Tod eines Centurio
aufgelistet, wie viele seiner Feinde darauf hofften, daß er in Gallien katastrophal untergehen würde. Wie weit reichte die Korruption schon?
Unterstützten Crassus und seine Verbündeten im Senat (und dort hatte Caesar auch viele Feinde, die nicht unbedingt Verbündete von Crassus waren) Ariovistus' Ambitionen am Ende tatsächlich materiell? Crassus war so reich, daß das durchaus vorstellbar war.
»Trotzdem mußt du dich noch mit den römischen Soldaten aus einander setzen«, erklärte ich ihm, »und die kriegen Rom kaum zu sehen. Ihre Loyalität gilt ihrem General.«
»Die Loyalität der Römer kann sich jeder mit Gold kaufen«, meinte er verächtlich.
Plötzlich wußte ich, daß die Antworten greifbar nahe waren.
»Nicht aller, aber einiger. Einiger weniger. War es das Gold von Crassus, Pompeius und den anderen, mit dem du den Ersten Speer der Zehnten Legion bestochen hast?«
Einen Moment lang sah er mich verblüfft an. »Titus Vinius habe ich mit meinem eigenen Gold gekauft!«
Jetzt wiederum war ich perplex. »Aber Germanien besitzt keine Reichtümer an Eisen, geschweige denn Gold«
»Das heißt noch lange nicht, daß wir arm sind«, entgegnete Ariovistus. »Land und kampfbereite Männer sind Reichtum.
Wenn man das hat, kann man sich alles andere nehmen. Vor ein paar Jahren habe ich den Fluß als Verbündeter der Sequaner im Krieg gegen die Aeduer überquert. Zuerst habe ich die Aeduer zerschlagen, dann habe ich ein Drittel des Landes der Sequaner erobert.« Er gluckste und wiegte seinen massigen Oberkörper selbstzufrieden vor und zurück. »Sie schuldeten mir schließlich etwas dafür, daß ich ihren Feind besiegt hatte, oder nicht? In dem besetzten Land haben meine Jäger in einem Sumpf einen riesigen Schatz gefunden. Es war eine Opfergabe der Gallier an ihre Götter, die sie vor langer Zeit dort versteckt hatten.«
»Ich habe von dieser Sitte gehört«, warf ich ein.
»Das meiste Eisen war zu verrostet, um es noch zu bergen, und auch die Bronze war weitgehend korrodiert. Doch Silber und Gold halten ewig.« Er wies auf das Gold, das Freda trug. »Ich habe jetzt eine Menge Gold. Man wird mir sogar noch mehr geben, wenn ich Caesar töte, es sei denn, er ist so klug und kehrt nach Hause zurück. Mir ist das egal.«
»Und was hast du von Vinius gekauft?« fragte ich ihn.
»Er sollte mir verraten, wann der Zeitpunkt für einen Angriff am günstigsten wäre. Er versicherte mir, das sei kein Problem.
Er würde die Wachen auf dem Wall vorher entsprechend schwächen. Ihr Römer kämpft nicht gern in der Nacht. Wir schon. Wenn der Feind mitten in der Nacht in eurem Lager steht, könnt ihr keine Schlachtformation bilden, und jeder Mann kämpft auf sich selbst gestellt. Wir würden euch nieder machen wie Schafe. Sag Caesar das. Laß ihn wissen, daß seine Soldaten ihm gegenüber lange nicht so loyal sind, wie er denkt.«
Ich wollte ihn einen Lügner schimpfen, doch das konnte ich nicht.
Vor fünfzig Jahren im Krieg mit Jugurtha hatten korrupte römische Politiker, die als Offiziere dienten, die Numidier mitten in der Nacht ins Lager gelassen für Gold. Mit dem Ergebnis, das Ariovistus beschrieben hatte. Trotz all dieser deprimierender Gedanken dämmerte mir das Licht der Erkenntnis.
»Du hast ein Heiligtum der Druiden verletzt«, sagte ich.
»Na und? Ich verachte die Druiden. Sie bereiten mir nichts als Ärger, indem sie versuchen, die Gallier gegen mich zu vereinen.
Wenn Gallien erst mir gehört, werde ich sie alle in unseren Hainen aufhängen lassen.« In diesem Punkt schien er mit Caesar einig zu sein.
»Als sie irgendwie Wind von deiner Vereinbarung mit Vinius bekamen, beschlossen sie, dir einen üblen Streich zu spielen, war es so? Sie haben ihn umgebracht. Druiden dürfen zwar keine Waffen tragen, doch sie dürfen Menschenopfer darbringen.«
»Sie werden dafür bezahlen, daß sie den Hund umgebracht haben, für den ich bezahlt hatte«, gelobte er.
»Sie haben bereits bezahlt«, bemerkte ich.
»Das reicht nicht. Ich habe diese drei den Göttern zum Geschenk gemacht, auch als Warnung an die anderen, daß mir ihr Leben genauso wenig gilt wie ihr heiliger Schatz.« Er schien in der Stimmung, seine Beweggründe zu erklären, was ich selbstredend auszunutzen gedachte.
»Wie haben sie von Vinius erfahren?« fragte ich.
Er verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht genau. Ich habe den Verdacht, daß er mit beiden Seiten Geschäfte machte. Die Ruchlosigkeit des Mannes kannte keine Grenzen, und die
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