Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
den Tod ihres Vaters gesprochen haben. Das wäre völlig normal.« Da ich Vibia erwähnt hatte, drehte ich mich schnell zu ihr um. »Vibia Merulla, Diomedes hat ein Alibi. Er war im Tempel der Minerva. Ein Priester, zweifellos ehrenhaft, wird für ihn bürgen. Sagen Sie mir, wussten Sie, dass er dort war?«
    »Ja«, erwiderte sie und errötete, als sich die Aufmerksamkeit ihr zuwandte. »Ja, ich wusste es. Er geht oft dorthin.«
    »Dann sagen Sie mir, warum Sie, als Sie Chrysippus hier liegen fanden, nicht jemanden zum Tempel geschickt haben, der nur ein paar Schritte entfernt ist, um Diomedes wissen zu lassen, dass sein lieber Papa tot war?«
    »Daran hab ich überhaupt nicht gedachte«, verkündete Vibia ein bisschen zu keck. »Ich war total schockiert.«
    »Verständlich. Nun – Sie haben Diomedes mal gemocht, aber Ihre Gefühle haben sich geändert. Wollen Sie uns dazu etwas sagen?«
    »Nein«, quiekte sie entrüstet.
    »Er ist sehr an Literatur interessiert, hat er mir erzählt. Sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass er nur an Ihnen interessiert war, weil Sie das Skriptorium erben würden?«
    »Ich war nie an ihm interessiert, und er auch nicht an mir.«
    »Tja, dass Sie ihn jetzt nicht mehr mögen, ist deutlich zu erkennen. Sie weigern sich, mit ihm zu sprechen, und verlangen, dass er seine Sachen aus Ihrem Haus abtransportiert. Ist irgendwas passiert, das Ihre starke Abneigung hervorgerufen hat? Hat er etwas getan?«
    Vibia schüttelte schweigend den Kopf.
    »Ich muss das wissen, Vibia. Warum haben Sie Diomedes nicht über den Tod seines armen Vaters informiert? Ein schroffer Mensch könnte denken: Vielleicht glaubte sie, dass er es bereits wusste.« Vibia weigerte sich immer noch dickköpfig, mir zu antworten. »Natürlich verbrachte er den ganzen Tag in Anbetung der Göttin, nicht wahr? Aber ich warne Sie, Vibia – wenn ich beweisen könnte, dass Diomedes zu der von ihm angegebenen Zeit nicht im Tempel war, würde ich ihn mir als Verdächtigen sehr genau vornehmen, und Sie auch!«
    Unter der dicken Schminke war Vibia möglicherweise bleich geworden. Sie erhob keinen weiteren Protest; ich nahm an, dass sie sich verteidigen wollte, aber irgendwas hielt sie zurück.
    Ich ging durch den Raum, überquerte den Läufer, der dort lag, wo die Leiche gefunden wurde, bückte mich und schob den Läufer so hin, wie Diomedes gelegen hatte. »Diomedes, mir ist aufgefallen, dass Sie sich in ost-westlicher Richtung hingelegt haben. Genauso hat die Leiche gelegen.« Ich machte eine kurze theatralische Pause, wie aus Ehrerbietung vor der Leiche. »Jeder würde meinen, Sie hätten das gewusst.«
    Diomedes wollte etwas sagen, aber seine Mutter packte ihn am Arm.
    »Nun gut!« Ich wandte mich wieder den Autoren und Euschemon zu. »Chrysippus hatte den Vormittag damit verbracht, neue Manuskripte zu lesen. Mein erster Gedanke war, dass er möglicherweise von einem erbosten Autor umgebracht wurde. Avenius und Turius brauchten ihn beide lebendig, damit er das Erpressungsgeld zahlen konnte. Hatte sein Tod für die anderen Vor- oder Nachteile? Wie lautet das Ergebnis? Euschemon, haben Sie den Status quo aufrechterhalten?«
    Euschemon schien zu zögern, machte dann aber doch den Mund auf. »Tatsächlich werden wir sie alle aus unserer Autorenliste streichen. Ich bin sicher, das werden sie verstehen. Sie waren Chrysippus’ persönliche Klienten, ein enger Kreis, den er als Literaturmäzen unterstützte. Sobald das Skriptorium in andere Hände überging – egal, ob Vibia es verkauft oder selbst behalten hätte –, standen diese Autoren vor der Entlassung. Das sind alles kluge Männer, Falco«, meinte er. »Das Risiko war ihnen bekannt.«
    »Sie verdankten also ihre Förderung und Veröffentlichung Chrysippus und wussten, dass sie beides verlieren könnten, wenn er starb.« Ich ließ meinen Blick an der Reihe entlangwandern. »Bis auf Sie, Urbanus. Sie wollten ihn ohnehin verlassen.«
    »Und ich war an dem Tag nicht hier«, erinnerte er mich.
    »Ich glaube Ihnen. An Ihrer Stelle suchte eine zusätzliche Person Chrysippus auf«, sagte ich. Dann gab ich Aelianus das Zeichen, von Passus den Boten hereinschicken zu lassen.
    Er marschierte selbstbewusst herein, verzagte dann aber ein wenig, als er sah, wie viele Menschen hier waren. Ich blieb kurz angebunden.
    »Nur eine Frage. An dem Tag, als dein Herr starb, hast du einen Möchtegernautor ins Haus kommen sehen, der nicht auf der Besucherliste stand. Würdest du mir den Mann

Weitere Kostenlose Bücher