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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Finger konnte er sich gar nichts anderes vorstellen als eine zugefrorene Alster.
    „Hat kaum genadelt“, rief Anni, die drinnen nun mit dem Besen zugange war, „hätten wir ruhig noch bis zu deinem Geburtstag stehen lassen können.“
    „Du hast doch erst im Februar Geburtstag“, sagte Nick.
    „Lass ihn runter“, sagte Vera, „glaubst du, ich will an meinem vierzigsten einen alten trockenen Baum nadeln sehen?“
    Anni Kock, Veras einstige Kinderfrau und Haushälterin seit vielen Jahren, kam an die Terrassentür. „Zweiter Februar“, sagte sie, „Maria Lichtmess. Gibt katholische Gegenden, da lassen sie den Baum so lange stehen.“
    „Du bist doch eine grundgute Protestantin“, sagte Vera.
    „Ich bin gar nichts“, sagte Anni, „aber den Kleinen lassen wir trotzdem taufen, und nun mach ich erst mal Kakao.“
    Vielleicht war es der Gedanke an einen heißen Kakao, dass Nick das Seil losließ. Der Tannenbaum stürzte jäh hinab in den Vorgarten der Erdgeschosswohnung.
    Vera sah ihm mitleidslos nach. Spätestens am Tag nach Dreikönige erfasste sie eine tiefe Sehnsucht nach Tulpen.
    „Aber gegen eine zugefrorene Alster hätte ich nichts“, sagte sie, „das wäre doch ein Spaß für Nicholas.“
    „Schlittschuhlaufen? Mit acht Monaten?“, fragte Nick.
    „Quatsch“, sagte Vera und grinste. „Glühwein trinken.“
    Anni hatte den weißen Keramikbecher mit dem heißen Kakao kaum in die Hand genommen, als sie ihn wieder absetzte.
    „Der Brief“, sagte sie, „hast du den Brief nicht gesehen?“
    „Seit du um zehn durch die Tür gekommen bist, jagst du mich wegen des Tannenbaumes herum“, sagte Vera.
    „Auf dem Tischchen liegt er.“
    Wo auch sonst. Die Tagespost lag immer auf einem kleinen Tisch in der Diele. Im Hause Lichte gab es Gewohnheiten, die Veras Vater Gustav vor vierzig Jahren eingeführt hatte, und an denen auch zwei Jahrzehnte nach seinem Tod nichts geändert worden war. Gab es was zu verbessern?
    Annis Gründe waren weniger praktisch als sentimental. Sie hatte Gustav Lichte von dem Tag an geliebt, an dem er ihr die kleine Vera in die Arme gelegt hatte. Die Mutter des Kindes war vor lauter Lauferei in die Modeläden kaum dazu gekommen, sich zu kümmern. Endlich wieder eine Taille haben. Das war es, was Nelly Lichte nach der Geburt ihrer Tochter wirklich bewegte.
    „Ich hole ihn“, sagte Anni.
    Doch Vera stand schon auf. „Guck nicht so kummervoll“, sagte sie zu Nick, der ihren Sohn auf dem Schoß sitzen hatte, „wird schon kein Liebesgruß von Leo sein.“
    Doch Nick dachte nicht an seine abhandengekommene Verlobte. Er hätte dem Kleinen nur gern den Kakaobecher entwunden, um selber einen Schluck zu trinken.
    Vera hielt ein cremefarbenes Kuvert in der Hand, als sie wieder in die Küche kam. Madame Lichte.
    Im ersten Augenblick dachte Vera, dass es ein Brief von ihrem lieben Mütterlein sei, das schon lange in Nizza lebte, des Französischen durchaus mächtig.
    „Aus der Schweiz“, sagte Anni.
    Vera hatte nach dem Absender gesucht, den es nicht gab. Jetzt drehte sie das Kuvert um und blickte auf die Briefmarke.
    „Solche Briefe hat es gegeben, als dein Vater noch lebte.“
    „Für einen Banker ist das Papier zu dick und die Handschrift zu weiblich“, sagte Vera.
    „Das ist diese Schauspielerin“, sagte Anni, „Jana Tempel.“
    „Du siehst mich ahnungslos“, sagte Vera.
    „Kann mir einer mal den Kleinen abnehmen, dann hole ich den Baum aus anderer Leute Vorgarten.“
    Anni und Vera sahen Nick an, als seien sie überrascht von seiner Anwesenheit dort am Küchentisch. Spannung lag auf einmal in der Luft.
    „Sie war die Geliebte deines Vaters. Bevor Nelly kam.“
    „Woher weißt du das alles?“
    „Dein Vater hat mir vertraut“, sagte Anni.
    Vera nahm den kleinen Nicholas auf den Arm, um ihn dann an Anni weiterzureichen. Sie griff nach einem Obstmesser, das auf dem Tresen neben der Schale voller Äpfel lag, und schnitt das Kuvert auf. Vorsichtig, als fürchte sie, ein Unheil könnte entspringen.
    Nicht falsch, diese Annahme.
    Freundliche Worte, die Jana Tempel gefunden hatte. Für die Tochter ihres alten Freundes. Verzeihen Sie, dass ich Ihren Vornamen nicht kenne, hatte sie geschrieben, doch Gustav nannte Sie immer nur das Kind.
    Das Kind saß vor dem Klavier und las den Brief zum zweiten Mal. Nichts Böses darin, nur die Ankündigung zu kommen.
    „In die Stadt, in der ich jung war.“
    Yesterday, when I was young.
    Vera schlug ein paar Tasten auf dem Klavier an. Wie

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