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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mir zu entlocken, wann genau ich ihn freilassen wollte, doch ich hütete mich, ihm zu antworten. Es war das beste, Sklaven in dieser Frage in angespannter Erwartung zu halten. Nach einer Weile hörten wir auf, über die Zukunft zu reden. Wenn man zu viel von morgen redet, erscheint einem das Heute immer unsicherer.
    Am Morgen des sechsten Tages erwachten wir in einem menschenleeren Lager. Ich fuhr hoch und sah mich hektisch um. »Hermes! Sie sind weg!«
    »Ha?« bemerkte er geistreich, blinzelnd und eulenhaft um sich blickend. »Wo sind sie hin?«
    »Zurück nach Germanien, will ich hoffen! Los, laß uns diese albernen Fesseln lösen!« Wir unternahmen einen lächerlichen Versuch, die Fesseln des anderen auf zu bekommen. Nach einer Weile gaben wir auf und versuchten, die Pflöcke aus dem Boden zu ziehen. Ebenfalls ohne Erfolg.
    »Wir müssen nachdenken«, sagte ich schließlich. »Vielleicht können wir die Stricke an einem Felsen durchscheuern. «. »Hier gibt es aber keine Felsen«, sagte Hermes. »He, wo ist denn der Gott hin?«
    Ich sah mich um und entdeckte ein Loch im Boden, wo zuvor das häßliche Monstrum gestanden hatte. »Sie haben es ausgegraben und das ganze Lager abgebrochen, ohne uns zu wecken«, bemerkte ich. »Diese Germanen wissen wirklich, wie man sich im Dunkeln bewegt.«
    »Da kommt jemand«, sagte Hermes ängstlich. Wir beobachteten, wie sich aus den Bäumen am Rand der Lichtung eine zwergenhafte, aber vertraute Gestalt löste.
    »Ich dachte, ich schleiche mich zurück und mache es euch ein wenig leichter.« Er zog unter seiner Tunika ein Messer mit kurzer Klinge hervor und durchschnitt unsere Fesseln. »Und jetzt lauft, bevor die Germanen entdecken, daß ich verschwunden bin.«
    »Noch eine Frage, Molon«, bat ich ihn.
    »Was?«
    Ich packte seinen rechten Arm und riß ihn nach oben. »Was hat es hiermit auf sich?« Um sein Handgelenk klimperte das silberne Armband, das Titus Vinius am Tag unsrer ersten Begegnung getragen hatte. »Wie kommt es in deinen Besitz?
    Hast du es von den Druiden bekommen? Was für ein Spiel hast du gespielt?« Ich riß ihm die Kette vom Arm.
    »Autsch!«, schrie er, seinen Arm reibend. »Wenn du es unbedingt wissen mußt, ich habe es an mich genommen, als Vinius tot war. Es lag bei seiner Paraderüstung im Zelt.«
    »Aber die anderen haben behauptet, er hätte es nie abgenommen«, bemerkte ich.
    »Nun, er konnte es ja schlecht tragen, wenn er den Sklaven spielte, oder? Komm schon, gib es mir zurück. Ich habe euch schließlich befreit.«
    »Ich brauche es«, erklärte ich ihm. »Ich muß es Caesar als Beweisstück präsentieren, damit er diese verrückte Geschichte nicht für einen Haufen Geschwafel hält.«
    »Du bist ein undankbarer Mann«, sagte Molon. »Ich habe dir gut gedient, obwohl ich nicht wirklich dein Sklave war.«
    »Ja, und wie du es zum Berater von Ariovistus gebracht hast, ist bestimmt auch eine tolle Geschichte, doch ich habe leider nicht die Zeit, sie mir anzuhören. Wahrscheinlich würdest du ohnehin nur lügen.«
    »Besteht irgendeine Chance, daß wir unsere Schwerter zurück bekommen?« fragte Hermes.
    »Ist das dein Ernst?« entgegnete Molon. »Soviel Eisen?«
    »Komm, Hermes, laß uns hier verschwinden.« Ich wandte mich ein letztes Mal an Molon. »Sage Prinzessin Freda, wenn das ihr Titel ist, daß ich sie stets in angenehmer Erinnerung behalten werde.«
    »Das wird sie freuen«, erklärte er grinsend. »Ich weiß, daß sie große Stücke auf dich hält, Senator.« Wer weiß schon, wann ein Mann wie Molon die Wahrheit sagt? Er ging davon und verschwand im Wald.
    Wir verirrten uns ein paarmal, doch ich hatte eine grobe Vorstellung, wo wir waren und wie wir ins Lager zurück fanden.
    So früh am Tag war die Luft in den Hügeln recht angenehm, und die Bedrohung durch unsere zweibeinigen Feinde war noch so präsent, daß wir uns gar nicht erst die Mühe machten, uns auch noch um Wölfe, Bären und dergleichen zu sorgen. Die Luft war frisch, wir waren frei, und unsere Wunden heilten. Vor allem jedoch hatte ich die Wahrheit über den Tod von Titus Vinius in Erfahrung gebracht und konnte Burrus und seine Freunde retten.
    Ich erkärte das auch Hermes, der zu nörgeln begann.
    »Ach, das beste ist doch, daß die Germanen weg sind.
    Ansonsten bin ich nur müde, wund und hungrig.«
    »Freu dich nicht zu früh«, tadelte ich ihn. »Die Helvetier bringen uns genauso um, wenn sie uns erwischen.«
    »Siehst du? Es sieht eben nicht besonders gut für uns

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