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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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dem Büro des Streckenleiters verband, und krächzte: »Charley, ich glaube, ich werde ohnmächtig. Ich …« Das war alles. Sonst nichts. Er fiel vornüber. Der Sensorkragen um seinen Hals hatte schon seit Minuten die Beschleunigung seines Pulsschlags und seines Atems registriert und reagierte sofort, als er zusammenbrach. Die Bahn hielt mit einem Ruck.
    Die Bahn dahinter raste katastrophal auf sie auf.
    Dem Fahrer der zweiten Bahn ging es schon über eine Stunde schlecht, und er wollte seine Strecke möglichst schnell hinter sich bringen; er überfuhr alle automatischen Kontrollen der Geschwindigkeitsdrosselung auf der Brücke. Da er die kritischen Parameter überschritt, schaltete sein Sensorkragen die Energie in seinen Rädern ab; aber da war es schon zu spät; die Räder rasten ein Stück weiter. Sogar die Sensorkragen waren nicht darauf eingestellt, daß zwei Fahrer in derselben Sekunde ausfielen. Weiße Funken sprühten von der Brücke ins Wasser und erloschen – große weiße Funken aus zertrümmertem Metall. Dann stapelte sich alles aufeinander. Der Krach des Zusammenstoßes hallte über den Campus unten wider. Die Brücke erstarrte, ihre Lichter bildeten eine Reihe bunter Pünktchen, in deren Mitte ein riesiger Farbfleck aufloderte.
    Kurz danach begannen die Sirenen der Krankenwagen zu heulen.
     
    Cornut hielt seine weinende Frau fest, sein Gesicht hatte einen ungläubigen Ausdruck, sein Verstand arbeitete fieberhaft. Locille hatte versucht, ihn zu töten? Einfach wahnwitzig!
    Aber wie die anderen wahnwitzigen Tatsachen in seinem eigenen Leben war es nicht unerklärlich. Er wurde sich, recht spät, des schwachen Flüsterns in seinem eigenen Verstand bewußt. Er sagte zu Rhame: »Sie konnten mich nicht erreichen! Sie haben versucht, sie zu ihrem Instrument zu machen.«
    »Warum konnten sie Sie nicht erreichen?«
    Cornut zuckte die Achseln und tätschelte ihre Schulter. Locille setzte sich auf, betrachtete die Schere und schleuderte sie fort. »Mach dir keine Sorgen, ich verstehe es«, sagte er zu ihr, und zu dem Polizisten: »Ich weiß nicht, warum. Manchmal können sie es nicht. Wie in der Küche vorhin; sie hätten mich töten können. Ich wollte es sogar, aber sie taten es nicht. Und damals auf der Insel, als ich sternhagelvoll war. Und einmal – erinnerst du dich, Locille? – auf der Brücke. Jedesmal war ich ihnen ausgeliefert, und auf der Brücke haben sie es fast geschafft. Aber ich hielt gerade noch rechtzeitig inne. Jedesmal war ich voll. Ich hatte getrunken«, sagte er, »und es hätte ihnen leichtfallen müssen, sich einzuschalten und sich meiner zu bemächtigen …« Seine Stimme verstummte nachdenklich.
    Rhame sagte scharf: »Was ist mit Locille los?«
    Das Mädchen blinzelte und richtete sich auf. »Ich glaube, ich bin schläfrig«, sagte sie entschuldigend. »Komisch . «
    Cornut musterte sie mit großem Interesse, nicht als Frau, sondern als Exemplar. »Was ist komisch?«
    »Ich höre immer noch jemanden zu mir sprechen«, sagte sie und rieb sich ärgerlich das Gesicht. Sie war erschöpft, das sah Cornut; sie konnte sich nicht viel länger wach halten, nicht einmal, wenn sie sich als Mörderin betrachtete, nicht einmal, wenn er vor ihren Augen starb. Nicht einmal, wenn die Welt unterging.
    Er sagte scharf: »Zu dir sprechen? Was sagt er denn?«
    »Ich weiß nicht. Komisch. So etwas wie: ›Ich leisesplechen dich.‹« Rhame sagte sofort: »Pidginenglisch. Sie sind bei den Ureinwohnern gewesen.« Er ließ die Sache fallen und wandte sich wieder Cornut zu: »Sie wollten gerade etwas sagen, erinnern Sie sich? Sie sagten, daß sie Sie manchmal erreichen konnten und manchmal nicht. Warum? Was war der Grund?«
    Cornut sagte trocken: »Das Trinken. Jedesmal war ich betrunken!«
    Das stimmte! Dreimal war er dort angelangt, wo der Tod ihn hätte ereilen müssen, und jedesmal schlug es fehl.
    Und jedesmal hatte er getrunken! Der Alkohol in seinem Gehirn, dieses wählerische Gift, das erst die oberste Schicht des Gehirns lähmte, das Sehvermögen verminderte, die Reaktionen verlangsamte … hatte ihn für die telepathischen Stimmen taub gemacht, die seinen Tod wollten!
    »Olle Kell liechen alle Kelle totmakken«, sagte Locille deutlich und lächelte. »Verzeihung. Das wollte ich sagen.«
    Cornut saß einen Augenblick wie erstarrt da.
    Dann sprang er auf. Rhame hatte die Flasche, die Cornut bei sich gehabt hatte, hastig ins Zimmer geholt. Cornut ergriff sie, öffnete sie, trank einen großen Schluck

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