Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod auf der Piste

Tod auf der Piste

Titel: Tod auf der Piste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
Mann wies auf die Schweinsteiger-Kopie.
    »Na dann!«, rief Kathi, und das klang wie ein Schlachtruf. »Den hol ich mir!«
    Irmi ließ sie gewähren. Kathi war eine aufbrausende Natur, aber in dem Fall konnte es ja nicht schaden, dass jemand das Jüngelchen mal etwas ausbremste.
    »Name?«
    »Sebastian Rauh.«
    »Von wo?«
    »Mittenwoid.«
    »Um Gotts Wuin, a Mittenwoider, na dann wundert mi nix mehr. Eich druckt doch das Karwendel schwer aufs Hirn, oder«, sagte Kathi und machte ein unschuldiges Gesicht. Außerdem war da dieses »oder«. Es ist eine Schweizerische und auch Außerferner Eigenheit, immer ein »oder« an das Ende eines Satzes zu hängen. Er war zum Niederknien, dieser Dialekt, den Kathi drauf hatte. Aber Kathi war leider eine Frau, einem Mann mit diesem Dialekt hätte Irmi alles zu Füßen gelegt.
    Dann rief sie sich zur Räson, sie hatte sich auf den Toten zu konzentrieren und auf Kathi. Irmi warf ihrer Kollegin nun doch einen warnenden Blick zu, für so was konnte der Typ eine Beleidigungsklage anleiern. Tat er aber nicht, es schien eher so, dass die streitbare Kathi ihn beeindruckte, zumal sie mal wieder ihr Haar gelöst hatte und die Mähne samt dem »oder« in dem Fall auch die gewünschte Wirkung erzielte.
    »Und du bist des gleiche Mistviech wie früher. Du bist ja eh a halbe Tirolerin. Du bist doch die Reindl Kathi, oder? Du warst mit meim Bruader in der Schui«, sagte der Typ.
    Kathi überlegte kurz. »Du bist der kloane Bruader vom Rauh Markus, oder?«
    Irmi wandte sich ab, während die beiden ihre Jugenderinnerungen auffrischten. Sie beschloss, die Zeit zu nutzen und den Kollegen in Weilheim Bescheid zu geben. Genau genommen war die Station in Garmisch-Partenkirchen der Kriminalpolizeilichen Inspektion in Weilheim unterstellt.
    Der Kollege in Weilheim hörte aufmerksam zu: »Das klingt ja alles sehr mysteriös. Mädels, wenn ihr zusätzliches Personal benötigt, weil eine Soko gebildet werden muss, dann meldet euch, ja? Ich hoffe aber ehrlich gesagt, ihr schafft das allein. Wir sind personell total unterbesetzt.«
    »Schaun mer mal«, meinte Irmi.
    »Ja, schaut mal. Bei euch da unten im wilden Werdenfels kommt ihr sicher besser zurecht als wir. Der Werdenfelser… Ich weiß ja nicht.« Er lachte. »Alles Gute!«
    »Danke.« Irmi ärgerte sich, aber nur ein bisschen. Immer diese ironischen Bemerkungen über ihre Landsmannschaft von den Flachländern da draußen in Weilheim. Die hatten ja nicht mal richtigen Schnee im Winter!
    Sie betrachtete erneut den Toten, der dalag wie eine dieser Figuren im Künstlerbedarf, deren Holzgelenke man in alle Richtungen drehen konnte. Als Sailer vorher den Namen Ernst Buchwieser erwähnt hatte, da hatte sie nicht schnell genug geschaltet. Aber jetzt wurde ihr bewusst, dass sie durchaus wusste, wer er war. Jeder zwischen hier und München kannte wahrscheinlich seinen Namen, sofern er den Merkur, die Süddeutsche oder auch nur den Kreisboten konsumierte. Ernst Buchwieser, der Mann, der einfach alles tat, um die Ski-WM 2011 zu torpedieren und Sand ins Getriebe zu streuen. Was hieß da streuen? Das waren schon eher Wanderdünen, die Buchwieser in Gang gesetzt hatte.
    Seine Aktionen hatten die Zeitungen gefüllt. Vor allem seine letzte Attacke: In einer Nacht- und Nebelaktion hatte er die ganzen Säulen am Eingang zum Landkreis, die die WM-Werbung trugen, umgestürzt. Natürlich nicht allein, nicht von Hand. Nein, er hatte einige Schüler verführt, ihm zu helfen. Schüler, die sich Papas Bulldog ausgeliehen hatten. Ein ländliches Geschwader war das gewesen – gerüstet mit Fendt, Claas und Deutz Power. Das hatte ihm die Schule übelgenommen, und einige der Väter auch. An den großen Artikel erinnerte sich Irmi nur zu gut, das war erst vor einigen Tagen gewesen.
    Kathi kam zurück. »Das ist ja ein Ding, das war der Bruder von einem Kumpel von mir.«
    »Hab ich angesichts eurer Dialektentgleisungen feststellen dürfen. Ich wusste gar nicht, dass du so ein breites Tirolerisch kannst!«
    Kathi grinste. »Die lokale Sprache zu beherrschen lockert eben Zungen. Also, der Basti sagt Folgendes: Er stand mit seinem Kumpel etwas weiter oben am Pistenrand, sie haben mal verschnauft, und auf einmal haben sie Schüsse gehört. Das kam ihnen erst mal nicht komisch vor, na ja, die Mittenwalder wildern ja auch alle. Als sie weiterfuhren, sahen sie den Mann da liegen. Sie haben das erst gar nicht mit dem Schuss in Verbindung gebracht, sondern an einen Unfall gedacht. Aber wie

Weitere Kostenlose Bücher