Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
zeigen?«
    »Der da ist es!«, quiekte der Sklave mit brechender Stimme. Wie ich erwartet hatte, deutete er direkt auf Philomelus.

LVI
     
     
    »Sind Sie an dem Tag hier gewesen, Philomelus?«
    Der junge Kellner erhob sich wieder. »Ja, Falco.« Er sprach leise. Obwohl er nervös wirkte – und sein Vater hinter ihm fast panisch aussah –, wich der junge Mann meinem Blick nicht aus.
    »Sie waren bei Chrysippus?«
    »Ja.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Erzählen Sie uns, worüber Sie beide gesprochen haben.«
    »Ich habe eine Geschichte geschrieben«, sagte Philomelus und errötete diesmal scheu. »Ich wollte, dass er sie veröffentlichte. Er hatte sie schon vor längerer Zeit erhalten und die Schriftrolle nicht zurückgegeben. Ich kam, um ihn zu bitten, sie zur Publikation anzunehmen, hatte mir aber vorgenommen, die Schriftrolle zurückzufordern, wenn er sie nicht wollte.«
    »Was ist an dem Tag geschehen? Hat er zugestimmt, Ihr Werk zu kaufen?«
    »Nein.«
    »Hat er Sie vielleicht aufgefordert, ihm ein Veröffentlichungshonorar zu zahlen?«
    »Nein.«
    »Was ist denn dann passiert?«
    »Chrysippus verhielt sich sehr ausweichend. Schließlich sagte er mir, meine Arbeit sei einfach nicht gut genug.«
    »Haben Sie sie zurückbekommen?«
    Philomelus wirkte total niedergeschlagen. Er machte eine untröstliche Geste. »Nein, Falco. Chrysippus gestand, dass ihm die Schriftrolle abhanden gekommen war.«
    Ich schaute mich in der Bibliothek um. »Tja, hier befindet sich sicherlich eine große Menge von Dokumenten; er konnte durchaus eines verlegt haben. Aber das war sehr nachlässig. Er hätte zumindest nach Ihrem Manuskript suchen können. Es gehörte Ihnen – gegenständlich und als Urheber. Für Sie verkörperte es monatelange Arbeit und all Ihre Hoffnungen. Wie haben Sie reagiert?«
    »Ich war am Boden zerstört.« Das sah man ihm auch nach wie vor an.
    »Wütend?«
    »Ja«, gab der Junge aufrichtig zu.
    »Haben Sie ihn bedroht?«
    Er zögerte. »Ja.«
    »Womit?« Philomelus antwortete nicht. »Mit Gewalttätigkeit?«, fragte ich scharf.
    »Nein, darauf bin ich überhaupt nicht gekommen«, seufzte Philomelus. Er räumte reumütig ein, dass es ihm sowohl an Aggressivität als auch an Körperkraft mangelte. »Ich sagte, ich würde meinem Vater erzählen, was passiert war, und unsere Familie würde nie wieder Geschäfte mit Chrysippus machen. Oh, ich weiß, wie schwach das klingt!«, stammelte er. »Ich war außer mir. Aber was anderes fiel mir nicht ein.«
    Pisarchus stand auf und legte ihm seinen schweren Arm um die Schultern. Die Drohung, Chrysippus alle Geschäfte zu entziehen, wäre ausgeführt worden – wenn ich mir auch nicht sicher war, dass sich Chrysippus davon hätte beeindrucken lassen.
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Bin ich wieder in die Popina gegangen«, antwortete Philomelus. »Dann wurde ich früher nach Hause geschickt, weil sich die Vigiles über die Wärmetöpfe beschwert hatten. Wir hatten eine Zeit lang nur teilweise geöffnet, bis die Vigiles keine Lust mehr hatten, uns zu überprüfen.«
    »Sie sind nicht hierher zurückgekehrt?«
    »Nein. Ich bin direkt in meine Unterkunft gegangen, hab mich mit dem abgefunden, was passiert war, und begonnen, die ganze Geschichte neu zu schreiben.«
    »Sehr professionell!«, sagte ich und applaudierte ihm. Dann wurde ich gemein. »Auch ziemlich kaltblütig – falls Sie Chrysippus zu Brei geschlagen hatten, bevor Sie diese Bibliothek verließen.«
    Philomelus wollte protestieren, aber ich hielt ihn davon ab, sich zu verteidigen.
    »Verzweifeln Sie nicht«, meinte ich in wohlwollendem Ton. »Ihr Manuskript ist vielleicht nicht verschwunden.«
    Ich machte Aelianus ein Zeichen, Passus hereinzuschicken, und holte selbst Helena Justina nach vorne. Fusculus ging hinaus, wie vorher vereinbart, um an Passus’ Stelle die Zeugen zu bewachen. Als er an mir vorbeikam, erinnerte ich ihn flüsternd an die Durchsuchung, die Petronius angeordnet hatte.
    Ich nahm die Debatte wieder auf.
    »Manuskripte spielen in diesem Fall eine wichtige Rolle. Meine Mitarbeiter haben die Schriftrollen aufgelistet, die wir hier nach Chrysippus’ Tod gefunden haben. Passus, du zuerst. Würdest du uns bitte von der Mehrheit – der Schriftrollen mit Titelseiten – berichten?«
    Passus wiederholte, was er mir erzählt hatte, nämlich das Chrysippus offenbar Verkaufsentscheidungen getroffen hatte, hauptsächlich in negativer Form. Passus legte einen vollständigen Bericht ab, war aber vor dem großen

Weitere Kostenlose Bücher