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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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durch den Weizen
     davon, wobei er noch nicht vom Kameraauge des Mähdreschers erfasst wurde. Er drängte sich in rasendem Tempo durch die hohen
     Halme, und die Hunde sprangen mit fliegenden Ohren neben ihm her.
    Fletcher strich mit der Hand durch den Weizen. Die Halme waren noch trocken, standen aber dicht und kräftig und leisteten
     Widerstand.
    Alain, dessen verschwitzte Safari-Jacke durch den Weizen peitschte, hatte es fast geschafft, als er plötzlich stolperte und
     hinfiel. Sein Kopf verschwand zwischen den Halmen, doch er rappelte sich sofort wieder auf und rannte weiter. Das mit den
     Zinken der Ährenheber bewehrte Schneidwerk ragte funkensprühend dicht hinter ihm auf.
    Als die Maschine ihn erfasste, warf Alain schützend den Arm hoch, doch er wurde ihm von den Zinken gegen den Leib gerammt.
     Alain fiel der Länge nach hin und wurde teils vom Schneidwerk erfasst, teils vom schweren Reifen des Mähdreschers überrollt,
     wodurch die ganze Maschine sich leicht hob. Dann blieb das Monstrum stehen und die Dreschtrommeln hörten auf, sich zu drehen.
     Eine Wolke von ausgedroschener Spreu hüllte sie noch ein paar Sekunden ein, bevor auch diese verwehte. Die Tür der Fahrerkabine
     öffnete sich und der Fahrer kletterte totenbleich herunter, kniete sich auf den Stoppelboden und spähte unter das Rad.
    Der Regen brach los.
    Als Fletcher bei ihm ankam, war Alain noch bei Bewusstsein. Er lag mit dem Gesicht nach oben da. Das zerquetschte Bein steckte
     unter dem Rad, und die Safari-Jacke war aufgerissen und entblößte den frisch rasierten, von den Zinken durchbohrten Oberkörper.
     Die Brust hob und senkte sich krampfhaft, doch das Blut quoll in Strömen heraus und die Haut färbte sich dunkler, während
     Fletcher im prasselnden Regen neben ihm kniete.
    Der Fahrer stand unter Schock und hatte den Kopf zwischen den Händen. »Ich hab ihn nicht gesehen. Ich wollte nur noch schnell
     fertig   –«
    »Haben Sie ein Handy? Dann rufen Sie den Rettungsdienst, um Himmels willen.«
    Der Mann kletterte hastig in die Kabine zurück.
    Mit seinen Erste-Hilfe-Kenntnissen konnte Fletcher hier nichts ausrichten. Alains Augen waren noch immer geöffnet, blinzelnd
     versuchte der Verletzte, etwas hinter dem Inspector zu fixieren. Fletcher drehte sich um. Alains Hunde waren unverletzt und
     standen reglos im hohen Weizen, hechelnd und die Augen auf ihren Herrn gerichtet.
    Man hörte das Prasseln des Regens auf dem Folientunnel und dem Mähdrescher, und es zischte, wenn die Tropfen auf das heiße
     Blech der nur langsam abkühlenden Maschine fielen. Von Westen grollte der Donner über die Folientunnel heran.
    Plötzlich stand Iwan neben ihnen im Weizen, und die Hunde sahen ihn neugierig an. Der Fahrer starrte aus der Kabine auf ihn
     hinunter: einen Mann mit vollkommen ausdrucksloser Miene, dessen nasses Hemd halb offen stand und fremdartige Tätowierungen
     auf seiner Brust sehen ließ.
    Fletcher streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten, da er einen Angriff Iwans auf den Sterbenden fürchtete, doch der Russe
     stand nur da und starrte auf Alain hinunter, und im gewittrigen Licht sah man, wie ihm der Regen vom Gesicht tropfte. Das
     Wasser rann aus seinem Haar und über die breiten Wangenknochen, und er öffnete die Lippen und saugte ein paar Tropfen in den
     Mund. Er griff in seine Brusttasche und zog eine kleine Strohpuppe heraus. Das Gesicht des verkrümmten, kleinen Figürchens
     starrte nach oben. Iwan hielt das Püppchen einen Moment lang in der Hand in den Regen. Dann warf er es auf das abgeschnittene
     Stroh des Stoppelfeldes.
    Fletcher blickte wieder auf Alain hinunter. Das Wasser prasselte auf den entblößten Körper und spülte das Blut in die Erde.
     Alain schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, wobei er noch immer versuchte, etwas zu fixieren. Fletcher blickte sich
     wieder um.
    Iwan war verschwunden.
    Fletcher sah nichts als den zornigen Himmel, die vom Regen streifige, graue Luft über den Feldern und einen gezackten Blitz,
     dessen Nachbild sich auf seine Netzhaut zeichnete. Das ungemähte Getreide bockte und bebte unter dem peitschenden Regen. Davor
     standen mit regennassem Fell Alains Hunde, die ihren Herrn noch immer mit glänzenden Augen und gespitzten Ohren beobachteten.
     Einer der beiden tat einen Schritt vor und witterte.
     
    Sal bog um die Ecke der Folientunnel und strich sich das nasse Haar aus den Augen. Sie sah das, was sie befürchtet hatte:
     zwei schwarze Range Rovers mit

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