Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Maechtigen

Tod eines Maechtigen

Titel: Tod eines Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
weit.
    »Ich wollte nicht -«, fuhr Lilith fort, aber Gershom Chaim fiel ihr ins Wort.
    »Du wolltest nicht?« fragte er. Seine Lippen bebten, sein Leib zitterte, und in seinen wässrigen Augen flammte etwas von jenem Zorn und Haß, die tief in ihm brannten und nur eine Quelle hatten: Lilith Eden. »Wollfest du ihr nichts tun, so wie du meinem Sohn nichts getan hast?«
    Fast erwartete Lilith, daß Chaim vor ihr ausspie. Aber er tat es nicht. Seine Furcht vor ihr schien noch immer größer als alle Wut.
    Sie senkte den Blick, beschämt und schuldbewußt, als sie an David dachte. Daran, daß sie ihm erlaubt hatte, seine jungenhafte Neugier zu stillen. Eigennützig hatte sie es getan, wie sie sich eingestand. Denn Blut, das vor Erregung wallte, mundete besser als solches, das schal und zäh aus der Ader troff .
    »Es wird nicht mehr geschehen«, flüsterte sie. »Ich verspreche es.«
    »Welchen Wert soll ein Versprechen aus deinem Munde haben?« entgegnete Chaim bitter.
    »Ich bin nicht so schlecht, wie du glaubst«, verteidigte sich Lilith. Ihre eigenen Worte klangen hohl in ihren Ohren, ihre Stimme lahm.
    »Du hast meine Familie verdorben, treibst es vielleicht noch mit Toten unter meinem Dach -«, Gershom Chaim wies auf den reglosen Körper, der auf dem Bett lag, unverändert wie am ersten Tag, »-wie sollte ich da anders von dir denken als schlecht?«
    Lilith erwiderte nichts darauf. Nur ihre Hand kroch wie von selbst auf den leblosen Leib zu, und ihre Finger berührten ihn, als könnte sie Kraft in ihm finden, die in ihr selbst nicht mehr war, nicht in diesem Augenblick, da Gershom Chaim ihr den Spiegel vorhielt.
    »Ich bitte dich, geh jetzt«, sagte sie leise und ohne Chaim anzusehen. Sie konnte ihn nur bitten, ihm aber nichts befehlen wie etwa seiner Frau oder seinem Sohn. Er zählte zu den wenigen Menschen, die gegen die vampirische Hypnose immun waren. Und etwas von dieser Widerstandskraft meinte Lilith auch in Rahel gespürt zu haben, nur - irgendwie anders .
    »Ich wünschte, ich könnte euch bitten, dies zu tun«, gab Chaim müde zurück. »Zu gehen! Uns endlich zu verlassen - in Ruhe zu lassen!«
    Er wollte sich schon umwenden, hielt aber noch einmal inne und drehte sich Lilith wieder zu. Dabei entblößte er erneut seinen mageren Hals.
    »Was ist?« fragte er leise. Angstvolles Flimmern vertrieb den flackernden Zorn aus seinem Blick. »Willst du -?«
    Liliths Wangenmuskulatur zuckte schmerzvoll. Wieder drohte ihr übel zu werden, weil sie Menschen durch ihre Widernatur dazu brachte, sich derart zu erniedrigen.
    »Geh endlich!« zischte sie und spürte im gleichen Atemzug, wie Wut auf alles und jeden sie übermannen wollte. »Verschwinde! Ich rate dir gut, es zu tun, sonst -«
    »Du kannst mir nichts mehr antun, was du mir nicht schon angetan hättest«, erwiderte Gershom Chaim, während er die Tür hinter sich schloß. Die Tonlosigkeit seiner Stimme, der Fatalismus seiner Worte ließen Lilith schaudern ...
    ... und fast wünschte sie sich, wieder die zu sein, die sie gewesen war, bevor Beth MacKinsey in sie gedrungen und in ihr aufgegan-gen war, im Zeitkorridor bei Uruk 2 : von dunkler Kraft ganz und gar erfüllt und kompromißlos bereit, Böses zu tun und dem Grauen zu frönen. Doch dazu war es nach Liliths Aufbruch aus dem Dschungel Yucatans, wo sich die böse Energie des Arapaho-Vampirs Hidden Moon in sie entladen hatte 3 , nicht gekommen - Beth MacKinsey hatte sie vor diesem Schicksal bewahrt .
    ... oder vielmehr das, was von Beth im magischen Korridor die Zeit überdauert hatte: ihr Geist, geläutert von der Kraft jenes besonderen Ortes.
    Mit der Absicht, durch den Korridor in jene zukünftige Zeit zurückzukehren, da sie als Beth MacKinsey von Lilith Eden getötet worden war, hatte sie ihn in ferner Vergangenheit als Elisabeth Stifter aufgesucht, um endlich Rache zu nehmen an der einstigen Freundin. Aber der magische Tunnel hatte sich nicht nach ihrem Willen nutzen und mißbrauchen lassen - statt dessen war er zu Beth' Kerker geworden, in dem ihr körperloses Wesen die Jahrhunderte zugebracht hatte, bis Lilith selbst das Tor ein weiteres Mal geöffnet hatte. Die Gefahr durch eine dritte, ungleich mächtigere Präsenz hatte Lilith und Beth jedoch gezwungen, füreinander einzustehen, und letztlich hatte Beth sich nur retten können, indem sie in Li-lith Zuflucht nahm. Ihr Wissen und Wesen waren fortan Teil Lilith Edens, und so waren die Freundinnen, die zu Feindinnen geworden waren, heute enger und

Weitere Kostenlose Bücher