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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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aus.«
    Der Hügel, auf dem die Opferungen stattgefunden hatten, kam mir fast so vertraut vor wie die Heimat, als wir ihn am frühen Abend endlich erreichten. Danach war der weitere Weg kein großes Problem mehr: einfach bergab. Am Himmel waren erste Sterne zu sehen, als wir die Ebene erreichten.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte ich.
    »Nun, zumindest ist es hier flach«, bemerkte Hermes.
    Ich hätte inzwischen wissen müssen, daß nichts an meinem Aufenthalt in Gallien wirklich angenehm oder bequem sein würde. Kurz nach Mitternacht senkte sich ein dichter Nebel über das Land. Wir marschierten weiter, wenn auch deutlich weniger selbstsicher.
    »Bist du sicher, daß das eine gute Idee ist?« meinte Hermes.
    »Vielleicht sollten wir bis Tagesanbruch warten.«
    »Ich möchte nicht hier draußen in der Ebene erwischt werden«, erklärte ich ihm. »Wir müssen uns einfach auf unsren Orientierungssinn verlassen.« Er verzog skeptisch das Gesicht.
    »Wir müßten den Damm bald erreicht haben. Er ist neunzehn Meilen lang, den kann man kaum verfehlen.«
    »Ich habe absolutes Vertrauen in dich, Herr«, sagte er, eine Bemerkung, die zu vielerlei Deutungen einlud.
    Der Tag dämmerte, ohne daß man deswegen mehr sah. Statt durch dunklen irrten wir jetzt durch weißen Nebel. Ich glaubte, die Richtung der aufgehenden Sonne erkennen zu können, doch möglicherweise täuschte ich mich auch, obwohl ich Hermes gegenüber derartige Zweifel nicht äußerte.
    »Halt!« Das Kommando dröhnte mit solcher Autorität durch den Nebel, daß wir beide wie vom Donner gerührt stehenblieben. »Wer ist dort?«
    »Ich bin Hauptmann der praetorianischen Reiterei, Decius Caecilius Metellus, in Begleitung eines Sklaven. Ich muß mich sofort beim Legatus melden.«
    »Wie lautet die Parole, Hauptmann?«
    »Die Parole? Woher soll ich das wissen? Ich habe seit sieben Tagen an keiner Stabssitzung mehr teilgenommen! Laß uns durch! Ich habe wichtige Angelegenheiten zu erledigen!«
    »Tut mir leid, Hauptmann. Ohne Parole kann ich dich nicht durchlassen. Du mußt warten, bis der Offizier der Wache kommt.«
    »Das ist doch unglaublich!« brüllte ich, mir die Haare raufend. »Sag mir zumindest, wo du steckst!«
    »Geht noch ein paar Schritte in dieselbe Richtung weiter.« Ich befolgte seine Anweisung und sah auf einmal den großen Damm vor mir. Direkt über den Palisaden konnte ich dicht beieinander die Umrisse zweier Helme erkennen. Der Nebel lichtete sich rasch.
    »Siehst du nicht, daß ich ein römischer Offizier bin?«
    verlangte ich zu wissen.
    »Nun, du redest wie ein römischer Offizier, aber du siehst aus wie ein Bettler.«
    Ich konnte mir vorstellen, wie er auf diesen Gedanken kam.
    Meine Tunika war zerrissen und schmutzig, ich war ebenfalls schmutzig und unrasiert, und meine Haare standen ab wie die eines Galliers. Dann hörte ich eine weitere Person über die Planken des Holzstegs poltern und sah einen Helm mit dem querstehenden Helmbusch eines Centurio.
    »Was hat dieser Aufruhr zu bedeuten, Galerius?«
    »Da draußen ist jemand, der behauptet, ein römischer Offizier zu sein, obwohl er nicht so aussieht. Er hat einen Sklaven bei sich.«
    »Irgend jemand hat was von einem vermißten Offizier erzählt.« Der Centurio spähte über die Palisade. »Laß deine Geschichte hören.«
    »Ich wurde bei einer nächtlichen Aufklärungsmission von den Germanen gefangen genommen. Gestern ist uns die Flucht gelungen, und wir sind die ganze Nacht durch den Nebel geirrt.«
    Je kürzer, desto besser, entschied ich.
    »Nun, du hörst dich zumindest echt an.« Er wies nach Osten, zum See hin. »Etwa eine Viertelmeile weiter ist ein Tor. Geht dorthin, und ich werde dafür sorgen, daß man euch passieren läßt.«
    Wir eilten zu dem engen Ausfallstor, und eine Gruppe verwirrter Männer ließ uns auf Anweisung des Centurio durch.
    Ich war so erregt und frustriert, daß mir erst jetzt auffiel, daß ich Legionären und nicht Angehörigen der Hilfstruppen gegenüber stand.
    »Wann haben denn Legionäre die Bewachung des Dammes übernommen?« fragte ich. Sie starrten mich nur begriffsstutzig an, und erst jetzt bemerkte ich die Sterne auf ihren Schilden.
    »Zu welcher Legion gehört ihr?«
    »Zur Siebten!« erklärte einer von ihnen stolz.
    Ich fuhr herum und umarmte Hermes, sehr zu seiner Verlegenheit. »Unsere Verstärkung! Wann seid ihr hier eingetroffen?« »Gestern am späten Abend«, sagte ein Decurio. »Caesar kam angeritten, als wir gerade auf der anderen

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