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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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hatte. Wahrscheinlich Egerd. Seine hingekritzelten Zahlen über die Wolgrenschen Anomalien stapelten sich ordentlich auf dem Schema für seine heutigen Vormittagsvorlesungen; in der Mitte des Schreibtischs lag, unter einem Briefbeschwerer, der rotumrandete Brief aus dem Büro des Präsidenten, der ihn zu einer Expedition einlud. Ihm fiel ein, daß er Carl bitten mußte, ihn davon dispensieren zu lassen. Er hatte zuviel zu tun, um seine Zeit mit rein gesellschaftlichen Forschungsreisen zu verplempern. Schon allein die Wolgren-Studie nahm ihn noch wochenlang in Anspruch, und Carl drängte ihn dauernd zur Veröffentlichung. Aber dazu war es noch zu früh. In drei Monaten … vielleicht …, wenn die Computer-Abteilung ihm genügend Zeit zur Verfügung stellte, und wenn die Anomalien nicht einfach auf einem früheren Rechenfehler beruhten.
    Und, natürlich, wenn er noch am Leben war.
    »Ach, verdammt noch mal«, sagte Cornut plötzlich. Er steckte den Brief des Präsidenten in seine Tasche, nahm seinen Umhang und trat auf den Korridor.
     
    Der Speisesaal im Mathe-Turm diente allen einunddreißig Mastern der Fakultät, und die meisten waren schon vor ihm da. Er ging mit ausdruckslosem Gesicht hinein und erwartete, daß das ständige Stimmengewirr plötzlich verstummte, was auch geschah. Alle schauten ihn an.
    »Guten Morgen«, sagte er heiter und nickte in die Runde.
    Eine der wenigen Frauen des Lehrkörpers winkte ihm kichernd. »Eine gute Nachricht für Sie, Cornut! Kommen Sie und setzen Sie sich zu uns. Janet hat eine Idee, wie sie Ihnen helfen kann, keinen Selbstmord mehr zu begehen.«
    Cornut lächelte und nickte und kehrte den beiden Frauen den Rücken. Sie schliefen im Frauenflügel, zwölf Stockwerke unter seinem eigenen Schlafzimmer, aber die Neuigkeit hatte sich herumgesprochen. Natürlich. Er trat an den Tisch, an dem Carl allein saß, Tee trank und sich Fotos ansah. »Das von heute morgen tut mir leid, Carl«, sagte er.
    Master Carl blickte geistesabwesend auf. Wenn er es mit seinesgleichen zu tun hatte, waren Carls Augen nicht die funkelnden Sternsaphire, die Egerd durchbohrt hatten; sie waren die milden blauen Augen eines hageren Weihnachtsmanns, was seiner wahren Natur viel näher kam. »Oh? Oh. Sie meinen natürlich dies Aus-dem-Fenster-Springen. Setzen Sie sich, mein Junge.« Er machte der servierenden Studentin Platz, damit sie Cornuts Gedeck auf den Tisch stellen konnte. Das ganze Tischtuch war mit Fotos bedeckt. Er reichte Cornut eines. »Sagen Sie mir«, sagte er entschuldigend, »finden Sie, daß es wie die Aufnahme eines Sterns aussieht?«
    »Nein.« Cornut interessierte sich nicht besonders für die Hobby seines Dekans. Die Aufnahme sah wie irgendein überbelichteter Fleck aus.
    Carl seufzte und legte das Foto hin. »Also schön. Was war das heute morgen?«
    Cornut ließ sich eine Tasse Kaffee von einer der Studentinnen geben und winkte den anderen ab. »Ich wollte, ich könnte es Ihnen sagen«, sagte er ernst.
    Carl wartete.
    »Ich meine – es ist schwierig.«
    Carl wartete.
    Cornut trank einen großen Schluck Kaffee und stellte seine Tasse hin. Carl war vermutlich der einzige der Fakultät, der heute morgen nicht auf den Tratsch gehört hatte. Es war fast unmöglich, ihm die einfache Tatsache des Vorfalls zu erzählen. Master Carl war ein Kind der Universität, wie Cornut selbst; wie Cornut wurde er in der Universitätsklinik geboren und in den Universitätsschulen erzogen. Er hatte nichts für das brodelnde, geschäftige Treiben der Umwelt übrig. Ja, er hatte nur sehr wenig für menschliche Probleme überhaupt übrig. Gott weiß, was Carl, nüchtern wie Primzahlen, den Kopf vollgepfropft mit Vinogradoff und Frénicle de Bessy, mit einem so unmathematischen Problem wie Selbstmord anfangen konnte.
    »Ich habe neunmal versucht, mich umzubringen«, sagte Cornut unverblümt. »Fragen Sie mich nicht, warum. Ich weiß es nicht. Darum ging es heute morgen.«
    Master Carls Gesichtsausdruck war genauso, wie es Cornut erwartet hatte.
    »Sehen Sie mich nicht so ungläubig an«, sagte er bissig. » Ich weiß sonst nichts davon. Es ist für mich genauso peinlich wie für Sie!«
    Der Dekan betrachtete hilflos die Fotos neben seinem Teller, als wüßten sie vielleicht eine Antwort. Sie taten es nicht. »Also schön«, sagte er und rieb sich die Stirn über den Augen. »Ich verstehe Ihre Feststellung. Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen, daß Ihnen vielleicht geholfen werden kann?«
    »Geholfen? Mein Gott,

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