Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
Kopf.
„Kurzschluss“, war seine lakonische Antwort.
„Himmel, ich kann ihn da oben verhungern lassen“, murmelte Lamont. „Aber das macht doch alles keinen Sinn.“
„Komm herunter“, rief Pat jetzt noch einmal. „Sonst komme ich hoch!“
„Das wirst du auf keinen Fall tun!“ Keith und Lord Ashbury sprachen synchron die gleichen Worte, als hätten sie sich abgesprochen. Aber Pat achtete nicht auf die beiden Männer.
Sie begann ebenfalls die Strickleiter hinaufzuklettern.
*
Keith griff nach Pat, doch die hatte sich mit raschen Bewegungen seinem Zugriff entzogen. „Komm sofort wieder herunter!“, befahl er scharf, und die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Doch jetzt legte Lord Ashbury dem jungen Mann die Hand auf die Schulter und blickte ihn ernst an, schüttelte dann den Kopf, während Pat schon weiter nach oben kletterte, gewandt und rasch, mit anmutigen Bewegungen..
„Sie hat ihren eigenen Kopf, und Sie werden mit keinem Wort Erfolg haben, wenn sie das nicht will. Ich fürchte, meine Tochter ist mir in mancher Beziehung sehr ähnlich“, sagte er ruhig.
Keith starrte nach oben.
Cedric hatte mit vor Hass verzerrtem Gesicht zugesehen, wie die junge Frau seine letzte Zuflucht erklomm, jetzt schaute er gehetzt umher. Es hätte für ihn wenig Zweck nach der Schaukel zu greifen, es war auf der anderen Seite ja kein Fänger, bei dem er landen konnte. Doch da entdeckte er das Drahtseil, das vom Trapez aus in die andere Richtung weiterging. Cedric war sicher auf dem Seil, und mühelos überwand er die Distanz zur anderen Seite.
„Cedric, du verrückter Kerl“, sagte Pat jetzt gezwungen fröhlich. „Komm, lass den Unsinn. Gehen wir gemeinsam hinunter. Hier oben kannst du doch nicht lange bleiben. Was soll denn das?“
„Wie bist du eigentlich aus der Höhle gekommen?“, erkundigte er sich, während er die letzten Schritte über das straff gespannte Seil auf die Plattform lief.
„Mein Vater und Keith haben mich gefunden. Du hattest doch nicht ernsthaft vor, mich da liegen zu lassen?“
„Aber nein, Pat. Ich hatte dir schon erklärt, dass man bedauerlicherweise deine Leiche im Feuer finden wird. Aber du hast jetzt meinen ganzen schönen Plan zunichte gemacht. Du bist ein ziemlich ungezogenes Mädchen.“
Pat verschluckte sich fast. Was redete der Mann da? War er jetzt vollkommen verrückt geworden?
„Und was hast du jetzt vor?“, fragte sie noch immer betont munter. „Willst du bis zum jüngsten Tag auf der Plattform hocken und einen neuen Rekord aufstellen? Sieh doch ein, Cedric, dass es vorbei ist. Komm her, mach doch nicht alles noch schlimmer.“
Pat trat behutsam auf das Seil, so als wollte sie zu dem Mann hinüber und ihn bei der Hand nehmen.
Unten standen Keith und der Lord, die Köpfe weit in den Nacken gelegt, und starrten atemlos auf die beiden Menschen dort oben. Keith wurde vor Sorge fast verrückt, und Lord Ashbury war unter der gebräunten Haut ebenfalls bleich. Doch er vertraute seiner Tochter, sie würde schon wissen, was sie tat. Das hatte sie in ihrem Leben bisher immer gewusst. Aber gefährlich sah das schon aus, und ihm wäre ebenfalls wesentlich wohler gewesen, hätte Pat sich entschlossen endlich herunterzukommen.
Die junge Frau hatte jetzt einige Schritte auf dem Seil gemacht, argwöhnisch beäugt von Cedric, der plötzlich keine Lust mehr hatte. „Geh zurück, Pat“, rief er. „Lass mich in Ruhe und vergiss mich. Ich habe dir persönlich nie etwas tun wollen. Aber wenn du jetzt nicht gehst, dann zwingst du mich dazu.“
Obwohl das Seil straff gespannt war, schaffte Cedric es mit einiger Mühe, eine Vibration zu erzeigen, indem er auf seiner Plattform herumhampelte.
Pat hielt inne.
„Du ist ein gutes Mädchen“, sagte er. „Aber komm mir nicht zu nahe. Ich habe nämlich nichts mehr zu verlieren, weißt du? Und damit du mir das auch glaubst, schau her.“
Er zog einen eiförmigen Gegenstand aus der Hose und hielt ihn hoch. Pat konnte nicht gleich erkennen, um was es sich handelte, aber dann machte Cedric eine Handbewegung und zog etwas aus dem Gegenstand heraus. Die junge Frau wurde kreidebleich, und ein erstickter Aufschrei kam von unten her, Keith hatte erkannt, was Cedric da in der Hand hielt.
„Eine Handgranate! O’Malley, sind Sie komplett verrückt geworden? Sichern Sie die Granate und kommen Sie herunter!“
„Ach, ihr da unten seid auch noch da? Nun, dann könnt ihr eine Menge Spaß haben, wenn ihr nicht bald
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