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Tod eines Eisvogels - Roman

Tod eines Eisvogels - Roman

Titel: Tod eines Eisvogels - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Büstenhalters oder eines Unterhemds. Ihr langes nasses Haar kringelte sich auf ihren Schultern.
    »Ich hatte schon Angst, Sie würden nicht anhalten«, sagte die Frau.
    »Ich lass’ Sie doch bei dem Wetter nicht da draußen stehen«, sagte Raik Maas.
    Etwas später sagte die Frau: »Ich sollte eigentlich bei meinem Mann und meinen Kindern sein.«
    Raik Maas versuchte, sich auf die Straßenbegrenzungen zu konzentrieren. Nach einer Weile sagte er: »Und wieso sind Sie das nicht? Ich meine, bei Ihrer Familie?«
    »Weil es nicht mehr geht. Es passt einfach nicht mehr zwischen uns. Es war die Hölle.« Auf einmal fing sie an zu lachen, leise und zögernd. Bis aus dem Lachen ein Schluchzen wurde, laut und ungehemmt. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich es getan habe.«
    »Was meinen Sie?« Wegen des Windes, der von der Seite gegen den Wagen drückte, musste Raik Maas das Lenkrad fest umklammern.
    Als die Frau antworten wollte, war von der Rückbank ein Röcheln zu hören.
    »Was war das?«, fragte die Frau und wandte sich um.
    »Ach, nichts, das ist bloß mein Bruder«, antwortete Raik Maas.
    »Was ist mit ihm?«, fragte die Frau, die wieder nach vorne sah.
    »Der hat ein bisschen zu viel getrunken, wir haben nämlich seinen Geburtstag gefeiert.«
    »Wie alt ist er denn geworden?«
    »Siebzehn«, sagte Raik Maas. »Und wie alt sind Ihre Kinder?«
    »Sieben und fünf«, sagte die Frau und begann von neuem zu schluchzen.
    »So weinen Sie doch nicht, bitte!«, sagte Raik Maas, lenkte den Wagen an den Straßenrand und schaltete den Motor aus. Ihm gefiel die Vorstellung, mit dieser Frau im Wagen zu sitzen und über ihre Probleme zu sprechen. »Sie dürfen kein schlechtes Gewissen haben«, sagte er. »Denn besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.«
    »Wie können Sie so etwas sagen? Sie kennen meinen Mann doch gar nicht?«
    »Das stimmt. Aber ich weiß, was es heißt, als Kind die ewigen Streitereien der Eltern ertragen zu müssen.«
    »Wirklich?« Die Frau wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ja«, sagte Raik Maas, während das Regenwasser in Schüben über die Windschutzscheibe lief.
    »Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist«, sagte die Frau. »Aber ich konnte nicht länger mit ansehen, wie er auf uns allen herumgetrampelt ist.«
    »Sie haben richtig gehandelt. Vielleicht kommt Ihr Mann ja dadurch zur Vernunft.«
    »Meinen Sie?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Raik Maas und wischte mit den Fingern ein kreisrundes Guckloch in die von innen beschlagene Windschutzscheibe.
    »Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte die Frau. Raik Maas sah, dass sie auf einem Parkplatz standen, an dessen Ende als verschwommener, vom Regen verschleierter Farbfleck eine Gaststätte oder so etwas Ähnliches zu erkennen war.
    »Da drüben können wir was trinken«, sagte er und zog den Zündschlüssel aus dem Schloss.
    »Und was wird aus Ihrem Bruder?«, fragte die Frau.
    »Der soll seinen Rausch ausschlafen«, sagte Raik Maas und erkannte, dass es sich tatsächlich um ein Gasthaus handelte. »Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie ein schlechtes Gewissen haben.« Raik Maas lächelte die Frau an.
    »Eins zu null für Sie«, sagte die Frau und stieg aus.Dabei fiel etwas zu Boden. »Auch das noch«, rief sie und bückte sich.
    »Lassen Sie nur, ich mach das schon«, sagte Raik Maas. Als er sich wieder aufrichtete, sah er, dass es vom Regen im Nu aufgeweichte Fotos waren. Als er begann, die Bilder zu betrachten, entriss sie sie ihm und stopfte sie in ihre Manteltasche. Mit schnellen Schritten liefen sie über den Parkplatz durch den Regen.
    ***
    Manthey hatte alles ausprobiert. Alkohol, synthetische Wachmacher, ja, sogar Haschisch hatte er geraucht. Ohne Erfolg. Denn nachdem die Wirkung des Stoffs nachgelassen hatte und er das Geschriebene am nächsten Morgen las, war das Resultat jedes Mal das Gleiche gewesen, und er riss das beschriebene Blatt grimmig aus der Schreibmaschine und warf es zu den anderen in den Papierkorb. Er hatte nachts gearbeitet und manchmal am helllichten Tag mit heruntergelassenen Rollläden. Er hatte die Fenster abgedichtet, um sich gegen störende Geräusche von außen zu schützen. Ohne Erfolg. Inzwischen dauerte seine Schreibblockade mehr als zwei Monate, und Manthey hatte keine Ahnung, wie er sie durchbrechen konnte. Das Erscheinen seines letzten Romans lag mittlerweile über drei Jahre zurück.
    So war Manthey die meiste Zeit verzagt, und nachts, wenn er wach lag und auf das

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