbekommen?«, fragt mein Mann.
    »Was ist eine Badewanne?«, fragt Fu-shee.
    »Vielleicht könnten wir ein Geschäft mit Schubkarren aufziehen«, versuche ich es noch einmal. »Es muss immer irgendetwas zur Hauptstraße gebracht werden.«
    »Wo sollen wir das Geld dafür hernehmen?«, fragt mein Schwiegervater.
    »Ich habe etwas Geld«, sage ich. »Wir sind eine Familie. Ich möchte helfen, so gut ich kann.«
    Ich kaufe drei Schubkarren. Wir verdienen vier yuan – etwas weniger als zwei Dollar – pro Tag mit dem Transport von Kohle, Ziegelsteinen und Getreide, bis man uns sagt, dass wir das einstellen müssen. Der Dorfkader kritisiert uns und erinnert uns, dass Privatunternehmen nicht erlaubt sind. Als ich das nächste Mal einen Vorschlag mache, um unsere Situation zu verbessern, schnauzt Fu-shee: »Kauf uns doch etwas zu essen, statt mit deinem Geld zu prahlen!«
    Aber ich kann nichts zu essen kaufen, denn es gibt nichts. Und selbst wenn, wo sollte ich meine amerikanischen Dollars wechseln? Ich müsste dafür nach Tun-hsi, vielleicht sogar nach Hangchow. Dafür würde mir der Brigadeführer nie die Erlaubnis erteilen.
    Ich könnte das alles meiner Mutter schreiben, aber ich tue es nicht. Wie auch? Ich möchte von ihr nicht hören: »Ich hab’s dir doch gesagt«, während mir selbst noch schlimmere Vorwürfe durch den Kopf gehen.

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    Gewand aus Glas
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