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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Hal drückte Thomas’ Hand. »Einverstanden!«
    Wieder ertönte die Fanfare, und die beiden drehten sich um, um den Aufzug anzusehen, der nun den Hain betrat: Eduard, der schwarze Prinz, mit König Johann von Frankreich an seiner Seite. Beide wirkten frohgemut und lachten leise, während sie miteinander scherzten. Hinter ihnen folgte Johann von Gent – Lancaster gelang es irgendwie, weitaus königlicher auszusehen als die beiden, die ihm vorausgegangen waren. Hinter Lancaster kamen Gloucester und seine Gemahlin; Eleonore stützte sich schwer auf Gloucesters Arm, dennoch und trotz ihres schwangeren Leibes wirkte sie höchst anmutig und vornehm. Den Abschluss des Zuges bildete Ralph, Baron von Raby.
    Thomas war erleichtert, dass die Hexe nicht an seiner Seite war, obwohl er wusste, dass ihr niederer Rang es ihr niemals gestattet hätte, an der Haupttafel zu sitzen.
    Die Gruppe ging zu ihrem Tisch hinüber; Diener eilten herbei, um ihnen auf ihre Plätze zu helfen. Eduard ließ sich auf dem mittleren Thron nieder, König Johann zu seiner Rechten. Auf Eduards linken Seite befand sich ein gewöhnlicher Stuhl, wenn auch sehr breit und reich verziert, und auf diesem nahm Eleonore von Gloucester Platz. Da sie die einzige Frau war, die an der Haupttafel saß und die ranghöchste Frau im ganzen Lager, würde sie an diesem Abend die Rolle der Gastgeberin übernehmen. Zu König Johanns Rechten saß Lancaster, ebenfalls auf einem Thron, wie es seinem Rang als König von Kastilien gebührte. Zu seiner Rechten befand sich Raby auf einem gewöhnlichen Stuhl, und Gloucester nahm den letzten Platz am anderen Ende der Haupttafel ein.
    Während sie sich setzten, traten die Edelleute lachend und scherzend aus dem Hintergrund und nahmen ihre Plätze auf den Bänken ein.
    Hal saß neben Thomas am ersten Tisch, der rechts von der Haupttafel stand. Thomas war sich der außerordentlichen Ehre, neben Bolingbroke sitzen zu dürfen – Hal wäre auch an der Haupttafel nicht fehl am Platze gewesen – und außerdem den Prinzen und Königen an der Spitze der Gesellschaft so nahe zu sein, sehr wohl bewusst.
    Er warf einen Blick zu ihnen hinüber, als Diener vortraten, um den Gästen Wasser über die Hände zu gießen und ihnen Leinentücher anzubieten, mit denen sie sich abtrocknen konnten. Er fragte sich, warum sein Onkel an diesem Tisch saß – als Baron gehörte er zwar zum Hochadel, doch war er hochrangig genug, um sein Fleisch mit Prinzen und Königen zu teilen? –, und lehnte sich dann zurück, um sich an dem Fest zu erfreuen.
    Vielleicht hatte Hal recht. Es würde ihm nicht schaden, sich an dem Festmahl zu erquicken… und sicherlich war das Licht zu hell und die Stimmung zu fröhlich, als dass Dämonen oder Kobolde es wagen würden, aus der Nacht hervorzubrechen.
    Ein Diener flüsterte ihm etwas ins Ohr, und Thomas lächelte und drehte sich um, um seine Hände in der Schüssel zu waschen, die der Mann ihm hinhielt.
    Als das Ritual des Händewaschens beendet war, eilten Diener herbei, die Wein in Becher und Pokale gossen und Wasser in kleine Schüsseln füllten, die an jedem Platz standen, damit die Gäste zwischen den Gängen ihre Finger waschen konnten. Dann servierten sie den ersten Gang des Abends: Eberfleisch mit einer Kruste aus dickem, körnigem Senf, Aale in würziger Sauce, verschiedene Fischsorten und feine Teigpasteten. Jeder Gast benutzte sein eigenes Messer – das er am Gürtel bei sich trug –, um das Essen von der Servierplatte auf einen Brotfladen zu heben. Wie bei jeder adligen Gesellschaft hielten sich die Gäste an gewisse Tischsitten: Niemand berührte das Essen mit der rechten Hand, man nahm sich nur kleine Portionen, die schmackhaftesten Leckerbissen wurden stets zuerst dem Nachbarn angeboten; und alle benutzten die Mundtücher, um sich die Finger abzuwischen, und nicht das Tischtuch. Wie mit den Manieren so stand es auch mit der Unterhaltung – man unterhielt sich höflich und so leise wie möglich, entsprechend der Menge an Wein, die bereits geflossen war. Jeder gab sich die größte Mühe, das Gespräch seiner Tischnachbarn nicht zu stören.
    Hal plauderte zunächst nur zögernd, dann jedoch mit wachsender Lebhaftigkeit. Er sprach über Männer, die Thomas sein ganzes Leben lang gekannt hatte, und über ihre Frauen, die ihm weniger bekannt waren.
    »Ich habe Northumberlands Standarte gesehen, als ich nach Chauvigny gekommen bin«, sagte Thomas, während Hal sein Messer dazu benutzte, etwas Salz aus dem

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