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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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hielt es aus, solange er konnte, dann ging er nach draußen und ließ sie nackt und stolz neben ihren Lumpen zurück, während die Ärzte an ihnen herumfummelten und über sie wie Preisrichter bei einer Viehschau murmelten.
    Er hatte nicht nur die Eingeborenen satt, deren Interesse an einem Mathematiker zwar nicht gleich Null war, das nicht, aber verschwindend klein. Sondern er wollte Cornut finden. Am Himmel stand ein riesiger Mond.
    Carl ging zu der Stelle zurück, an der der Hubschrauber eine schwarze Silhouette auf den silbrigen Staub warf. Der Pilot war auf seinem Sitz halb eingenickt, und Carl fuhr ihn mit einer Schärfe und Entschlossenheit, die er bisher Kritiken in Math. Trans. vorbehalten hatte, an: »He, los! Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.« Der überrumpelte Pilot war schon mit seinem Passagier in der Luft, ehe er merkte, daß es weder seine Chefin, die jung-alte Blondine, noch ihr ebenbürtiger Partner, der uralte St. Cyr, war.
    Da spielte es keine Rolle mehr. Wer A sagt, muß auch B sagen; als Carl ihm befahl, zur Stadt zurückzukehren, wo das Düsenflugzeug gelandet war, murrte der Pilot zwar vor sich hin, fügte sich jedoch.
    Es war nicht schwer, ausfindig zu machen, wohin Cornut gegangen war. Der motorisierte Polizist nannte Carl die Kneipe an der Straße, die Kassiererin nannte ihm eine Eingeborenencafeteria, der Mann hinter dem Büfett hatte beobachtet, daß Cornut sein Sandwich nicht aufgegessen und seinen Kaffee nicht ausgetrunken hatte, sondern wieder – zum Flugplatz getorkelt war. Dort hatte der Kontrollturm ihn kommen sehen, er hatte vergeblich versucht, sich ein Transportmittel zu beschaffen, um den anderen zu folgen, und er war daraufhin störrisch auf der schnurgeraden Landstraße in den Dschungel getorkelt.
    Er habe kaum die Augen aufhalten können, fügte der Mann im Kontrollturm hinzu.
    Carl drängte den motorisierten Polizisten zum Handeln. Er hatte Angst.
    Der kleine Scooter hoppelte über die Landstraße, die Zwillingsscheinwerfer suchten den Pflanzenwuchs zu beiden Seiten ab. Bitte findet ihn nicht, flehte Carl innerlich. Ich habe ihm versprochen …
    Die Bremsen quietschten, und der Scooter kam rutschend zum Stillstand.
    Der Polizist war klein, dünn, jung und flink, aber schneller noch als er sprang Carl als erster von dem Scooter und war als erster an der Seite der zusammengekauerten Gestalt unter dem Brotbaum.
    Zum erstenmal seit Wochen war Cornut ohne einen Schutzengel eingeschlafen – richtiger gesagt, ohnmächtig geworden. Der Augenblick zwischen Erwachen und Schlaf, der Augenblick, der ihn ein dutzendmal um ein Haar getötet hätte, hatte ihn am Rande einer verlassenen Straße mitten in einem Pfuhl betäubend riechender, weicher Vegetation erwischt.
    Carl hob behutsam den schlaffen Kopf.
    »… Mein Gott«, sagte er, ein Stoßgebet, kein Fluch, »er ist nur betrunken. He, kommen Sie! Helfen Sie mir, ihn zu Bett zu bringen.«
     
    Cornut wachte trotz eines üblen Geschmacks im Mund und eines Brummschädels gutgelaunt auf. Master Carl saß an einem Klapptisch, eine abgeschirmte Lampe über dem Kopf. »Oh, Sie sind wach. Ausgezeichnet. Ich habe mich vor ein paar Minuten von dem Portier rufen lassen, falls …«
    »Ja. Vielen Dank.« Cornut bewegte seinen Kiefer versuchsweise hin und her, aber es war kein gelungener Versuch. Trotzdem war ihm wohl zumute. Er war schon lange nicht mehr betrunken gewesen, und ein Kater war ihm so wenig vertraut, daß er sich dafür interessierte. Er setzte sich auf den Rand seines Bettes. Der Portier hatte offenbar von Master Carl Anweisungen erhalten, denn dort standen Kaffee in einer Zinnkanne, sowie eine dicke irdene Tasse. Er trank etwas Kaffee.
    Carl beobachtete ihn eine Weile, dann wandte er sich wieder seinem Tisch zu. Vor ihm stand ein Krug mit irgendeiner grünlichen Flüssigkeit und daneben lag der übliche Fotostapel. »Wie finden Sie dieses?« fragte er. »Sieht es wie ein Stern aus?«
    »Nein.«
    Carl ließ es wieder auf den Haufen fallen. »Becquerel war nicht besser«, sagte er mysteriös.
    »Es tut mir leid«, sagte Cornut heiter. »Wie Sie wissen, interessiere ich mich nicht besonders für Psion…«
    »Cornut!«
    »Ach, Verzeihung. Ich meine, für Ihre Forschungsarbeit über paranormale Kinetik.«
    Carl, der Cornuts Bemerkung schon vergessen hatte, sagte zögernd: »Ich dachte, Greenlease hätte mich auf irgendeine Spur gebracht. Wie Sie wissen, habe ich versucht, einzelne Moleküle durch P.K. zu manipulieren – ich

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