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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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sehr sie das Singen vermisste. Wie sehr Jef am Klavier.
    Waren sie nicht unschlagbar gewesen? Klavierspieler und Sängerin. Damals in der Bongo-Bar?
    Anni kam ins Zimmer. Guckte besorgt, wie sie immer guckte, wenn Vera auch nur ein paar Tasten anschlug. Voller Angst, dass die Wunden noch zu tief waren, die Jefs gewaltsamer Tod Vera zugefügt hatte.
    „Heißt sie wirklich so?“, fragte Vera. „Jana Tempel?“
    Anni hob die Schultern.
    „Muss ewig her sein, dass sie ihren letzten Film gedreht hat.“
    „Kurz nach deinem vierten Geburtstag“, sagte Anni, „er ist zu ihr an den Genfer See gefahren. Um sie zu trösten. Sie hatte eine Nervenkrise.“
    Vera sah sie erstaunt an. „Da war er schon längst mit Nelly zusammen“, sagte sie.
    „Nur zwei Tage war er da.“
    „Du weißt noch viel mehr.“
    „Nein“, sagte Anni.
    Hatte sie Gustav damals wirklich decken müssen? Nelly war ohnehin eher außerhäusig als an seiner Seite. Vielleicht hatte sie es der jungen unzuverlässigen Nelly gegönnt, betrogen zu werden. Wenn es Anni auch schrecklich gequält hatte, Gustav bei dieser Schauspielerin zu wissen.
    „Gleich wirst du mir sagen, dass sie die Liebe seines Lebens gewesen ist.“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Anni. Ihre Stimme klang klein. „Nach seinem Tod habe ich nur einen flachen Karton mit Fotos gefunden. Lag unter seinen Frackhemden.“
    „Fotos von Jana Tempel?“
    „Auch mit ihm drauf“, sagte Anni. „Ich hab sie immer noch bei mir in der Wohnung.“
    Annis kleine Wohnung, zwei Straßen weit von Veras. Annis letzte Verteidigung von Individualität in einem Leben, das sie Vera und Gustav gewidmet hatte. Um Geheimnisse wahren zu können?
    „Warum hast du sie mir nie gezeigt?“
    „Ich glaube, dass dein Vater das nicht gewollt hätte.“
    „Gab es keine Briefe? Cremefarbene Briefe? Du sagst doch, solche hätte es gegeben.“ Vera wedelte mit dem Blatt Papier.
    Anni schüttelte den Kopf. Sie hatte damals nichts gefunden. Obwohl sie zugeben musste, danach gesucht zu haben.
    „Morgen bringst du mir die Fotos mit.“
    „Ich wollte heute eigentlich hier übernachten“, sagte Anni und sah den Kleinen an, der auf ihrem Schoß eingeschlafen war. „Ich fürchte, Nicholas fiebert.“
    Vera legte ihrem Sohn die Hand auf die Stirn. „Keine Spur“, sagte sie, „du willst dich nur drücken.“
    „Kriegst sie ja sowieso zu sehen“, sagte Anni, „wann kommt denn diese Jana Tempel?“
    Sie zuckten beide zusammen, als es klingelte. Doch es war nur Nick, der noch Kakao wollte.
    Das Erste, was Jana Tempel wirklich wahrnahm, waren die Kugeln der Lampen auf der Lombardsbrücke. Vorher war sie wie blind durch Hamburg gefahren, im Fond der Limousine sitzend, die das Hotel ihr zum Flughafen geschickt hatte, längst vergangene Szenen ihres Lebens vor Augen und keinen einzigen Blick für die Stadt.
    Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatten Gustav und sie in einer ähnlichen Limousine gesessen. Diese luxuriösen großen Autos veränderten sich nicht so sehr wie die kleinen, dachte Jana Tempel, als sie in den Neuen Jungfernstieg fuhren und vor dem Hotel hielten.
    Die Tür des Wagens wurde geöffnet, und sie zögerte einen Augenblick auszusteigen, fröstelte in ihrem Kaschmirmantel.
    Damals hatte sie einen Leopard getragen.
    Der Doorman lächelte ihr zu. Natürlich ein anderer. Wie lange war es her? Länger als vierzig Jahre.
    Sie sah sich noch einmal um, ehe sie auf den tiefroten Läufer trat, der zur Drehtür führte. Eingang des Vier Jahreszeiten.
    Auf der anderen Straßenseite, dort, wo eine dunkle Alster war, flatterte Absperrband im eiskalten Wind.
    Warum dachte sie gleich an ein Verbrechen? Ihre Gedanken waren voller Mord und Totschlag, seit die Frau mit den roten Haaren in den Weinbergen gefunden worden war.
    „Ist dort drüben etwas passiert?“, fragte sie den Pagen, der an ihre Seite trat.
    „Nichts, das mir bekannt geworden wäre“, sagte er. Viel zu steif ausgedrückt für einen Jungen von vielleicht achtzehn.
    Doch er hatte Order, die Gäste nicht zu beunruhigen, und einen Satz vorgesagt bekommen, den er an diesem Abend stetig wiederholte.
    Jana Tempel sah Chauffeur und Doorman mit dem Gepäck kommen und ging voran durch die Drehtür.
    Der Mann, der drüben beim Absperrband in einen älteren Mercedes stieg, sah gerade in dem Moment zum Hotel hinüber und nahm die in helles Licht getauchte Szene einer Ankunft in sich auf. Er hatte keine Ahnung, dass die Dame Jana Tempel war, und stellte sich

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