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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zinnfass vor sich zu nehmen und auf sein Brot zu streuen. »Wo ist der Graf… und… «
    »Ist Hotspur hier?«, beendete Hal die Frage für ihn und kaute fröhlich. »Nicht heute Abend. Weder Northumberland noch sein Sohn sind hier, obwohl sie sich ganz in der Nähe befinden. Unsere Nachhut ist von ein paar verstreuten Kompanien der französischen Armee bedrängt worden, und Eduard hat Northumberland und Hotspur ausgeschickt, um mit ihnen aufzuräumen.«
    Er lachte. »Der arme Hotspur – er wird wütend sein, wenn er hört, dass er ein solches Festmahl verpasst hat.«
    »Wie geht es Hotspur?« Heinrich Percy, der Sohn des Grafen von Northumberland, hatte sich seinen Spitznamen in seiner Jugend eingehandelt, weil er sein Schlachtross in jedem Kampf bis an die Grenzen des Wagemutes – oder der Dummheit, je nachdem, wie man es betrachtete – trieb.
    »Wie du dir sicher vorstellen kannst«, sagte Hal, »hat er sich auch in den letzten Jahren nicht allzu sehr verändert.«
    »Das überrascht mich nicht im Mindesten«, warf Thomas ein und nahm sich ein wenig Eberfleisch. »Ich hätte schwören können, seine Berufung sei das Nonnenkloster gewesen.«
    Hal hielt inne und starrte Thomas an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Wohl gesprochen, mein Freund! Aber natürlich hat Hotspur eine Berufung zum Nonnenkloster. Ich weiß gar nicht, wie viele Nonnen er ihren heiligen Gelübden abspenstig gemacht hat! «
    Thomas musste lächeln – schließlich war er es gewesen, der mit dem Scherz begonnen hatte –, doch er verspürte ein leichtes Unbehagen bei Hals gottlosen Worten und der respektlosen Haltung, die dahinterstand. Zu viele Menschen lachten dieser Tage über Geistliche… zu viele nahmen die heiligen Gelübde nicht ernst… zu viele Geistliche nahmen ihre eigenen Gelübde auf die leichte Schulter!
    Gütiger Herr im Himmel, die Dämonen hatten mehr als dreißig Jahre lang Zeit gehabt, um die Menschen mit ihren teuflischen Ideen zu verführen. Wie sollte er die Uhr wieder zurückdrehen können?
    »Wie ich sehe, habe ich einen Nerv getroffen«, sagte Hal mit leiser Stimme und musterte Thomas wachsam. »Es tut mir leid, Tom.«
    »Nun«, sagte Thomas und verzog den Mund zum Anflug eines Grinsens, »du kannst Buße tun, indem du mir von der wundersamen Schlacht von Poitiers berichtest. Einverstanden?«
    »Mit Freuden, Tom! Ach«, Hal lehnte sich mit leuchtenden Augen zurück und wischte sich die fettigen Finger am Mundtuch ab. »Poitiers… was für ein großartiger Sieg. Tom«, er beugte sich erneut vor, nun wieder ernst, »unsere Streitmacht war klein, und die Franzosen waren uns drei zu eins überlegen… «
    Hal fuhr fort, die Schlacht zu beschreiben, die größte, an der er jemals teilgenommen hatte, und gestikulierte dabei aufgeregt mit den Händen.
    »Es war ein Blutbad, Tom«, schloss er, »unter dem strahlend blauen Himmel und begleitet von Hunderten von Hörnern, Flöten und Pfeifen.«
    Thomas nickte und leerte seinen Weinpokal. Einst hätte ich mich auch in die Erregung des Kampfes gestürzt, das siegreiche Töten und die Freude über die erbeuteten Reichtümer… aber das ist vorbei. Darüber bin ich hinausgewachsen.
    »Ach, Tom«, sagte Hal und bedeutete einem Diener, Thomas Wein nachzuschenken. »Sich von einer kalten Pritsche aufzurappeln, um in den dunklen Stunden eines Wintermorgens die Matutingebete zu sprechen, kann damit nicht ganz mithalten, was?«
    »Jeder von uns hat seine Wahl getroffen«, sagte Thomas und bedauerte sogleich den frommen Ton, den er angeschlagen hatte.
    »Und doch liegen noch immer viele Entscheidungen vor uns, mein Freund«, sagte Hal mit leiser Stimme, die überraschenderweise voller Liebe war.
    Thomas blickte ihn an und wollte ihn fragen, was er damit gemeint habe, doch in diesem Augenblick trat ein Knappe an Hal heran und raunte ihm etwas ins Ohr.
    Hal wandte sich wieder Thomas zu. »Entschuldige mich bitte, Tom. Offenbar will Gloucester, dass ich einen Streit zwischen ihm und Raby schlichte, darüber, wie viele Haare der Schweif eines Pferdes hat.« Er hielt inne und grinste. »Mir scheint, der Wein beginnt zu wirken.«
    Und damit ging er davon.
    Thomas blickte einen Moment lang auf den leeren Platz auf der Bank und stützte sich dann auf dem Tisch auf, wenig interessiert daran, sich mit den anderen Männern zu unterhalten, und wohl wissend, dass auch sie ihm nichts zu sagen hätten. Nicht zum ersten Mal in den letzten Jahren war Thomas froh um die Distanz, die sein

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