Tochter des Ratsherrn
bis heute nichts von der Schönheit deiner Tochter erzählt hast, Truchsess.«
Albert schaute zuerst verwundert zu Eccard Ribe und dann unmerklich zu Margareta. Seine sonst so schüchterne Tochter hatte den Blick des Ritters erwidert, nur um sogleich darauf beschämt und mit hochroten Wangen auf ihren Schoß zu sehen. Er lächelte ob ihrer Unbeholfenheit, ebenso wie Ragnhild, die ihrem Gemahl ein nahezu unsichtbares Zeichen gab. Behutsam nahm Albert die zarte Hand seiner Tochter und legte sie in die von Eccard Ribe. Dann fragte er seinen Freund verschmitzt: »Meint Ihr tatsächlich, Eure Burg ist groß genug für zwei von-Holdenstede-Frauen, Ritter?«
NACHWORT UND DANK
Das Hamburg des 13. Jahrhunderts war im Gegensatz zu dem Hamburg, welches wir heute kennen, zunächst einmal eines – klein! Seine Stadtgrenzen reichten im Norden gerade mal bis zum Jungfernstieg, im Osten ungefähr bis zum Hauptbahnhof, im Süden bis zum äußersten Rande der Cremon-Insel und im Westen bis kurz hinter den Rödingsmarkt. Innerhalb dieses Bereichs lebten zur Zeit des Romans ungefähr fünftausend Menschen, und einige von ihnen trugen entscheidend dazu bei, dass Hamburg zu dem wurde, was es heute ist.
Das Fürstenhaus der Schauenburger war, neben dem Rat und dem Klerus, die zweite der drei großen Mächte, die zur Zeit des anfänglichen Spätmittelalters in Hamburg herrschten. In diesem Roman gebe ich einen Abriss ihres Wirkens; dabei finden vorwiegend dessen Mitglieder Johann II. der Einäugige und Gerhard II. der Blinde Erwähnung.
Gerhard II. trug gewiss den Beinamen »der Blinde«. Wie blind er jedoch genau war, kann ich nicht sagen. In meinem Buch wird er häufig als »der Erstgeborene« bezeichnet, dabei war er das eigentlich nicht. Sein Bruder Johann, der Kanonikus von Hamburg war und ein Jahr vor ihm geboren wurde, war zur Zeit meines Buchs schon verstorben. Der Einfachheit halber machte ich Gerhard II. deshalb zum »Erstgeborenen«.
Die Geschichte um das durch den Wurf eines Hühnerknöchelchens eingebüßte Auge des Grafen Johann II. ist überliefert, und somit auch sein Beiname »der Einäugige«. Den Rahmen der Eiderneuerung nach dem Tode Gerhards I. habe ich mir dazu ausgedacht, obwohl ich Quellen gefunden habe, die die Existenz eines Huldigungseids (iuramentum fidelitatis) der Hamburger Bürger den Grafen gegenüber zu früherer Zeit beweisen.
Der Tod Gerhards I. ganz zu Anfang des Romans hat sich tatsächlich am 21. Dezember des Jahres 1290 zugetragen. Ebenso ist es wahr, dass dessen Söhne danach die geerbte Itzehoer Linie zunächst gemeinsam neben der Kieler Line von Johann II. und der Segeberger Linie von Adolf V. regierten. Dass es zu einem Zerwürfnis zwischen Gerhard II. und seinem Vetter Johann II. kam, nach dem Letzterer sein Augenlicht einbüßte, ist meiner Fantasie entsprungen.
Den St. Veitsmarkt (oder auch St. Vitusmarkt beziehungsweise St. Vitimarkt, wie er in manchen Quellen genannt wird) hat es tatsächlich am Tage des Märtyrers Vitus, den 15. Juni, in Hamburg gegeben. Abgehalten wurde er auf dem Platz des damaligen Pferdemarktes, wo man heute den Gerhard-Hauptmann-Platz findet. Neben dem Jahrmarkt an Mariä Himmelfahrt am 15. August gehörte auch der St. Veitsmarkt zu den verliehenen Freiheiten, die der Stadt von den Schauenburger Grafen durch den Freibrief Adolfs III. im Jahre 1189 bewilligt wurden. Am Ende des Buchs spielt der St. Veitsmarkt eine wichtige Rolle, da ich unterstelle, dass sich die Schauenburger Grafen an diesem Tage in der Stadt am Kunzenhof versammelten, was ich allerdings nicht zweifelsfrei beweisen kann.
Der gräfliche Kunzenhof dagegen ist historisch belegt – zum Beispiel in der Schenkungsurkunde eines Grundstücks für den Beginenkonvent von 1255, welche besagt, dass die Blauen Schwestern ein Stück des gräflichen Obstgartens zur Erweiterung ihres Konvents erhalten.
Der curia domini Cuntzonis bestand aus vierzehn Häusern und dreiundzwanzig Buden an der Steinstraße. Das Haupthaus soll von einem Graben umgeben worden sein, und die abschüssige Altstädter Fuhlentwiete führte tatsächlich mitten hindurch. Das genaue Aussehen des Kunzenhofs allerdings – vor allem das Innere – ist meine Erfindung.
Neben den Schauenburger Grafen spielt auch der Hamburger Rat eine entscheidende Rolle in meinem Buch. Im auslaufenden 13. Jahrhundert gewann er nachweislich immer mehr an Macht. Belegt sind die im Buch genannten Verkäufe der beiden Mühlen durch die Schauenburger sowie die
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