Tod auf dem Drahtseil (Roman) (German Edition)
auch nur der Schatten eines Verdachtes auf ihr lastete, war es einfach unmöglich, dass die anderen das nötige Vertrauen zu ihr hatten.
Eve würde bald wieder aus dem Krankenhaus kommen, doch sie würde nie wieder am Trapez arbeiten können. Aber sie hatte großzügig verlauten lassen, dass sie Pat eine solche Gemeinheit nicht zutraute. Dennoch hatte Angus jede Probe mit Pat untersagt. Er und Stuart waren noch immer misstrauisch, und Cedric konnte es ihnen nicht verdenken.
Aber Pat war todunglücklich, denn bisher war der Zirkus wirklich ihr Leben gewesen. Sollte man sie jetzt einfach so ausschließen? Das konnte doch nicht sein. Und wer würde ernsthaft glauben, dass sie in der Lage wäre, einem anderen ein Leid zuzufügen?
Obwohl der Zirkusdirektor im allgemeinen die Polizei nicht sehr gerne sah, war er jetzt ganz froh, dass Lamont sich bei Pat aufhielt, denn es schien so, als hätte er Einfluss darauf, ob der Zirkus Dumbarton verlassen musste oder nicht.
Cedric fragte sich, wie lange es noch gut gehen würde mit den ausverkauften Vorstellungen. Nach dem Ausfall der Flying Generations hatte er keine richtige Zugnummer mehr, weil ja auch Alexej mit seinen Löwen nicht mehr auftreten konnte.
Sicherlich war jede einzelne Nummer im Programm für sich selbst hervorragend. Aber Cedric machte sich nichts vor, die Menschen, die kamen, wollten und brauchten den Nervenkitzel, ohne ihn würden sie wegbleiben. Also würde er sich etwas einfallen lassen müssen.
*
Keith war betroffen von dem, was Pat sagte, doch eigentlich hätte er sich das auch denken können. Sobald ein solches Gerücht erst einmal im Umlauf war, erwies es sich als äußerst schwierig, es wieder aus der Welt zu schaffen. Und Pat war jetzt mehrfach belastet worden, auch wenn der Inspector nicht eine der Anschuldigungen glaubte, vielmehr nicht glauben wollte. Aber Patricia befand sich in der wenig beneidenswerten Lage, nicht einen Gegenbeweis antreten zu können, und Glaube allein genügte natürlich nicht, ebenso wenig wie Unschuldsbeteuerungen. Doch da Keith mittlerweile von ihrer Unschuld überzeugt war, auch wenn er es nicht beweisen konnte, machte er der jungen Frau einen ungewöhnlichen Vorschlag.
„Pat, Sie dürfen die Stadt nicht verlassen, solange Sie noch unter Verdacht stehen, auch wenn ich persönlich das für großen Unsinn halte. Ich nehme an, das ist Ihnen schon klar. Sie sind leider immer noch die Hauptverdächtige.“
Sie nickte trotzig.
„Da Sie hier aber nicht länger bleiben können, denke ich, wird es das Beste sein, wenn Sie solange hier fortkommen aus dem Zirkus. Man wird Ihnen hier das Leben zur Hölle machen, dessen bin ich sicher. Also schlage ich Ihnen vor, zu mir ziehen.“
Er lächelte, während er ihre ungläubig geweiteten Augen sah und ihren Ausruf hörte, der voller Abweisung und Empörung war. „Sind Sie noch zu retten?“
Er lächelte weiter, und Pat fühlte sich gegen ihren Willen zu ihm hingezogen. Aber was bildete sich dieser Mann überhaupt ein? Dachte er wirklich, sie würde jetzt einfach in seine Wohnung gehen und dort abwarten, was weiter über sie beschlossen wurde, ohne die Möglichkeit zu haben, selbst etwas zu tun? Fühlte er sich so unwiderstehlich, dass er dachte, wenn sie für einige Zeit bei ihm blieb, könnte sie ihn vielleicht mit einer kurzen Beziehung bestechen? Niemals, das hatte sie nicht nötig, sie fühlte sich unschuldig, und früher oder später würde sich das auch beweisen lassen. Und warum sollte sie überhaupt zu ihm gehen? Sie besaß genügend Geld, um in ein Hotel zu ziehen.
„Verzeihen Sie, Pat“, kam es jetzt amüsiert von Lamont. „ Nicht, dass Sie mich jetzt missverstehen. Ich glaube, ich muss Ihnen erst einmal etwas erklären, sonst verstehen Sie mein Angebot völlig falsch. In meinem Privatleben bin ich der Earl von Lithgow, und mein Stammsitz ist Glencarrick Castle, wo auch meine Mutter lebt, zusammen mit einer Unmenge an Personal. Es ist also wirklich nicht so, dass ich Sie einlade in meinem Zwei-Zimmer-Appartement in der Stadt zu wohnen, sondern draußen im Schloss. Dort sind Sie unter der Obhut meiner Mutter auf jeden Fall gut und sicher aufgehoben.“
Pat schaute ihn noch immer fassungslos an, als könnte sie nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte.
„Warum tun Sie das für mich?“, fragte Pat jetzt völlig verstört. „Warum wollen Sie mir helfen? Das ist doch unlogisch, ich bin für Sie die Hauptverdächtige Nummer eins. Sie müssen mich doch
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