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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrer groben braunen Wollkapuze aus großen, dunklen Augen an; sie hatte gegen den aufkommenden Morgenfrost einen Umhang angelegt.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. »Ich muss mit Euch reden.«
    »Und was habt Ihr Raby gesagt, als Ihr sein Lager verlassen habt? Dass Ihr nach seinem Neffen sucht, um auch bei ihm etwas Trost zu finden?«
    »Er hat die ganze Nacht lang mit dem schwarzen Prinzen und König Johann gezecht. Er hat mich nicht gebraucht.«
    »Was tut Ihr dann also hier?«, wiederholte Thomas, sein ganzer Körper war steif vor Anspannung.
    »Herr… Thomas… «
    »Ihr habt mich als Bruder Thomas anzusprechen, wie es sich gehört.«
    Ihre Augen blitzten auf. »Ihr habt mich eine Hure genannt, Thomas. Ich bin kaum diejenige, die sich Gedanken darüber machen sollte, ›was sich gehört‹, nicht wahr?«
    »Sagt, was Ihr mir zu sagen habt, und dann verschwindet.«
    »Ich wurde verheiratet, als ich sechzehn war«, hob sie an, und Thomas wandte sich ärgerlich zum Gehen. »Nein, wartet, ich muss Euch das erzählen… «
    »Ich habe keine Zeit für… «
    »Ihr müsst Euch Zeit dafür nehmen, Thomas, denn es war Euer Gesicht, das ich gesehen, Euer Körper, den ich in der Nacht gespürt habe, als ich meine Unschuld verlor! «
    Thomas machte einen Schritt rückwärts. »Ihr seid verhext!«
    »Nicht mehr als Ihr.«
    Thomas starrte sie an.
    »Ich hatte nichts damit zu tun!«, sagte sie drängend und streckte die Hand aus, als wollte sie ihn berühren, überlegte es sich dann jedoch anders. »Ich glaubte, ich würde Raby beiwohnen und dann… dann… «
    Offensichtlich bekümmert hielt sie inne und wandte den Blick ab. Thomas, der sie eingehend musterte, dachte, dass sie entweder eine gute Schauspielerin war oder tatsächlich vollkommen unschuldig.
    Als Margaret ihn wieder ansah, standen Tränen in ihren Augen. »Ich bin nicht freiwillig zur Hure geworden, Thomas. In den zehn Jahren meiner Ehe bin ich stets eine gefügige Ehefrau gewesen. Ich habe meinen Gemahl von Heiligengrab zu Heiligengrab begleitet, von Jerusalem nach Santiago, von Canterbury nach Rom, immer war er auf der Suche nach göttlichem Beistand gegen seine Schwindsucht – ohne ihn jemals zu erhalten. Er ist vor etwa vier Monaten in Bordeaux gestorben. Unser Vermögen war dahin. Ich war mittellos. Meine Not kam Raby zu Ohren, und er bot mir eine Lösung an. Wenn ich das Lager mit ihm teilte, würde er mich sicher nach England bringen. Er wusste nicht, dass ich noch Jungfrau war. Thomas, ich habe mit meinem Gewissen gerungen, doch ich war erschöpft und hungrig und hatte Angst. Raby ist freundlich zu mir gewesen – Ihr wisst, was für ein angenehmer Mann er ist! Und… und, um die Wahrheit zu sagen, ich hatte es satt, mit sechsundzwanzig Jahren immer noch Jungfrau zu sein. Ich wollte eine Frau werden.«
    »Ihr habt Euch Euren Gelüsten hingegeben.«
    Sie holte tief Luft, ihr Gesicht war blass, ihre Augen groß und fast schwarz. Thomas wunderte sich nicht darüber, dass Raby jedes Mittel recht gewesen war, um sie für sich zu gewinnen.
    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Wut vielleicht oder Ärger. »Ich habe meinen Gelüsten nachgegeben, ja… genau wie Ihr.«
    »Was? Ich… «
    »Ich war nicht die Einzige, die am Nachmittag des Tages des heiligen Kenelmus Unzucht getrieben hat! Während ich Raby beilag, müsst Ihr ebenfalls mit einer Frau das Lager geteilt haben! «
    »Hexe!«
    »Nicht ich! Nicht ich! Ich bin ebenso unschuldig wie Ihr, Thomas.« Sie wartete einen Moment, um der Bedeutsamkeit ihrer Worte Nachdruck zu verleihen. »Ebenso unschuldig wie Ihr.«
    Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend an.
    »Seid Ihr schwanger?«, fragte Thomas schließlich.
    Sie zögerte und nickte dann.
    »Dann ist es ein Kind der Hölle. Zweifellos wird es missgestaltet und buckelig geboren werden und die Hörner eines Teufels tragen.«
    Margaret zuckte zusammen und wandte den Kopf ab, bevor Thomas sehen konnte, dass er sie ernsthaft verletzt hatte. Sie schlang die Arme fest um sich und wünschte sich, dass irgendwo und irgendwann einmal jemand zu ihr halten und sie lieben würde.
    »Ihr wollt dieses Kind gegen mich einsetzen.«
    Margaret drehte sich wieder zu ihm um. »Ich werde dieses Kind niemals gegen Euch einsetzen! « Gütiger Himmel, würden alle Männer der Familie Neville nacheinander zu ihr kommen und sie beschuldigen, sie mit diesem Kind reinlegen zu wollen?
    »Dann wollt Ihr mir zumindest Schaden zufügen«, sagte Thomas mit

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