Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod am Nil

Tod am Nil

Titel: Tod am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
Vom Netzwerk:
dem Morden aufzuhören?« fragte er den König.
    Der maskierte Kopf fuhr herum. Surere stöhnte entsetzt auf und huschte ins Dunkel. Das Messer hielt er umklammert. »Surere!« rief Huy ihm nach. »Das ist nicht Echnaton!« Er hatte sein eigenes Messer gezogen.
    Die Gestalt riß sich das Gewand herunter und mit ihm auch die Polster, die den falschen Bauch und die breiten Hüften und Schenkel gebildet hatten. Ein langer Dolch lag in ihrer einen Hand, die andere griff nach der Maske und schleuderte sie von sich.
    Nebamun. Die dunklen Augen glänzten triumphierend. Die Mundwinkel waren herabgezogen. Das Gesicht sah viel älter aus, als es war.
    »Ich habe nicht aufgehört, zu töten. Mein Werk wird nie zu Ende sein. Aber mit jedem Tag warst du mir dichter auf den Fersen und es wurde Zeit für eine Pause, um dich von meiner Spur abzubringen. Es traf sich günstig, daß Surere meinem Vater schon genug abgepreßt hat. Ich habe jetzt genug und brauche Surere nicht mehr. Schade, daß er dich hergebracht hat; ich hatte gehofft, die Sache sauberer abzuschließen. Überleg’s dir: die vier Mädchen und Merymose. Das Rätsel ihres Todes gelöst durch das Geständnis eines Wahnsinnigen. Mit dir hätte ich mich später befaßt. Dich jetzt umzubringen, wäre plump gewesen und allzu leicht durchschaubar. Außerdem hat Taheb mächtige Freunde.« Im kalten Licht der Sterne war der Sand grau wie Perlen. Huy verlagerte sein Gewicht und behielt das Messer im Auge.
    »Hast du wirklich geglaubt, du könntest ihn zum Selbstmord überreden?«
    »Ja. Er hielt mich für den alten König. Ich bin ihm einmal hierher gefolgt, nachdem mein Vater ihm das Versteck in dem alten Stadthaus verschafft und die erste Rate bezahlt hatte. Surere hat mich enttäuscht. Ich hielt ihn für aufrichtig. Ich dachte, er teilte mein Ideal der Unschuld. Aber er war korrupt wie alle anderen.«
    »Warum hast du sie getötet?«
    »Um sie zu retten.« Nebamun war stolz und entspannt. »Ich habe Iritnofret geliebt, aber sie wollte mich nicht. Sie wollte mehr. Sie wollte Abenteuer. Also verabredete ich ein Stelldichein mit ihr - einen letzten Appell. Ich wußte, was ich tun würde. Es mußte am Wasser sein, zur Läuterung, und dann eine Umarmung. Mit einer Balsamierernadel habe ich sie getötet.«
    Huys Blick wanderte vom Gesicht des Jünglings zu der Hand mit dem Messer. Aus der Dunkelheit hinter ihnen kam Sureres Schluchzen. »Weiter«, sagte er; er erkannte, daß Nebamun das Bedürfnis hatte, alles zu erzählen. Was nützte schließlich ein gerissener Plan, wenn niemand außer einem selbst ihn würdigen konnte?
    »Dann meine Schwester Nefi. Wußtest du, daß mein Vater sie für Kenamun zum Ruhm des Seth brachte? Oh, ihr hat es gefallen. Kenamun hat sie gefesselt und ihr einen Skorpion auf den Rücken tätowiert. Ihre Idee. Die Familiengöttin. Und mein Vater hat ihm geholfen. Und dann hat sie mit einem anderen Mädchen - einer kleinen Hure von den Zwei Strömen... Na, du kannst deine Phantasie benutzen. Das Mädchen aus dem Zweistromland verschwand. Aber Nefi nicht. Sie erzählte mir alles. Sie dachte, ich würde es auch gern mit ihr tun. Also spielte ich mit. Es war zu spät, um sie zu retten, aber nicht, um der Besudelung ihres Geistes ein Ende zu machen. Danach zweifelte ich an den Frauen... Ich kannte Mertseger; sie war eine Freundin, die meine Schwestern von Kindheit an kannten. Ich hatte gesehen, wie sie mich anschaute. Da beschloß ich, herauszufinden, ob sie genauso war wie die anderen, ob auch sie bereit war, bei der ersten Versuchung zu fallen. Sie war es. Aber zum Glück kam sie zu mir. Ich rettete sie.«
    »Und deine Schwester Nephthys?«
    »Glaubst du, die Ehe ist nicht auch ein Verbrechen?«
    Huy atmete geräuschlos.
    »Dann entdeckte Merymose die Erpressung«, fuhr Nebamun fort. »Er folgte Surere und entdeckte das Haus. Ich folgte ihm. Ich wußte nicht genau, was er tun würde, aber ich dachte mir, daß er Kontakt mit dir aufnehmen würde, bevor er zu Kenamun ginge. Und du hättest dich nicht mit Surere zufriedengegeben. Ich wußte, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis du anfangen würdest, andere Spuren zu verfolgen.«
    »Also wolltest du mir helfen, um mich zu beobachten.«
    »Natürlich. Ich bin kein Dummkopf.«
    »Und Merymose?«
    »Das war leicht. Ich sperrte ihn in die Kammer ein und begrub ihn unter dem Korn. Ich hätte ihn nicht erstechen können - er war zu stark für mich.«
    »Und ich?«
    Nebamun lachte. »Du bist ein Schreiber, kein

Weitere Kostenlose Bücher