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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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verwende dabei Filme, denn ich gehe von dem Prinzip aus, daß, wenn die Moleküle gerade im Begriff sind, von einem Zustand in einen anderen überzugehen, nicht viel Energie nötig sein sollte, um sie zu knipsen … Ja. Also Greenlease erzählte mir von der Brownschen Molekularbewegung. So wie hier.« Er hielt den Krug mit der Seifenlauge an das Licht. »Sehen Sie es?«
    Cornut stand auf und nahm den Literkrug aus Master Carls Hand. Im Licht konnte er sehen, daß die grünliche Farbe die Summe von Myriaden wandernder Lichtpunkte war, die eher golden als grün wirkten. »Die Brownsche Molekularbewegung? Ich erinnere mich vage daran.«
    »Die tatsächliche Bewegung der Moleküle«, sagte Carl feierlich. »Ein Molekül trifft auf ein anderes, stößt es gegen ein drittes, das dritte stößt gegen ein viertes. Es gibt dafür auch einen Ausdruck …«
    »In der Mathematik, natürlich. Ja. Der Torkelweg des Betrunkenen.« Cornut erinnerte sich deutlich und liebevoll an den Begriff. Er war damals im dritten Semester gewesen und hatte den alten Wayne als Hausmaster; das audio-visuelle Lehrprogramm hatte die Marionette eines Betrunkenen gezeigt, der von einem puppengroßen Laternenpfahl mit betrunkenen Zufallsschritten in betrunkene Zufallsrichtungen torkelte. Er lächelte den Krug an.
    »Also, was ich tun möchte, ist, ihn nüchtern zu machen. Passen Sie auf!« Carl schnaubte und dachte nach; er war ein Beispiel für Konzentration. Rodin hatte, wenn man Master Carl ansah, nur die groben Umrisse skizziert. Dann keuchte er. »Na?«
    Offenbar, dachte Cornut, versuchte Carl, die Moleküle dazu zu bringen, sich in geraden Linien zu bewegen. »Ich kann nichts sehen«, gestand er.
    »Nein, ich auch nicht … Also«, sagte er und stellte den Krug hin, »sogar eine negative Antwort ist eine Antwort. Aber ich gebe noch nicht auf. Mir schwebt da noch einiges mit den Fotos vor – wenn Greenlease mir etwas dabei helfen kann.« Er setzte sich neben Cornut. »Und Sie?«
    »Sie haben es selbst gesehen.«
    Carl nickte ernst. »Ich habe gesehen, daß sie noch am Leben waren. Weil Sie selber als Betrunkener Ihren eigenen Torkelweg gegangen sind.«
    Cornut schüttelte den Kopf. Er meinte damit nicht nein, sondern: Wie soll ich das wissen?
    »Und wie steht es mit meiner Idee, sich eine Frau zu suchen?«
    »Ich weiß nicht so recht.«
    »Dieses Mädchen aus dem Speisesaal«, sagte Carl mit einigem Scharfblick. »Was ist mit ihr?«
    »Locille? Ach du liebe Güte, Carl, was weiß ich denn von ihr? Ich … ich kenne kaum ihren Namen. Jedenfalls scheint sie Egerd ziemlich nahe zu stehen.«
    Carl stand auf und trat ans Fenster. »Wir sollten lieber frühstücken. Die Ureinwohner dürften inzwischen soweit sein.« Er starrte in die Morgenröte. »Senhora Sant’ Anna hat um einen Helfer gebeten, um ihre Ureinwohner nach Valparaiso zu schaffen«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube, ich kann ihr behilflich sein.«
     

6
     
    Zehntausend Meilen entfernt fühlte sich Locille am frühen Nachmittag Egerd keineswegs so nahe. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich möchte schon. Aber …«
    Egerd stand gereizt auf. »Was ist der Rekord?« sagte er wütend. »Zehn Wochen? Gar nicht übel. Um den Ersten des nächsten Monats melde ich mich wieder bei dir.« Er stolzierte aus dem Tagesraum der Mädchen.
    Locille seufzte, aber sie wußte nicht, was sie gegen Egerds Eifersucht unternehmen sollte; sie unternahmen gar nichts. Manchmal war es recht schwierig, eine Frau zu sein.
    Denn Locille ist eine Frau, eine recht hübsche Frau, und sie ist voller weiblicher Probleme. Eine Frau darf nicht zeigen, daß sie Probleme hat. Eine Frau darf nur ausgeglichen und liebenswert aussehen. Und brauchbar.
    Es ist nicht wahr, daß Frauen aus Zucker und Würze sind. Diese geheimnisvollen Geschöpfe mit den geschminkten Gesichtern, schwach nach fernen Blumenfeldern und Moschus duftend, hier begrenzt und dort grenzenlos – sie sind Tiere, so wie die Männer Tiere sind, am Leben gehalten von dem gleichen schlammigen Rinnsal teilweise fermentierter organischer Materie; und voller irdischer Probleme, von denen Männer nie etwas zu erfahren brauchen, wie die Menstruation, die Eizellen, die zur Fortpflanzung der Rasse dienen. Frausein ist immer ein Triumph der List über das innere Tier gewesen.
    Und hier ist, wie gesagt, Locille. Zwanzig Jahre alt, Studentin, Tochter eines pensionierten U-Bahn-Ingenieurs und einer pensionierten Fürsorgerin. Sie ist jung, sie ist heiratsfähig. Sie

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