Tod eines Maechtigen
Heiligen Land die Epoche eines christlichen Königreichs eröffneten (1099 bis 1187). Die Kreuzzüge - von den Protagonisten als kollektive Wallfahrten gepriesen - gipfelten in grausamsten Massakern und legten den Grundstein für den unversöhnlichen Haß der Religionen, der das gesamte nachchristliche zweite Jahrtausend prägte.
Heute wird Jerusalem auch »die dreifach heilige Stadt« genannt: Mit Westmauer (»Klagemauer«), Grabeskirche und Felsendom vereint Jerusalem heilige Stätten von Judentum, Christentum und Islam. Diese Bauwerke liegen allesamt in der Altstadt Jerusalems, die von einer beeindruckenden Mauer umgrenzt wird: 12 bis 15 Meter hoch, fast 5000 Meter lang und von acht Toren durchbrochen, gibt sie der Altstadt die Form eines unregelmäßigen Trapez. Vor 500 Jahren ließ Sultan Süleyman »der Prächtige« diese Befestigungen errichten, und seither wurden sie kaum verändert.
Die Altstadt Jerusalems gliedert sich in verschiedene Viertel: das jüdische, das armenische, das christliche und das muslimische. Allerdings macht die Altstadt heute nur noch den kleineren Teil Jerusalems aus: Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde auch außerhalb der Stadtmauern mit dem Häuserbau begonnen. Dort unterscheidet sich Jerusalem freilich kaum mehr von anderen Städten dieser Größenordnung.
Bei der Westmauer (hebräisch: Kothel HaMa'aravi) handelt es sich um den letzten Überrest vom westlichen Teil der Stützmauern des Tempels, den Salomo erbauen ließ, Nebukadnezar zerstörte, die Rückkehrer aus dem Babylonischen Exil und Herodes wiedererrichteten und den Titus schließlich niederbrannte. Seit dem Tag der Zerstörung versammeln sich Juden, um auf seinen Ruinen zu beten (unter den Römern mußten sie übrigens für den Zutritt bezahlen); sie glauben, daß hier die Shechina, die Gegenwart Gottes, zu spüren ist.
Eine Legende erzählt, daß die rosafarbenen Tropfen, die nachts die zwischen den Steinen hervorwachsenden Zweige des Ysop und des wilden Kapernstrauchs benetzen, Tränen sind, die die Mauer um das Unglück Israels vergießt.
Nach alter Tradition stecken gläubige Juden (und nicht nur sie, sondern auch Touristen) Papierstreifen, auf die sie ihre Wünsche und Gebete geschrieben haben, zwischen die Mauersteine. Um auch im Ausland lebenden Juden die Möglichkeit einzuräumen, dies zu tun, wurde in Jerusalem eine Faxnummer eingerichtet, an die sie ihre Gebete senden können. Ein Bote steckt die eingegangenen Faxe dann in die Ritzen der Westmauer.
»Klagemauer« wurde der Kothel im Mittelalter fälschlich von den Christen genannt, weil sie die Gebete der Juden als Wehklagen auffaßten.
Die Grabeskirche wurde im Jahr 326 erbaut über den Stellen, die der Überlieferung nach als Ort der Kreuzigung und Grablegung Jesu gelten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die »heilige Stätte des Todes und der Auferstehung des Erlösers« mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. Heute zeigt sie sich als ein Labyrinth von Kapellen, heiligen Stätten und historischen Bauten, das wenig mit unserem Bild einer Kirche gemein hat. Mehrere christliche Glaubensgemeinschaften machen Ansprüche auf die Grabeskirche geltend und wachen eifersüchtig über ihren jeweiligen Teil.
Der Felsendom (arabisch Qubba el-Sakhra) erhebt sich über einem Felsen, um den Mythen aller drei monotheistischen Religionen kreisen: Hier soll Abraham bereit gewesen sein, seinen Sohn Isaak zu opfern (Gen 22), und hier brachte David sein Opfer dar. Die Muslime erkennen hier den Abdruck des Propheten Mohammed und den der Hand des Erzengels Gabriel. Die Grotte unter dem Felsen wird von den Moslems »Brunnen der Seelen« genannt; dort sollen sich die Seelen der Toten versammeln, bevor sie in den Himmel aufsteigen.
Das Judentum gründet sich auf den Glauben an den einen Gott und den Bund, den Er mit dem Volk schloß, dessen Geschichte in der Epoche Abrahams vor 4000 Jahren begann und in den Schriften der Bibel festgehalten ist. Alle Aspekte des Judentums haben ihre Quellen in den heiligen Schriften, die als geschriebenes Gesetz gelten. Zusammen mit der Auslegung dieses biblischen Gesetzes (Talmud) sind die Bücher des Alten Testaments die Inspiration aller jüdischen Gemeinden.
Viele Begriffe aus dem Judentum sind zwar geläufig, ihre Bedeutung aber ist nicht immer wirklich bekannt.
Rabbi, aramäisch für »Meister«, ist ein Titel, der in den nachbiblischen Texten Gesetzesgelehrten oder geistigen Führern gegeben wird. Heute bezeichnet man auch religiöse
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